Von damals lernen Timurhelfer - ein Vorbild für heute?
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22. Oktober 2019, 10:30 Uhr
Einsamkeit im Alter – auch in der DDR gab es das. Für viele Rentner war es daher ein großes Ereignis, wenn die Timurhelfer kamen. Das waren Jung- oder Thälmannpioniere, die in ihrer Freizeit alte Leute unterstützten.
Für viele ältere Menschen in der DDR ist sie ein Segen: die Timurhilfe. Das ist einen Bewegung junger DDR-Kinder, die in ihrer Freizeit den Älteren helfen - beim Einkauf, Kohlen schleppen oder Putzen.
Und nicht selten geht es einfach nur darum, die Omas und Opas der Republik mal zu besuchen, mit ihnen zu reden, etwas gegen die Einsamkeit zu tun. Denn nicht alle Alten sind mobil genug, um in die Treffs der Volkssolidarität zu gehen.
Abenteuer und Selbstlosigkeit
Die Timurs: Sie verkörpern Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit, Nächstenliebe und Respekt vor dem Alter. Den Kindern in der DDR wird die Idee, Timurhelfer zu sein, mit einer Portion Abenteuer verkauft. Denn sie agieren im Verborgenen mit eigenen Regeln, wie eine Art Geheimbund.
Ich schwöre, mich jedem gemeinsamen Beschluss des Trupps unterzuordnen, immer zur Stelle zu sein, wenn meine Hilfe gebraucht wird, über meine guten Taten zu schweigen, mir Timur und sein Trupp von Arkadi Gaidar zum Vorbild zu nehmen.
Buch als Vorbild einer Bewegung
"Timur und sein Trupp" ist ein Buch des sowjetischen Autors Arkadi Gaidar. In der DDR gehört es zu den Klassikern der Jugendliteratur und ist Vorbild für die Timurbewegung.
Es spielt in einem Vorort von Moskau, 1939. Viele Männer sind zur Roten Armee eingezogen, die im japanisch-sowjetischen Grenzkonflikt kämpft. Frauen und Kinder sind zu Hause auf sich allein gestellt. Der 14-jährige Timur hat seine Freunde wie eine Partisanentruppe organisiert. Die Jungs schwärmen aus und schauen in den Häusern, wer Hilfe braucht. Im Buch heißt es dazu: „Wir sind keine Horde, wir sind keine Bande, wir machen der Heimat bestimmt keine Schande! Wir wollen nur helfen, in allen Sachen, als Jungkommunisten uns nützlich machen.“
Eine Portion Kommunismus
Das Buch ist wie gemacht für die Ziele der DDR: Neben Tugenden wie Hilfsbereitschaft und gegenseitigem Unterstützen ist auch eine Portion Kommunismus enthalten. „Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und Achtung des Alters, das sind echte Züge des neuen sozialistischen Menschen. In der Klasse gibt es vier, an der Schule 52 solcher Timur-Brigaden", so heißt es 1965 im Fernsehen der DDR.
„Timur und sein Trupp gehörte zu denen, die wir ganz gern gelesen hatten. Weil das ja dann auch so spannend war, denn er ist ja Motorrad gefahren ohne Führerschein. Und wir haben auch in der Schule ergebnisoffen diskutiert, ob das OK war, ob man das vertreten kann. Was wir gemacht hätten", erinnert sich der Journalist Thomas Bärsch.
Er sieht Timur vielmehr als Junge, nicht als Kommunist. Und außerdem hilft man, auch ohne politische Anordnung. "Meine Mutti kam und meinte: Die Nachbarin ist ziemlich alt und die wohnt im 4.Stock und mir war total klar, dass die alte Dame keine Kohlen holen kann. Die haben wir geholt mit zwei Freunden. Und haben das aber gemacht, weil es ganz normal war, ganz selbstverständlich. Aber wir wollten keine Timurhelfer sein. Wir wären nie auf die Idee gekommen, uns zu melden", so Bärsch.
Denn ein Timur ist ein guter Pionier, achtet und ehrt die Ziele des Sozialismus. Dieses Idealbild wenigstens etwas zu umschiffen, war für manchen Heranwachsenden die kleine Rebellion wert. Dass man aber als Jugendlicher aufmerksam sein kann und erkennt, ob jemand Hilfe braucht, diese Botschaft bleibt. Und gilt bis heute.
Über dieses Thema berichtet der MDR im TV: MDR ZEITREISE | 20.10.19 | 22:20 Uhr