Mit Schwung durch die Gasse. Schüler der ersten Klasse der Käte-Duncker-Oberschule in Berlin-Friedrichshain am 1. Februar 1989 beim Sportunterricht in der Halle.
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Kinder- und Jugendsport in der DDR

16. Februar 2010, 10:54 Uhr

Auch der Kinder- und Jugendsport orientierte sich entsprechend den staatlichen Vorgaben vorrangig an den Bedürfnissen des Leistungssports, dessen Erfolg vielfach der hervorragenden Nachwuchsarbeit zugeschrieben wird.

Vom Kindergarten in die KJS

In der Tat erfolgte teilweise schon im Kleinkindalter beginnend die regelmäßige Sichtung der Kinder unter leistungssportlichen Aspekten. Systematisch wurden nahezu alle Schulen (und teilweise auch die Kindergärten) abgegrast, um Talente zu suchen, zu finden und anschließend zu fördern. Aufgrund wissenschaftlich belegter Programme wurden die Kinder auf ihre Eignung für eine Sportart überprüft. Wer aufgrund der Parameter für Erfolge in Frage kam, konnte mit einer Delegierung zu einer diese Sportart (leistungsmäßig) ausbildenden BSG oder direkt in ein entsprechendes Trainingszentrum rechnen.

Zwar blieb den Eltern die endgültige Entscheidung, ob ihr Kind nun diese Sportart betreiben würde oder nicht, aber der Delegierung entziehen konnte man sich kaum, da doch einerseits die Aussicht lockte, einmal Weltklasseleistungen zu erreichen und damit Ansehen und materielle Vorteile zu erlangen und vor allem auch Auslandsreisen (wobei das westliche Ausland besonders interessant schien) unternehmen zu können und andererseits waren natürlich auch viele Eltern auf die besondere Begabung ihres Kindes stolz. Außerdem spielte sicherlich bei vielen auch der pragmatische Aspekt eine Rolle: Bei einer Frauenberufstätigkeit von ca. 90% war das Kind durch den Sport an den Nachmittagen versorgt und in der Obhut der sportlichen Betreuer, denen nun auch weitestgehend die Erziehung oblag.

Gezielte Förderung bei guter Leistung

Der Weg setzte sich nun über regelmäßige Leistungsüberprüfungen - oftmals wettkampfmäßig - fort bis hin zur Delegierung auf eine Kinder- und Jugendsportschule (KJS), eine Spezialschule für sportlich besonders talentierte Kinder und Jugendliche, in der der Stundenanteil für Sport, insbesondere für die leistungsmäßig betriebene Sportart, besonders hoch war und die zumeist einem Sportclub angeschlossen war. Brachte man nun immer noch die geforderten Leistungen bzw. stiegen die Leistungen entsprechend den Erwartungen, konnte man mit weiterer Förderung und dem Aufstieg in den jeweiligen Nationalkader rechnen.

"Erfolglose" wurden oft allein gelassen

Blieben die gewünschten Leistungen aus, so war der Leistungssport in der Regel beendet. Zwar bemühten sich viele Trainingszentren und Sportclubs, nach Ende der leistungssportlichen Karriere der Kinder und Jugendlichen diesen zumindest ein Trainingsprogramm zum "Abtrainieren" zusammenzustellen, teilweise organisierten sie auch noch dessen Durchführung, um mögliche negative gesundheitlichen Folgen zu vermeiden, aber oftmals blieben diese Kinder und Jugendlichen anschließend recht allein. Einerseits bestand das psychologische Problem, den Anforderungen nicht gewachsen gewesen zu sein und andererseits war der bisher gewohnte, von außen straff organisierte Tagesablauf nicht mehr gegeben und man musste sich, sofern man weiter Sport treiben wollte, selber eine Sportgemeinschaft suchen. Für viele, die vormals - freiwillig - einen großen Teil ihrer Kindheit oder Jugend dem Leistungssport widmeten eine große Enttäuschung und mitunter auch ein tiefer Fall in ein großes Loch, von dem sich einige nur schwer erholten.

Bummi-, Kinder- und Jugend-, Senioren-, Winter- und Sommerspartakiaden

Um diejenigen zu erfassen, die trotz aller Programme zunächst nicht für den Leistungssport gewonnen werden konnten und m die Leistungen regelmäßig zu überprüfen und der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen, wurde eine Vielzahl an Wettkämpfen für Kinder und Jugendliche durchgeführt. Die wohl bedeutendsten waren die auf den aus dem Altertum verehrten Spartakus zurückgehenden und nach sowjetischem Vorbild durchgeführten Kreis-, Bezirks- und DDR-Spartakiaden, bei denen die Jugend all die Eigenschaften und Fähigkeiten des unerschrockenen Spartakus an den Tag legen sollten.

1965 zum ersten Mal ausgetragen, wurden sie im Sommer und im Winter (allerdings fiel die Winterspartakiade außer Eislaufen, welches in Berlin auf Kunsteis stattfand, wobei der spätere Eiskunstlaufweltmeister Jan Hoffmann Zweiter wurde, bereits im ersten Jahr dem Wetter zum Opfer) auf Gemeinde-/Stadt- und Kreisebene jährlich, auf Bezirksebene und zentral für die DDR zweijährlich von Spartakiadekomitees organisiert.

Die Leitung und Koordination lagen beim DTSB und bei der FDJ, die auch gemeinsam die zentrale Kinder- und Jugendspartakiade ausrichteten. Die Spartakiaden begannen auf Schulebene und setzten sich über die Territorien bis zum gesamten Land fort, wobei jede Ebene ihre eigene Bedeutung besaß. Auch wurde versucht, über die Spartakiaden möglichst viele Altersklassen zu erfassen: Es begann mit den Bummispartakiaden für die Kindergartenkinder und endete vielerorts mit den Seniorenspartakiaden.

Die Kinder- und Jugendspartakiaden waren der sportliche Höhepunkt in der jeweiligen Region, wobei vor allem die Kreis-, Bezirks- und DDR-Spartakiaden dem Auf- und Ausbau des Leistungssports zu dienen hatten, während auf Gemeinde und Stadtebene zumeist die Freude an der Teilnahme und der Spaß überwogen und vor allem die Kinder und Jugendlichen teilnahmen, die den Sport tatsächlich eher aus reiner Freude als ein Hobby in ihrer Freizeit betrieben und weniger an Höchstleistungen interessiert waren.

Damit wurde wahrscheinlich noch am ehesten dem ersten Teil der Forderung,

den Kinder- und Jugendsport in der DDR auf breiter Grundlage zu fördern, eine kontinuierliche Leistungsentwicklung eines immer größeren Teils von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten und sie an regelmäßiges sportliches Training und den sportlichen Wettkampf heranzuführen

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entsprochen. Zweifellos gelang dies durch derartige Veranstaltungen auch, so trugen sich 1983 1,03 Millionen Teilnehmer in die Startlisten ein.

Teilnehmen konnte an den Spartakiaden, bei denen die Sieger Gold-, Silber- und Bronzemedaillen erhielten und die jeweils durch einen feierlichen Eid eingeleitet wurden, jedes Mädchen und jeder Junge, sofern sie die von den Spartakiadekomitees festgelegten Qualifikationen erfüllten. Aufgrund der (sport-)politischen Bedeutung der Spartakiade vor allem ab der Bezirksebene wurden für diese viele Mittel zur Durchführung bereitgestellt. So war in den jeweiligen Spartakiadekomitees auch der entsprechende Verantwortliche für Handel und Versorgung, der die materielle Sicherstellung einplanen konnte und zu gewährleisten hatte. Im Zusammenhang mit der systematischen Auswahl und Förderung wirkte die umfassende Unterstützung der Spartakiade auch wieder auf die Ergebnisse zurück, so dass die DDR bald auch im Juniorenbereich - zumindest in den geförderten olympischen Sportarten - die Weltspitze mitbestimmte.

Zahlreiche Spitzensportler gewannen erste Medaillen bei Spartakiaden

Ulrich Wehling
Auch Olympiasieger Ulrich Wehling gewann seine ersten Medaillen bei Spartakiaden. Bildrechte: Deutsches Rundfunkarchiv

Fast alle späteren Olympiasieger und Weltmeister der DDR gingen aus der Spartakiadebewegung hervor: Beispielsweise sprach der spätere dreifache Olympiasieger (1972, 1976, 1980) und Weltmeister in der Nordischen Kombination, Ulrich Wehling, als 17-Jähriger bei der III. DDR-Spartakiade im Wintersport folgenden Eid:

Wir werden fleißig und regelmäßig trainieren. Wir werden Freundschaft halten und Fairness üben. Wir werden in Schule, Studium und Beruf vorbildlich lernen und arbeiten. Wir werden die sozialistische DDR schützen und stärken. Höchste Leistungen wollen wir zur Ehre erstreben. Denn wir lieben den Frieden und die Zukunft des sozialistischen Deutschlands.

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Der spätere Schwimmweltmeister Roland Matthes aus Erfurt gewann als 15-Jähriger 1966 das Rückenschwimmen. Diese Auswahl ließe sich beliebig fortsetzen.

Spartakiaden werden immer mehr zum Politikum

Allerdings hatte die Spartakiade, die sich mehr und mehr zu einer politischen Schauveranstaltung entwickelte, auch den Nachteil, dass sie teilweise sogar zum Hemmschuh wurde, da sich ja die Sportclubs ebenfalls darauf vorbereiten mussten, ihre Sportler möglichst gut zu präsentieren. Dies passte jedoch nicht immer in deren individuelle Trainingsplanung, die in der Regel auf die internationalen Saisonhöhepunkte ausgelegt war und da störten derartige Wettkämpfe eher als dass sie halfen. Hinzu kam eine zumindest im Spitzenbereich nicht zuletzt dadurch bedingte Leistungsdichte, die wiederum zu einer zunehmenden Rivalität führte. Alles in allem gerieten die Wettkämpfe immer mehr in den Hintergrund, die Spartakiaden wurden immer mehr zum Politikum.