MDR zeigt Erfolgsserie über DDR-Kleingärten "Geschichten übern Gartenzaun"
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25. Juli 2024, 09:27 Uhr
Die fiktive Kleingartenanlage "Ulenhorst" war der Schauplatz einer der schönsten DDR-Serien der 1980er-Jahre in zwei Staffeln: "Geschichten übern Gartenzaun" und "Neues übern Gartenzaun".
Geschichten aus dem Alltag waren beim DDR-Fernsehen und bei den Zuschauern beliebt. Ob "Rentner haben niemals Zeit", "Kiezgeschichten" oder die beliebte Fernsehserie "Geschichten über den Gartenzaun" (Staffel 1) und "Neues übern Gartenzaun" (Staffel 2), kurzweilige Fernsehserien, meist nur ein oder zwei Staffeln lang, waren der Renner.
Also man hat in dieser Serie überhaupt – jetzt im Nachhinein – so viel DDR-Realität gesehen. Es wird viel getrunken, wie verrückt geraucht, man borgt sich was aus. Es wird gezeigt, was für ein Mangel ist.
Serien im Trend
Auf Serien setzte die DDR verstärkt seit den 1970er-Jahren. Damit lag sie voll im internationalen Trend und machte nicht zuletzt dem West-Fernsehen Konkurrenz. Die Inhalte balancierten zwischen Parteiauftrag und Lebenswirklichkeit. So erklärt der Soziologe Dr. Uwe Breitenborn: "Was interessiert uns an Serien? Nicht nur eine spannende Erzählung, sondern auch Anschlusspunkte an mein persönliches Leben. So etwas wie in den 1980er-Jahren 'Einzug ins Paradies'. Das sind doch sehr ambitionierte Serien gewesen, die eben nicht so eine glatte Erzählung angeboten haben, sondern auch eben Ecken und Kanten hatten."
Fernsehlieblinge als Erfolgsgarant
Fernsehlieblinge wie Herbert Köfer, Helga Göring, Rolf Herricht oder Monika Woytowicz machten aus den Alltagsgeschichten etwas Besonderes. Eine Herausforderung für die Fernsehmacher war es natürlich, ein realistisches Bild vom Alltag zu zeigen, das aber auch der Maßgabe einer heilen DDR-Welt nicht widersprechen durfte.
Für Rolf Herricht war der Friedhelm Kunze in der Erfolgsserie seine letzte Rolle. Nach seinem frühen Tod fehlte er bereits in einigen Folgen der ersten Staffel. In der zweiten Staffel wurde seine Rolle nicht neu besetzt. Anders wurde mit der Rolle der Claudia verfahren.
Monika Woytowicz als Claudia und "Heldin des Alltags"
Monika Woytowicz gehörte schon vor dem Serienauftakt "Geschichten übern Gartenzaun" zu den Fernsehlieblingen, die dem Publikum aus zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen bestens bekannt waren. In der ersten Staffel der Kleingarten-Geschichten übernahm sie die weibliche Hauptrolle: Sie spielte Claudia – eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern, eine geschiedene attraktive Frau, die ihr Leben im Griff hat und der zum Traumgarten nur noch den Traummann fehlt. Sie ist die Heldin des Alltags in der Serie.
Nachvollziehen kann ich sehr gut, dass diese Claudia sich entscheidet, einen Garten zu nehmen – vor allem wegen der Kinder. Wir haben das genauso gemacht. Man musste sich anstellen und dann gab es eben einen Ausschuss, der entschied: Wer hat es am nötigsten.
Zwischen Zuchtkaninchen und Gartenkneipe findet die selbstbewusste Frau ihr Glück, natürlich nicht ohne Hindernisse und begleitet von den Geschichten der Gartennachbarn, deren Spektrum von der Romanze bis zur Familientragödie reicht. Am Ende der ersten Staffel steht natürlich ein Happy End für Claudia und die ganze Kleingartenanlage.
Von "Ulenhorst" in die "Lindenstraße"
Die Serie ist ein Erfolg. Drei Jahre später, 1985, fand sie mit der zweiten Staffel "Neues übern Gartenzaun" eine siebenteilige Fortsetzung – doch diesmal ohne Monika Woytowicz. Als die erste Staffel 1982 im Fernsehen lief, sagte sie der heilen DDR-Welt adé. Nicht mehr die Dresdner Kleingartenanlage "Ulenhorst", sondern die "Lindenstraße" in München war nun ihre neue Heimat. Schauspielerin Angelika Neutschel ersetzte darauf Monika Woytowicz in der Serie. Der Mann, der Garten und die Gartennachbarn blieben dieselben.
Dann kam der Ausreiseantrag und ich habe vorgeschlagen, ich komme gerne von München zurück und mache in der zweiten Staffel mit. Natürlich ging das zu DDR-Zeiten nicht. Ja, der Auslöser (für die Ausreise) war natürlich das Gefühl, immer eine Mauer um sich rum zu haben.
"Neues übern Gartenzaun"
Seit der großen Doppelhochzeit in der ersten Staffel sind in "Neues übern Gartenzaun" einige Jahre ins Land gegangen. Manfred, Claudia und ihre vier Kinder haben etliche turbulente Momente im Familienalltag zu bewältigen. Manfred muss sich nun als Vater von vier Kindern behaupten – eine Aufgabe, die ihm viel Geduld abverlangt. In der großen Familie geht es nicht immer ruhig und geordnet zu, doch ausgerechnet an Claudias Geburtstag kommt es zum großen Krach. Manfred vermisst eine Armbanduhr und verdächtigt Claudias Kinder des Diebstahls.
Die Nachbarn in der Gartenkolonie beschäftigt ein trauriger Anlass. Opa Treuholz, der alte Zirkusclown, ist verstorben. Um seinen Zirkuswagen gibt es heftige Debatten, denn einer der Kleingärtner will ihn für die Bienenzucht nutzen. Aber Bienen mitten in der Siedlung – kann das gutgehen?
Drehs in der Dresdner Hellersiedlung
Für die Schauspieler und die Gartenfreunde waren die Dreharbeiten in der Dresdner Hellersiedlung eine spannende Angelegenheit. Vor allem die Kinder der Laubenpieper hatten vorher nur selten so einen Trubel in der beschaulichen Gartenanlage erlebt. Was man sich in mühevoller Arbeit und mit Tauschgeschäften für seinen Garten organisiert hatte, durfte aber nicht im Fernsehen gezeigt werden.
Kleine Schmuckstücke wie Swimmingpools oder andere Luxusgüter wurden rausgeschnitten. Dafür hielt nach Drehschluss die Realität Einzug in die Kolonie, wie die Gartenfreunde heute noch berichten. Bei einem Bier mit Rolf Herricht oder Günter Schubert kam man sich nicht nur menschlich näher, auch das ein oder andere knappe Baumaterial wechselte seinen Besitzer.
Eine erste Version des Artikels erschien 2015.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Geschichten übern Gartenzaun | 22. Juli 2024 | 20:15 Uhr