Der Osten - Entdecke wo du lebst Geheimnis, Macht und Zukunft - Entdeckungen in Rossendorf
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14. Februar 2024, 11:20 Uhr
Das Zentralinstitut für Kernforschung in Dresden-Rossendorf war zu DDR-Zeiten ein geheimer Ort - mit dem ersten Kernreaktor des Landes. Heute wird dort im Helmholtz-Zentrum (HZDR) Spitzenforschung betrieben - in Sachen Gesundheit, Materie und Energie.
Das Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) ist möglicherweise nicht das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man an die Kulturstadt an der Elbe denkt. Und doch handelt es sich beim HZDR um einen hochspannenden Ort, der ebenso geschichtsträchtig wie zukunftsweisend ist. Heute befindet sich dort eine der wichtigsten Großforschungseinrichtungen Deutschlands, die wegweisend ist für die Bekämpfung von Tumorerkrankungen genauso wie für die Endlagerung radioaktiver Stoffe. Rund 1.200 vorwiegend jungen Mitarbeitende aus 60 Ländern betreiben dort Spitzenforschung unterstützt mit 130 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln.
Vielleicht liegt die vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit auch absichtsvoll darin begründet, dass sich bei Innovationen ein gewisses Maß an Geheimhaltung empfiehlt:
"Denn Neuentwicklungen stehen nicht nur im Fokus der Konkurrenz, sondern vor allem im Visier von Nachrichtendiensten", warnt explizit der Deutsche Verfassungsschutz vor den Gefahren von Wissenschaftsspionage.
Zu DDR-Zeiten jedenfalls war das 186 Hektar große Areal ein streng abgeriegelter und geheimer Ort, der ab 1956 das Zentralinstitut für Kernforschung beherbergte - mit dem ersten Kernreaktor der DDR.
Die Biografien derer, die zu DDR Zeiten, mit der Forschung an diesem Ort begannen, sind noch gezeichnet vom Nachbeben der NS-Diktatur, den Verwerfungen des Kalten Krieges und der Entwicklung und dem Ende der DDR. Vieles davon liegt bis Heute im Verborgenen.
Geschichte und Gegenwart
Eine dieser Geschichte handelt von dessen erstem Direktor Heinz Barwich. Er leitete das damals streng bewachte und abgelegene Institut, das seit 1957 den ersten Kernreaktor der DDR beherbergte. Anders als sein Professor Gustav Hertz und die deutschen Wissenschaftler Manfred von Ardenne und Max Steenbeck ging Heinz Barwich 1945 freiwillig in die Sowjetunion, um dort im sowjetischen Atomforschungszentrum Suchumi am Schwarzen Meer an der russischen Atombombe zu forschen.
Barwichs Arbeitsgruppe gelang dabei die Lösung eines wichtigen Teilproblems, wofür er mit dem Stalin-Preis ausgezeichnet wurde. Mit 44 Jahren kehrte er 1955 aus der Sowjetunion in die DDR zurück und übernahm kurze Zeit später die Leitung des Zentralinstituts für Kernphysik. Neun Jahre später nutzte er eine Konferenz in Genf, um aus dem Osten zu fliehen.
Stellvertretender Direktor war damals Klaus Fuchs, besser bekannt als "der Atomspion". Mit ihm verquickt sich an diesem Ort eine andere Geschichte des Kalten Krieges. Klaus Fuchs kam erst 1959 in die DDR. Nach einer achtjährigen Haftstrafe in Großbritannien kehrte er zu seinem Vater nach Leipzig zurück. Als KPD-Mitglied war er nach dem Reichstagsbrand aus Deutschland geflohen. In Großbritannien forschte er mit Max Born an den Grundlagen der Kernphysik. Er wurde britischer Staatsbürger und ging 1943 in die USA, um am streng geheimen "Manhattan-Projekt", dem Atombombenprogramm der Amerikaner, zu arbeiten.
Was damals niemand ahnte, Klaus Fuchs war längst Spion der Sowjets und verriet ihnen wichtige Details für den Bau einer eigenen Atombombe. 1950 wurde er enttarnt. Es war sein Geständnis, das das FBI letztlich zum Ehepaar Julius und Ethel Rosenberg führte. Ethel Rosenbergs Bruder war Kollege von Klaus Fuchs für das "Manhattan Projekt". Bis 1970 blieb er Stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts und gehörte bis zu seinem Tod 1988 zu den gefeierten Wissenschaftlern in der DDR.
Doch wie ging es weiter mit der Grundlagenforschung in Dresden-Rossendorf, nachdem der erste Kernreaktor der DDR in Betrieb gegangen war? Ende der 1980er-Jahre wurde er generalüberholt - aber dann macht ihn die Geschichte der deutschen Wiedervereinigung überflüssig. Nach dem Rückbau der Reaktoranlage wuchs darüber im wahrsten Sinne des Wortes Gras.
Seit 2011 gehört dieser Wissenschaftskomplex zur Helmholtz Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Ein neues, spannendes Kapitel begann so an diesem Ort. Experimentiert, analysiert, geforscht wird heute zu Gesundheit, Materie und Energie.