Das Altpapier am 15. August 2018 Kranke Bäume und ein Feigenblatt
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Impliziert das Lob für das Ausnahme-Interview mit Gauland, dass Interviews mit anderen AfD-Leuten ziemlich mau waren? Außerdem: Wie der WDR wegen eines T-Shirts nachträglich einen Beitrag aus einer Sendung herausschnitt. Und warum man auch mal lesen sollte, was Leute twittern, die 27 Follower haben. Ein Altpapier von René Martens.
Inhalt des Artikels:
Ein Live-Interview sei die "fairste Form des Journalismus", hat vor einigen Wochen Armin Wolf, der in dieser Kolumne nicht selten erwähnte ORF-Mann, bei einer Veranstaltung der Netzwerk-Recherche-Jahrestagung gesagt. Das Genre sei deshalb fair für die Gesprächspartner, weil sie sofort reagieren könnten. Das "Sommerinterview" des ZDF wird zwar nicht live gesendet, aber angesichts des Live-on-Tape-Verfahrens, das bei diesem Format zum Tragen kommt, gilt für die hier Interviewten das von Wolf Gesagte.
Alexander Gauland hat den in diesem Sinne fairen Rahmen am vergangenen Sonntag im "Sommerinterview" der ZDF (Altpapier) bekanntlich nicht genutzt, obwohl man bisher nicht falsch zu liegen glaubte, wenn man dem langjährigen Herausgeber der Märkischen Allgemeinen das Etikett Medienprofi anpappte. Statt sofort zu reagieren, tat er dies verspätet, indem er gleich zwei Pressemitteilungen versenden ließ.
Zur Einordnung des viel gelobten Interviews von Thomas Walde (hier ein Überblick über die Reaktionen) ist zunächst ein Blick von außen hilfreich, in diesem Fall ein US-amerikanischer. Emily Schultheis schreibt für The Atlantic unter der Überschrift "How to Discuss the Far Right Without Empowering It" über das Interview. Sie spricht von "a lesson from Germany":
"It’s no secret that journalists have struggled to figure out how best to cover the far right and their signature issues here in Europe and, of course, across the Atlantic. American journalists faced the same issue on Sunday when they were presented with the white supremacist 'Unite the Right' gathering just steps away from the White House—and turned out in force for what ultimately ended up being two dozen rally-goers. But Walde’s interview with Gauland Sunday was a study in contrasts with how American media handled the scene in Washington. At around the same time hordes of journalists were descending on Lafayette Square for wall-to-wall coverage, far outnumbering white supremacists in attendance, German television viewers were watching an interview in which a journalist presented a far-right leader with actual policy questions that resembled what he would ask leaders in any other political party."
Was Schultheis u.a. mit der Formulierung "the scene in Washington" skizziert, bezieht sich auf die mit viel mediale Aufmerksamkeit bedachte Nazi-Kleinstgruppe, die am Sonntag vor dem Weißen Haus demonstrierte. Die Unverhältnismäßigkeit jener Berichterstattung bringt wiederum Matt Wuerker, Cartoonist bei der US-Plattform Politico, mit einer Zeichnung auf den Punkt. Ergänzend fragt er bei Twitter:
"We missing the forest for a few sick trees?"
Und das ist, was den medialen Umgang mit Rechtsextremisten angeht, natürlich eine allgemeingültige Frage. Ja, die Metapher mit den kranken Bäumen mag nicht optimal sein, aber wir reden hier wohlgemerkt über einen Tweet.
Im Zuge der Einordnung des Interviews mit Gauland ist es auch sinnvoll, darauf hinzuweisen, dass es gewissermaßen das zweite dieser Art ist: Im Juni hat Philipp Menn aus dem ARD-Hauptstadtstudio für die im WDR Fernsehen zu sehende Sendung "Eins zu Eins" Alice Weidel auf ähnliche Weise interviewt. Menn stellte Fragen jenseits des Themas Flüchtlinge, bei denen zu vermuten war, dass Weidels Ahnungslosigkeit zu Tage treten würde. Was dann auch passierte.
Ohne die Leistungen Waldes (und Menns) kleinreden zu wollen. Drei Abers drängen sich dann doch auf. Der für die Öffentlich-Rechtlichen arbeitende Filmemacher Sebastian Bellwinkel twittert zum Beispiel:
"Dass ein sehr gutes Interview wie dieses oder jenes von @PhilippMenn mit @Alice_Weidel so heraussticht, ist umgekehrt auch ein Armutszeugnis für die vielen nicht guten Interviews/Interviewer mit der @AfD."
In der SZ von Dienstag, also der aktuellen Ausgabe (heute ist feiertagsbedingt keine gedruckte Zeitung erschienen), weist Detlef Esslinger darauf hin, dass von einer Entlarvung Gaulands keine Rede sein könne. Unter anderem bezogen auf dessen Wortbeiträge zum Thema Klimawandel ("Wir hatten früher Heißzeiten, wir hatten früher kalte Zeiten, längst vor der Industrialisierung. Ich glaube nicht, dass es gegen den Klimawandel irgendetwas gibt, was wir Menschen machen können") schreibt Esslinger, die AfD-Wähler "wertschätzen sogar Gaulands zur Schau gestellte Ahnungslosigkeit". Ich befürchte ja, die Kann-man-nix-machen-Haltung wird man sogar jenseits der AfD-Wählergruppe finden.
Eine Stunde Flucht, 18 Sekunden Bildung
Den instruktivsten Beitrag liefert die Plattform Einfacher Dienst, die sämtliche bisherigen "Sommerinterviews" von ARD und ZDF in dieser Saison statistisch ausgewertet hat. In der Diskussion um diese gute Sendung drohe unterzugehen, was in den anderen falsch lief – so die Botschaft der "Data-driven journalism" praktizierenden Kollegen. Sie schreiben:
"Während (…) die Themen 'Umwelt', 'Arbeit und Soziales' und 'Wirtschaft und Digitales' in den vorherigen Gesprächen kaum eine Rolle spielten, dominierten sie das Interview mit Gauland. Fast drei Minuten sprach der Parteichef zum Klima, dementierte den menschengemachten Klimawandel und kritisierte sogenannte Klimalobbyisten. Drei Minuten Klima, das ist doppelt so viel wie in allen bisherigen Sommerinterviews zusammen. Besonders bemerkenswert ist die Diskrepanz im Vergleich zu den Grünenchefs: Sowohl Robert Habeck in der ARD als auch Annalena Baerbock im ZDF wurde keine einzige Frage zum Thema Klimawandel gestellt."
Seeehr aufschlussreich vor allem: Von den drei Stunden Sendezeit der bisherigen "Sommerinterviews" von ARD und ZDF entfielen mehr als eine Stunde auf das Thema Flucht & Migration, auf Bildung aber nur 18 Sekunden (wohlgemerkt: nicht Minuten). Das Einfacher-Dienst-Fazit lautet:
"Für das inhaltliche und kritische Interview werden Thomas Walde und das ZDF zu Recht gelobt. Gewissermaßen ist es aber auch ein Feigenblatt: Bemerkenswert ist es vor allem, weil die vorherige Themenwahl von ARD und ZDF so eingeschränkt war."
Wie leicht man Einfluss aufs ARD-Programm nehmen kann
Das vom WDR verantwortete ARD-Vormittagsmagazin "Live nach neun" war im Altpapier zuletzt anlässlich eines Medienkorrespondenz-Artikels ein Thema, in dem es hieß, an der Sendung sei unter anderem problematisch, dass "viel zu oft ohne Sinn und Verstand einfach 'drauflos gequatscht' wird".
Die Formulierung "ohne Sinn und Verstand" drängt sich für "Live nach neun" nun in einem anderen Kontext auf. Stefan Niggemeier berichtet bei Übermedien, dass der WDR am Montag "den Auftritt eines Gastes nachträglich herausgeschnitten" hat, so dass in der Mediathek zumindest zwischenzeitlich nicht die komplette Sendung abrufbar war. Die so komische wie bittere Geschichte dahinter geht folgendermaßen: Zu sehen war in der Sendung ein Gespräch mit dem Barista Carlo Graf Bülow, der ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Barista, Barista! Antifascista!" trug. Das fiel Kamerad*innen des rechtsextremen Netzwerks "Ein Prozent für unser Land" auf, die dagegen protestierten – mit Erfolg. Niggemeier weiter:
"Carlo Graf Bülow sagt gegenüber Übermedien, eine Redakteurin sei kurz nach der Sendung relativ aufgeregt zu ihm gekommen und habe ihn auf sein Shirt angesprochen: 'Es sei zwar nicht mein Fehler, sondern der des WDR, dass das nicht vor der Sendung bemerkt worden sei, aber jetzt sei das Kind ja schon in den Brunnen gefallen und ein Shitstorm im Gange. Vermutlich könne man den Beitrag deshalb nicht in die Mediathek stellen.'"
In einem Facebook-Statement macht Bülow deutlich, dass das Tragen des T-Shirts für ihn in erster Linie ein humoristisches Statement ist:
"Eigentlich handelt es sich lediglich um die Visualisierung einer eigentlich recht komischen Anekdote rund um den Sänger der Band Feine Sahne Fischfilet und einen Polizisten, der im Rahmen eines Gerichtsprozesses (der Sänger Jan Gorkow wurde vom Vorwurf des Landfriedensbruchs übrigens freigesprochen!) versuchte, den Schlachtruf der Antifa-Demonstranten zu zitieren."
Offenbar hat der WDR die Löschung dann erst rückgängig gemacht, nachdem Übermedien nach den Gründen fürs nachträgliche Rausschneiden gefragt hat. Der Vorfall wirft nun mehrere Fragen auf: Was für ein journalistisches Selbstverständnis hat ein Redakteur, der so schnell zu Kreuze kriecht, weil ein paar Leute etwas ins Internet schreiben (die Frage stellt sich auch unabhängig vom konkreten Einzelfall)? Abgesehen davon, dass man sich ohnehin fragen muss, auf welchem Planeten der/die Verantwortliche(n) für den Eingriff die letzten Monate verbracht haben: Warum hat, nachdem die ersten Reaktionen kamen, niemand recherchiert, was es, erstens, mit dem T-Shirt auf sich hat? Warum hat, zweitens, niemand recherchiert, welche Gruppierung hinter den vermeintlichen Zuschauer-Protesten steht. Ein bisschen politische Bildung täte den Redakteur*innen, die hier zugange waren, wohl ganz gut.
Zu was sind solche Menschen denn fähig, wenn sie wirklich einmal jemand unter Druck setzt? Womöglich handelt es sich bei dieser Reaktion eher um ein systemisches Problem, als um individuelles Fehlverhalten. Dennoch: Ob Menschen, die sich in die Hose machen, wenn Nazis ein bisschen gegen eine Petitesse "protestieren", im Jahr 2018 für den Job als Redakteur*in bei einem öffentlich-rechtlichen Sender geeignet sind – diese Frage kann man auf grundsätzlicher Ebene schon mal stellen.
Und auch wenn sich die Relevanz von "Live nach neun" in Grenzen hält: Es ist allemal Besorgnis erregend zu sehen, wie kinderleicht es ist, von außen Einfluss auf das Erste Programm der ARD zu nehmen (wenn auch "nur" auf die Mediathek, und nicht auf die lineare Ausstrahlung). Hilfreich ist diese Episode für mich zumindest in einer Hinsicht: Falls ich mal in einer vom WDR verantworteten TV-Sendung zu Gast sein sollte, weiß ich, was ich anziehen muss.
Großes Herz
Um mal einen positiven Übergang zu versuchen: Dem WDR täten mehr Journalisten gut, die so viel Rückgrat haben wie die Kollegen von Kontext, die bereit sind, sich gegen Angriffe von rechts außen zu wehren. Auch in der neuen Ausgabe der Online-Wochenzeitung ist das epochal einfältige Urteil des Landgerichts Mannheim (siehe Altpapier), mit dem derzeit die Berichterstattung von Kontext eingeschränkt wird, ein Thema. Dagmar Lange, DJV-Landesvorsitzende in Baden-Württemberg sagt dort zum Beispiel:
"Der Kontext-Beitrag über die menschenverachtenden und rassistischen Äußerungen des Mitarbeiters zweier AfD-Landtagsabgeordneten war eine journalistische Dienstleistung für die Bürger unseres freiheitlichen und demokratischen Rechtsstaats (…) Ich wünsche der Wochenzeitung Kontext, dass das Landgericht Mannheim durch die vorgelegten Beweise schnell zu der Einsicht gelangt, dass das öffentliche Interesse in diesem Fall höher wiegt als das Persönlichkeitsrecht. Denn das Urteil ist von wesentlicher Bedeutung für die Pressefreiheit in diesem Land."
Und wie schon in der letzten Woche macht die Redaktion darauf aufmerksam, dass sie angesichts des Rechtsstreits dringend angewiesen ist auf neue Spender:
"Kontext braucht ein großes Herz: eine große UnterstützerInnenschar, die unabhängigen Journalismus schätzt und Recherchen mit ihren Spenden ermöglicht. Damit wir weiter unsere journalistische Arbeit machen können: unabhängig, aufrecht und frei."
#MeTwo: Elitendiskurs? Nein!
Die #Metwo-Debatte geht – natürlich – immer weiter, und das ist – natürlich – völlig in Ordnung. Aktuell antwortet Margarete Stokowski (Spiegel Online) auf Jörg Wimalasena, der in der vergangenen Woche in der taz kritisiert hatte, unter dem Hashtag #MeTwo meldeten sich Menschen zu Wort, "die zu einem erheblichen Teil über Privilegien verfügen", es handle sich mithin um einen "Elitendiskurs".
"In seinem Text mit der leider schon alles sagenden Überschrift 'Jammern auf hohem Niveau' beschreibt Wimalasena die Menschen, die unter #MeTwo schreiben, als 'Journalisten, Buchautoren, Politiker'",
kritisiert Stokowski. Sie entgegnet:
"Auf Twitter schreiben neben gut bezahlten Buchautorinnen und (…) Politikern auch Alleinerziehende, die mit Hartz IV auskommen müssen, Menschen, die noch nie einen Arbeitsvertrag hatten und Schülerinnen mit armen Eltern, und man kann das alles lesen, wenn man nicht nur zertifizierte Accounts mit blauen Häkchen liest, sondern auch Leute mit 27 Followern."
Stokowskis Fazit:
"Indem Wimalasena diejenigen Unterprivilegierten, die auf Twitter weit eher eine Chance haben sich zu äußern als in Traditionsmedien (und dies auch tatsächlich in viel stärkerem Maße tun als er suggeriert) zu Teilnehmerinnen und Teilnehmern eines elitären und daher irrelevanten Diskurses erklärt, produziert er genau den Ausschluss, den er beanstandet. Doch auch die Delegitimation derjenigen, die tatsächlich in der einen oder anderen Weise privilegiert sind, ist problematisch. Hat eine gebildete weiße Frau, die sexistisch beleidigt wird, hat ein gebildeter schwarzer Mann, der rassistisch beleidigt wird, nicht das Recht, beleidigt zu sein?"
Altpapierkorb (14 Angriffe auf Journalisten in Thüringen seit 2015, Die Welt bleibt gedruckt, 42 Cent für die öffentlich-rechtlichen Klangkörper)
+++ Einen Nazi-Überfall auf zwei Journalisten in Thüringen Ende April (siehe unter anderem dieses Altpapier) hat die Thüringer Landtagsabgeordnete Katharina König (Die Linke) zum Anlass für eine kleine Anfrage genommen. Auf der Seite ihres Wahlkreisbüros ist nun die Antwort der Landesregierung zusammengefasst. Demnach gab es in Thüringen seit 2015 "mindestens 14 Angriffe auf Journalisten und Journalistinnen, mindestens neun davon stammten aus dem extrem rechten Lager." Zur kompletten Antwort auf die Anfrage geht es hier.
+++ Nachwirkungen des "ziemlich nach Beschluss klingenden Gedankenspiels" (Altpapier von Montag) der taz in Sachen mittelfristiger Abschaffung der werktäglichen Print-Ausgabe: "Branchengerüchte, dass nicht nur die 'taz' das baldige Ende der gedruckten Wochentagsausgabe plant, sondern dass es vergleichbare Überlegungen auch für Welt und Welt am Sonntag gibt, werden vom Springer-Verlag dementiert", teilt uns der Tagesspiegel mit.
+++ Hanna Herbst, die bisherige Vize-Chefredakteurin von Vice Österreich, erläutert gegenüber SZ.de, warum sie und sämtliche ihrer Kolleg*innen in den Sack gehauen haben (Altpapier von Dienstag): "Österreichische Innenpolitik ist natürlich nicht das, was die Vice-Leser im gesamten deutschsprachigen Raum interessiert. Wir sollten mehr Artikel produzieren, die für alle Vice-Kanäle in Deutschland, der Schweiz und Österreich interessant sind. Aber gerade in der derzeitigen politischen Lage in Österreich, mit der FPÖ in der Regierung, fanden wir das falsch."
+++ Thilo Thielke wirft in der FAZ (€) die Frage auf, ob für den Mord an drei russischen Journalisten in der Zentralafrikanischen Republik (Altpapier) die "Gruppe Wagner" verantwortlich ist. Sie "wurde von dem ehemaligen Geheimdienst-Oberstleutnant Dmitrij Utkin gegründet und wird vermutlich von dem Oligarchen und Putinvertrauten Jewgenij Prigoschin geführt. Ihr Geschäftsmodell besteht darin, Diktatoren Schutz zu bieten und dafür mit Konzessionen für den Abbau von Bodenschätzen entlohnt zu werden".
+++ Der anglophile MDR-Kollege Steffen Grimberg beschäftigt sich in seiner taz-Kolumne mit britischem Kampagnenjournalismus, unter anderem der "Jagd" der Daily Mail auf einen Politiker, "der stets verlässlich den eigenen Fuß trifft". Gemeint ist Labour-Häuptling Jeremy Corbyn.
+++ Sieben Dinge, über die kaum jemand spricht, wenn davon die Rede ist, was man alles für den Rundfunkbeitrag bekommt, hat Marc Krüger für T-Online aufgeschrieben. So finanzieren die Beitragszahler auch 24 offiziell so genannte Klangkörper (Orchester, Big Bands, Chöre). Krüger: "Die Sender sehen sie als musikalische und kulturelle Botschafter. Ihr Anteil am monatlichen Rundfunkbeitrag liegt bei 42 Cent."
+++ Auch die Medienkorrespondenz ruft dem in der vergangenen Woche verstorbenen Dokumentarfilm-Pionier Klaus Wildenhahn nach (siehe Altpapier). Dietrich Leder schreibt: "Die Beobachtung der Arbeits- und Lebensverhältnisse sollte zu einem der großen Themen werden, denen sich Klaus Wildenhahn – mittlerweile als Regisseur im NDR festangestellt – widmete. Er zeigte (…) zwei Pastoren bei ihrer geistlichen wie sozialen Arbeit ('Harburg bis Ostern'), zwei bäuerliche Betriebe, die gegen die Verschuldung ankämpfen ('Die Liebe zum Land'), einen Fernsehmoderator, der gegen die widrigen Verhältnisse der beginnenden Quotenfixierung ankämpft ('Der Mann mit der roten Nelke') und Gewerkschaftsfunktionäre, die für den Erhalt von Arbeitsplätzen eine Großkundgebung organisieren ('Emden geht nach USA') (…) Den Grimme-Preis für den Emden-Film nahmen gleich zwei Fernsehdirektoren zum Anlass, um sich von dessen filmischer Methode zu distanzieren. Fortan sollten Wildenhahns Filme denn auch nicht mehr im Ersten Programm der ARD laufen, sondern in den Dritten Programmen der Landesrundfunkanstalten."
Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.