13. Dezember 1948: Pionierorganisation Ernst Thälmann gegründet "Seid bereit!": Pioniere und das blaue Halstuch
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03. Mai 2021, 15:27 Uhr
Fast jedes Kind der DDR war ein Pionier, das gehörte zum Schulalltag dazu. Die Absicht dahinter war, die Kinder im Sinne des sozialistischen Staates zu erziehen. Am 13. Dezember 1948 wurde die Pionierorganisation gegründet.
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Von der Wiege bis zur Bahre: Die sozialistische Erziehung in der DDR begann schon im Kindesalter mit der Aufnahme in die Gemeinschaft der blauen Halstuchträger. Die Pionierorganisation organisierte vielfältig Aktivitäten für die Kinder und stand im Zeichen der sozialistischen Erziehung. Zu diesem Zweck wurden diverse Rituale wie Appelle und Pioniernachmittage geschaffen, aber auch ein vielfältiges Freizeitangebot, das vom Volkstanz über Modellbau, Altstoffsammlungen und Sport bis zu Theaterzirkeln und Musikschulen reichte.
Nach der Einschulung wurden die Kinder in der Regel geschlossen in die Pionierorganisation aufgenommen. Von der 1. bis zur 3. Klasse waren sie Jungpioniere und trugen ein blaues Halstuch. Von der 4. bis zur 7. Klasse waren sie Thälmannpioniere und trugen ein rotes Halstuch. Zur Pionierkleidung gehörten neben dem Halstuch eine weiße Bluse und ein blaues Käppi. Diese Uniform war aber nur zu besonderen Anlässen Pflicht. Bei einfachen Pioniernachmittagen in der Schule genügte das Tragen des Halstuchs.
Durch die zentralistische Struktur von der obersten Leitung bis in die Gruppenräte in den Klassen machte die Organisation die Kinder schon früh mit den Prinzipien der SED vertraut, bot aber auch vielfältige Möglichkeiten, Eigeninitiativen zu erproben.
Der Pionierauftrag
Der Pionierauftrag wurde jedes Jahr vom Zentralrat der FDJ herausgegeben und gab das Thema vor, das die Arbeit der Pioniere in dem Jahr bestimmen sollte. Er wurde am Anfang des Schuljahres in verschiedenen Kinder- und Jugendzeitschriften wie der "Trommel" und der "Frösi" veröffentlicht und in den Schulen ausgehängt.
1953 wurde der erste Pionierauftrag erteilt: "Lernt und kämpft zum Ruhm unseres sozialistischen Vaterlandes". Im darauffolgenden Jahr hieß er: "Vorwärts im Namen Ernst Thälmanns!" Im Rahmen dieses Pionierauftrags wurden die Pioniere beispielsweise dazu aufgefordert, in ihren Schulen "Thälmannecken" einzurichten – Glasvitrinen, in denen die Symbole der Pionierorganisation sowie ein Porträt und der Lebenslauf Ernst Thälmanns aufbewahrt werden sollten.
Lehrer, Pionierleiter oder auch Leiter von Arbeitsgemeinschaften hatten die Aufgabe, diesen Auftrag mit Leben zu füllen und ihn in konkrete Aktivitäten umzusetzen.
Die Pionierrepublik
Im Juli 1952 wurde am Werbellinsee in Brandenburg eine eigene Republik für die Pioniere der DDR von Wilhelm Pieck eröffnet. Einige Jahre später bekam sie seinen Namen verliehen: Pionierrepublik Wilhelm Pieck. Vorbild war das sowjetische Pionierlager "Artek" auf der Krim.
Das etwa einen Quadratkilometer große Gelände bot jeweils 1.000 Kindern gleichzeitig Platz, die hier sechs Wochen lang spielen, lernen und vor allem politisch erzogen werden sollten. So wurden beispielsweise Delegationen aus der Pionierrepublik zu Parteitagen der SED geschickt. Auf dem Gelände gab es eine Schule, Sportstätten, Cafés, ein Kino, ein Theater und Einkaufsläden.
In die Pionierrepublik durften Kinder einziehen, die sich durch gute Leistungen in der Schule ausgezeichnet hatten, aber auch durch gutes Betragen und außerschulisches politisches Engagement auffielen. Ausgewählt wurden sie vom "Freundschaftsrat" ihrer Schule. Jeden Sommer fanden in der Pionierrepublik internationale Sommerlager statt, zu denen auch Kinder aus dem westlichen Ausland eingeladen waren.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Der Osten - Entdecke wo du lebst | 12. November 2019 | 21:00 Uhr