Kalter Krieg zwischen Ost und West Liebesgrüße nach Moskau - Der große Radiokrieg
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22. Januar 2020, 15:44 Uhr
Der Rundfunk war eine wichtige Waffe im Propagandakrieg zwischen Ost und West. Er konnte den Eisernen Vorhang überwinden und die Botschaften des Gegners bis in die Wohnstuben der eigenen Bevölkerung tragen. Die amerikanischen Sender Radio Free Europe und Radio Liberty aus München gehörten zu den bedeutensten Stationen im Radiokrieg.
Ende der 1940er-Jahre drohte auf dem europäischen Kontinent ein Land nach dem anderen unter die Vorherrschaft der Sowjetunion zu fallen. Mitten in der Anfangszeit des Kalten Krieges schlug so 1950 die Geburtsstunde von "Radio Free Europe" (RFE). Frei organisiert, aber heimlich finanziert vom damals noch jungen amerikanischen Geheimdienst CIA. Das Konzept des ungewöhnlichen Radiosenders war, ein Programm zu machen, das weit mehr als reine Propaganda sein sollte. Flüchtlinge aus Osteuropa, vor allem aus Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien sollten ihre eigenen Landsleute hinter dem Eisernen Vorhang mit einem freien, unzensierten Programm versorgen.
Löcher im Eisernen Vorhang
Die Radiowellen konnten überwinden den "Eisernen Vorhang" überwinden, der Europa trennte und dessen Grenze sich mitten durch Deutschland zog. Der Vorhang bekam Löcher. Nur zwei Jahre nach Radio Free Europe gründete sich der Schwestersender "Radio Liberty" (RL) in einer Zeit, die nach einer Chance auf Befreiung von der Vorherrschaft der übermächtigen Sowjetunion aussah, denn niemand geringeres als Stalin starb wenige Tage nach der Gründung des Schwestersenders.
Wettrüsten im Radiokrieg
Aus einem zusammengewürfelten "Irrenhaus", wie die befreundeten Radiomacher der BBC damals urteilten, wurde im Verlauf des Kalten Krieges ein effizient arbeitender Medienbetrieb. Trotz sehr großer Anstrengungen der sowjetischen Führung konnte der Ostblock den Sendebetrieb nicht stören. RFE schaffte es immer wieder, die Störsignale der Sowjetunion klug zu umgehen und somit zur täglichen, heimlichen Dosis Hoffnung für die Menschen im Osten zu werden.
Diese Sender haben bewusst etwas für diejenigen getan, die sich mit dem Regime und mit dem System nicht arrangieren konnten, die aber keine Möglichkeit einer Flucht hatten. Sie hatten eigentlich nur die Möglichkeit einer inneren Emigration.
Diese Dosis Hoffnung erschien den Machthabern der sozialistischen Staaten so gefährlich, dass RFE und RL zum Staatsfeind Nummer eins der östlichen Geheimdienste wurde.
Fluch und Segen?
Radio Freies Europa berichtete vom Volksaufstand 1953 in Berlin, vom Aufstand in Budapest 1956 und vom Prager Frühling 1968, doch so ähnlich sich die Aufstände sind, so unterschiedlich war die Berichterstattung von RFE. In Budapest, aufgeputscht durch die Berichte des RFE, waren die Menschen mutig, kämpften gegen die russischen Truppen im Glauben das Ende der Machtherrschaft stünde unmittelbar bevor. Viele Menschen starben und RFE wurde für das blutige Ende des Aufstands mit verantwortlich gemacht. Ein Fehler, der im Prager Frühling nicht noch einmal geschehen sollte. Dieses Mal will RFE kein Öl ins Feuer schütten. In dieser angespannten Phase wurden die Nachrichten und Sendungen intern kontrolliert. Zensur, das Mittel des Feindes kam hier zum Einsatz.
Am Ende arbeitslos?
"Wir sagten immer: wir sind da um uns arbeitslos zu machen. Also wenn der Kommunismus zusammenbrach , wovon ich überzeugt war, zumindest in Osteuropa, dann würde man uns nicht mehr brauchen", berichtet der ehemalige RFE-Leiter Ralph Walter. Tatsächlich aber etablierte sich mit Radio Free Europe und Radio Liberty ein starkes Duo, was auch in Zeiten nach dem Kalten Krieg seinen Platz in der freien Medienwelt behalten sollte. Radio Free Europe/Radio Liberty sendet noch heute, bis nach Afghanistan, und in den Iran und Irak.