Vor 50 Jahren Seit 1970 ein Dauerbrenner: Die Olsenbande und ihre Coups
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18. Juli 2017, 10:31 Uhr
Die Olsenbande brachte in den 1970er-Jahren internationales Kino in die DDR: Aufwendig synchronisiert, wurden die Filme um Egon, Benny und Kjeld Kassenschlager und erreichten sehr bald Kultstatus. Der erste Film flimmerte am 26. Juni 1970 über die DDR-Leinwände. Heutzutage bringen die dänischen Gaunergeschichten auf mitteldeutschen Bühnen schon die dritte Fan-Generation zum Lachen.
Egon, ein kleiner älterer Herr mit Melone und Zigarre, Kjeld, ein kräftiger Mann mit Schiebermütze, Brille und Hebammentasche, und Benny, eine lange Gestalt in Hochwasserhosen. Die Sorgen der kleinen Leute auf ihren Schultern und immer auf der Suche nach dem großen Coup. Das ist der Stoff, aus dem der dänische Drehbuchautor Henning Bahs einen Dauerbrenner machte. Gespickt mit kleiner und großer Komödie, sind die insgesamt 14 Filme zugleich Persiflage und Hommage an die großen amerikanischen Gangsterfilme.
Internationales Kino in der DDR
Der erste Film von Autor Henning Bahs und Regisseur Erik Balling hatte am 11. Oktober 1968 Premiere und war im Heimatland Dänemark ein Kassenschlager. Erst ihre zweiter Film, "Die Olsenbande in der Klemme", wurden 1970 nach Polen und in die DDR, später unter anderem auch nach Schweden, Norwegen und in die Bundesrepublik verkauft. Vor allem in der DDR und in Polen sollten die Filme einen ähnlichen Erfolg wie in Dänemark haben. Während sie in der Bundesrepublik kaum Beachtung fanden, wurden die Filme im anderen Teil Deutschlands aufwendig und mit Starbesetzung im DEFA-Studio für Synchronisation für das deutsche Publikum bearbeitet. Fernsehlieblinge wie Helga Hahnemann, Günter Schubert, Rolf Herricht oder Herbert Köfer wurden als Synchronstimmen gewonnen.
Mächtig Gewaltig: Olsenbande wird Alltagskultur
Fast jeder kann sich noch daran erinnern, wann und wo er das erste Mal die Olsenbande gesehen hat. Ob im Zeltkino oder Kulturpalast, von der Ostsee bis zum Vogtland: Die Olsenbande erreichte Kultstatus in der DDR. Wenn die drei Antihelden mit ihrem völlig heruntergekommen Chevrolet Bel Air aus dem Kopenhagener Arbeiterviertel Valby auszogen, den Bösewichten wie Bang-Johannsen die Beute abzujagen und Kommissar Jensen an der Nase herumzuführen, dann herrschte in jeder Familie Einigkeit über das Kino- und Fernsehprogramm. Das Publikum fieberte bei jedem der skurrilen Pläne mit, die am Ende doch mehr oder weniger scheiterten und Egon Olsen in das Staatsgefängnis im Kopenhagener Vorort Albertslund brachten.
Für uns war es ein Gleichnis auf die DDR - ich habe einen Plan und nichts klappt. Immer den großen Anspruch und klappen tut's sowieso nicht.
Kultstatus: Die Olsenbande begeistert schon die dritte Generation
Die Filme und die Schauspieler werden in der DDR gefeiert und ein großes Treffen zwischen Darstellern und Synchronsprechern wird in der "Nacht der Prominenten" 1982 im DDR-Fernsehen inszeniert. Bereits 1974 hatten die dänischen Verantwortlichen mit dem sechsten Teil den "(voraussichtlich) letzten Streich der Olsenbande" geplant, doch Fans und Darsteller blieben den Figuren treu. Nach dem 13. Film, der bereits 1981 in Dänemark abgedreht wurde, war jedoch Schluss für das Gaunertrio.
Ableger der Kultfilme entstanden vor allem in den skandinavischen Ländern, von Fernsehserien bis hin zu Kinderfilmen. Egon, Benny und Kjeld überdauerten sogar die Wiedervereinigung und wurden zu einem gesamtdeutschen Phänomen: 1998 haben die drei ehemaligen Darsteller der Olsenbande, Ove Sprogøe, Morten Grunwald und Poul Bundgaard, ihren wahrscheinlich größten Plan. Im Alter um die 70 aktivieren sie das ehemalige Erfolgsduo aus Drehbuchautor und Regisseur und wagten mit dem 14. Teil, den "(wirklich) allerletzten Streich der Olsenbande". In Büchern und Theaterstücken deutscher Autoren leben die Geschichten um die drei Ganoven bis heute fort und erfreuen bereits die dritte Generation.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: MDR Sachsenspiegel | Olsenbande | 07. März 2018 | 19:00 Uhr