"Alte Meister" Grünes Gewölbe: Wie die Kunstschätze wieder nach Dresden kamen
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28. Januar 2022, 09:28 Uhr
Die Übergabe des "Grünen Gewölbes" an die DDR markierte den Höhepunkt einer spektakulären Rückführung von Kunstschätzen aus der Sowjetunion. Im November 1958 wurden insgesamt 1.700 "Alte Meister" zurückgegeben.
Über das "Grüne Gewölbe"
2006 wurde das historische Grüne Gewölbe im Dresdner Residenzschloss wiedereröffnet. Seit 2001 war das Kunstmuseum aufwendig restauriert worden. Die neuen Räume bilden den ursprünglichen Zustand der früheren kurfürstlichen Schatzkammer von 1723 ab. 2020 wurden Juwelen von unbezifferbarem Wert aus dem Grünen Gewölbe in Dresden gestohlen. Am 11. November 2020, knapp ein Jahr nach dem Einbruch, verhaftete die Polizei drei Tatverdächtige in Berlin, die aus dem Clan-Milieu stammen. Im Januar 2022 startet der Prozess.
"Dieser Tag wird einen Ehrenplatz in der Geschichte einnehmen", orakelte Alexander Abusch, ehemaliger Kulturminister der DDR, während der feierlichen Übergabe des "Grünen Gewölbes" am 28. November 1958 in Dresden. "Kunstschätze von unermesslichem Wert, die von den sowjetischen Truppen während der Kampfhandlungen für unser Volk in der Sowjetunion aufbewahrt wurden, sind nach Dresden zurückgekehrt."
Die Übergabe des "Grünen Gewölbes" an die DDR markierte den Höhepunkt einer spektakulären Rückführung von Kunstschätzen aus der Sowjetunion, die bereits 1955 begonnen hatte. Damals waren 1.700 Bilder aus der Dresdner Gemäldesammlung "Alter Meister", die nach dem Zweiten Weltkrieg in Museen in Moskau und Kiew verschwunden waren, an die DDR übergeben worden. Es herrschte "atemlose Erwartung", erinnert sich Joachim Menzhausen, späterer Direktor des "Grünen Gewölbes", an den Augenblick, als die Kisten eintrafen. "Die meisten jungen Mitarbeiter konnten sich nicht vorstellen, was alles darin verborgen war."
Beschlagnahmt und abtransportiert
Fast zwanzig Jahre lang waren die Kunstwerke der Dresdner Gemäldegalerie und das "Grüne Gewölbe" nicht mehr zu sehen gewesen. Mit Kriegsbeginn 1939 waren die Museen geschlossen worden und 1942 begann man mit der Auslagerung der Sammlungen in die Sächsische Schweiz. Nach Kriegsende beschlagnahmte die "Trophäenkommission" der Roten Armee die Kunstschätze und transportierte sie in die Sowjetunion. Sie galten als eine Entschädigung für die Verwüstungen, die die Wehrmacht in der Sowjetunion hinterlassen hatte und als Kompensation für die Verluste eigener Sammlungen im Zweiten Weltkrieg.
Legende von der "Rettung der Kunstschätze"
Die Legende von der "Rettung der Kunstschätze" durch die Sowjetunion war erst 1955 in Umlauf gebracht worden. Vorher war davon nie die Rede gewesen. Hermann Voss, damals Direktor der Dresdner Gemäldesammlung, berichtet, dass er nach Kriegsende einen Major der "Roten Armee" gefragt habe, was mit den abtransportierten Kunstwerken geschehen werde. Die Antwort des Majors war eindeutig: Sie werden unter den sowjetischen Museen aufgeteilt.
"Ein Geschenk an das deutsche Volk"
Im März 1955 beschloss der Ministerrat der UdSSR jedoch die Rückgabe eines Teils der aus deutschen Museen geraubten Sammlungen. In mehr als 300 Güterwaggons wurden vom Sommer 1955 bis zum Januar 1959 insgesamt 1,5 Millionen Kunstwerke in die DDR transportiert. Der russische Kulturminister sprach bei der Übergabe von "einem Geschenk an das deutsche Volk". Allerdings waren in den meisten Fällen die zurückgegebenen Sammlungen unvollständig. Teile der Dresdner Gemäldegalerie etwa sind bis heute verschollen. Lediglich das stets besonders gesicherte "Grüne Gewölbe", die Schatzkammer der sächsischen Regenten, hatte die Transporte nahezu ohne Verluste überstanden.
Kulturpolitisches Signal
Die Rückgabe der Kunstschätze war ein politisches Signal der UdSSR gewesen, um die DDR international aufzuwerten. In der DDR wurde die spektakuläre Aktion vor allem als eine Geste der Freundschaft gefeiert. "Die Übergabe der herrlichen Kleinodien des 'Grünen Gewölbes' verwandelt den heutigen Tag für das gesamte deutsche Volk in einen besonderen Tag der Freundschaft mit der Sowjetunion", sagte Alexander Abusch bei der Übergabe des "Grünen Gewölbes" 1958.