Das Altpapier am 21. Februar 2018 Die manipulative Minderheit

Wie eine rechtsextreme Trollfabrik in Deutschland bei Facebook und YouTube den Bundestags-Wahlkampf beeinflusst hat. Wie Trolle versuchen, gegen schärfere Waffengesetze in den USA zu mobilisieren. Warum Spielbergs "Die Verlegerin" wie ein nostalgischer Film aussieht, aber keiner ist. Ein Altpapier von René Martens.

Dass - um gleich mal in medias res zu gehen - für 50 Prozent der Likes bei Hasskommentaren bei Facebook fünf Prozent der Accounts verantwortlich sind, ist im Kern möglicherweise keine Überraschung. Wenn man sich die Sache genauer anschaut, ist’s allerdings durchaus verstörend.

Der Reihe nach: Am vergangenen Mittwoch und am Freitag darauf fand hier bereits eine Gruppe brauner Medienaktivisten Erwähnung, die unter dem Namen Reconquista Germanica firmiert. Anlass der Erwähnungen: ein faktenfinder.tagesschau.de-Artikel über eine von der Trollfabrik organisierte Kampagne gegen den ARD-Spielfilm "Aufbruch ins Ungewisse", in deren Rahmen, wie später klar wurde, auch einige am Film Beteiligte quasi zur Fahndung ausgeschrieben wurden.

Von "Bannerführern" und Brandkonten

Reconquista Germanica ist allerdings schon länger aktiv. Auf Basis einer Studie des Londoner Instituts for Strategic Dialogue (ISD) geht der Faktenfinder nun auf die Strategie der mit Wehrmachts-Jargon aufwartenden Rechtsextremisten während des Bundestagswahlkampfs ein:

"Auf der Chat-Plattform Discord haben sich die rechtsextremen Trolle ihre Kommandozentrale aufgebaut. Hier werden Kampagnen diskutiert und vorbereitet sowie live begleitet (…) Täglich erteilen die Admins der Seite - benannt nach militärischen Rängen wie ‚Offizier der Heeresgruppe Ost‘ - ihre Befehle, welche Ziele attackiert werden sollen. Die 'Bannerführer' berichten dann über die jeweilige Aktion, danach wird Bilanz gezogen. Während des Kanzlerduells auf RTL diskutierten die Aktivisten beispielsweise, ob man nun den Live-Stream des Senders attackieren oder bei YouTube weitermachen wolle."

Zu den Aktionen bei YouTube schreiben Patrick Gensing und Lena Kampf:

"Zum einen werden hier Videos von Identitären oder anderen Rechtsradikalen massenhaft positiv bewertet. Zum anderen wollen sie Videos, die ihnen politisch nicht passen, schlecht bewerten und kommentieren. So wurde beispielsweise der YouTuber LeFloid ins Visier genommen. Zu diesem Zweck schaffen sich die Trolle sogenannte Brandkonten an. Wie das geht, erklärt ein Aktivist detailliert in einer Anleitung. Er selbst habe bereits mehr als 100 solcher Konten eingerichtet, um massenhaft bewerten zu können. Er empfiehlt, man könne sich auch 'als Antifa-Troll' ausgeben, um diese durch unsinnige Kommentare zu diskreditieren."

Julia Ebner vom ISD, so das Autorenduo, komme

"in einer Analyse (…) zu dem Schluss, dass die pro-AfD-Wahlkampagne mit Hashtags wie #TraudichDeutschland und #Merkelmussweg die längste und einflussreichste Kampagne der rechtsextremen Trolle gewesen sei".

Wörtlich wird Ebner folgendermaßen zitiert:

"Diese Kampagnen wurden von 'Reconquista Germanica' und verwandten rechtsextremen Trollfabriken aus identitären Kreisen in den sozialen Medien zu koordinierten Uhrzeiten und Hashtags verbreitet, was dazu führte, dass sie teilweise wochenlang in den Top-Trends lagen und den Online-Diskurs bestimmten."

Das gelte auch für die #Kikagate-Kampagne oder #Kandelistueberall. Weiter schreiben Gensing/Kampf:

"Um die Reichweite der eigenen Inhalte noch zu vergrößern, hatten die Aktivisten dazu aufgerufen, gezielt Multiplikatoren anzusprechen. Genannt wurden hier unter anderem die AfD, Erika Steinbach und ein führender Aktivist der Identitären, der auch auf das Netzwerk verlinkte. Einige der Kampagnen seien zudem von großen Medien aufgenommen worden, erklärt Ebner, meistens zunächst von russischen Medien wie RT Deutsch oder Sputnik. Zudem seien die rechten Medienaktivisten - teilweise zu ihrer eigenen Überraschung - von russischen Bots unterstützt worden."

Um es kurz zuzuspitzen: Das Meinungsmanipulations-Problem, mit dem wir es hier zu tun haben, besteht nur zu einem Teil darin, dass Facebook und YouTube so funktionieren, wie sie nun mal funktionieren, sondern nicht zuletzt darin, dass sehr viele Journalisten, die ihre Großmutter für weniger Geld verkaufen würden als jeder Crack-Süchtige, auf das von braunen Trollen in die Welt Gesetzte anspringen - je durchgeknallter desto besser, siehe vor allem die Berichterstattung zur Kika-Doku. Das wissen die netzaktivistischen Wehrmachts-Fans natürlich.

Die SZ - Ach ja, dass wir es hier mit einem NDR/WDR/SZ-Dingenskirchen zu tun haben, hatte ich noch gar nicht erwähnt - greift die Mehrheits-Simulations-Strategie von Reconquista Germanica heute auf Seite 2 auf ("Thema des Tages"). Lena Kampf schreibt dort:

"Wie groß das Missbrauchspotenzial sozialer Medien in Wahlkämpfen ist, wurde bei der US-Präsidentschaftswahl im November 2016 deutlich. Tausende Nutzerkonten, darunter Nationalisten und Rassisten der 'Altright'-Bewegung streuten bei Twitter und Facebook gezielt Falschinformationen und warben für den republikanischen Kandidaten Donald Trump (…) Doch auch in Deutschland haben Rechtsextreme versucht, gesellschaftliche Mehrheiten zu simulieren und die politische Willensbildung zu manipulieren."

Zum Beispiel so:

"(Es) gab (…) eine Art Countdown vor der Bundestagswahl, mit täglichen Attacken auf Wahlkampfvideos der Grünen, der Linkspartei, der SPD und der CDU. Ein Video der Linkspartei erhielt über Nacht eine dreistellige Zahl von Hasskommentaren, das Verhältnis von positiven und negativen Bewertungen bei einem Video der Grünen-Bundestagsfraktion wurde mit Hunderten 'Dislikes' umgedreht. Wahlkampfmanager der Parteien sahen sich gezwungen, die Kommentarfunktion ihrer Youtube-Kanäle zu schließen oder Kommentare nur nach vorheriger Moderation freizuschalten. Die Mitglieder des Servers feierten dies als Erfolg."

Trolle gegen Waffenkontrolle

In einem weiteren Beitrag auf der Thema-des-Tages-Seite - überschrieben mit "Die Stunde der Trolle", für 79 Cent bei Blendle zu haben - geht es um "auffällig viele Internet-Provokateure mit Verbindungen nach Russland", die im Netz nach dem neonazistischen Terroranschlag an der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida aktiv waren:

"Hamilton 68, eine Monitorgruppe, die vom German Marshall Fund, einem liberalen Think Tank, unterstützt wird, stellte einen enormen Anstieg von Tweets mit Stichwörtern wie 'Waffenkontrolle' oder 'Waffenreformgesetz jetzt' fest, bei manchen eine Zunahme bis zu 4000 Prozent und mehr. So, sagt Ash Bat, Gründer von botcheck.me, dem Internetmagazin Wired, versuchten sie, die Kontrolle über die Debatte im Internet zu erlangen. Nach Recherchen von Hamilton 68 lenkten die Trolle die Aufmerksamkeit gezielt auf den Umstand, dass der mutmaßliche Mörder ein sogenannter einsamer Wolf mit psychischen Problemen gewesen sei. Ein Argument, das die amerikanische Waffenlobby stets verwendet, wenn es nach derartigen Massenmorden darum geht, eine Verschärfung der Waffengesetze abzuwehren."

Der Guardian geht derweil auf als Journalisten tätige Trolle ein, die Schüler der Marjory Stoneman Douglas High School angreifen, die schärfere Waffengesetze fordern.

"Eine schleichende Entsolidarisierung"

Auf der Meinungsseite der SZ greift Constanze von Bullion heute noch einmal die Äußerungen auf, mit denen die Profiteure der gerade beschriebenen Trollfabrikarbeit unlängst in Sachen Deniz Yücel aufwarteten (siehe Altpapier von Montag). Sie kritisiert "eine schleichende Entsolidarisierung":

"Selbstverständlich freuen Weidel und ihre Mithetzer sich über jeden, der sich über solche Gehässigkeiten empört oder sie im Internet weiterschaufelt. Noch größer allerdings dürfte die Freude darüber sein, dass sich in den Parteien und bei den Wortführern im Bundestag kaum eine Stimme erhoben hat, um die Menschen in Schutz zu nehmen, die da der Verachtung preisgegeben werden."

"Zeit aufzustehen", lautet die Überschrift, und Gelegenheit zum Aufstehen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, werden zumindest die Abgeordneten die Bundestages am morgigen Donnerstag ausreichend Gelegenheit haben, denn die Nazis-gegen-Deniz-Kampagne soll dort offenbar weitergeführt werden, und zwar ab 17.15 Uhr.

"Was ist Journalismus noch wert, wenn er nicht mehr unabhängig ist?"

Auf Journalistenmilieu-Filme gehen wir ja gern ein, und weil der am Donnerstag startende Film "The Post" (gemeint ist die Washington Post) bzw. "Die Verlegerin" möglicherweise jenseits der Nische der sich normalerweise für Journalistenmilieu-Filme Interessierenden für Aufmerksamkeit sorgen wird, tun wir das heute mal ausführlicher. Auf der Feuilleton-Aufmacherseite der SZ (derzeit nicht frei online) schreibt Susan Vahabzadeh über den von Steven Spielberg inszenierten Film, in dem Merryl Streep die Washington-Post-Verlegerin Kay Graham spielt, die es riskiert, sich in Sachen Pentagon Papers mit dem US-Präsidenten anzulegen:

"Filme übers Zeitungmachen sind Einladungen zur Nostalgie. Steven Spielbergs 'The Post / Die Verlegerin' erzählt von Ereignissen im Jahr 1971 und schwelgt dabei in Bildern von allerlei Tätigkeiten, die heute ganz anders aussehen: Setzer, die Buchstaben zusammenfügen, auf Papier vorgezeichnete Zeitungsseiten, ein hemdsärmeliger Redakteur, der mit dem Bleistift ein Manuskript bearbeitet (…) 'The Post' ist aber gar kein nostalgischer Film, er sieht nur so aus."

Spielbergs Projekt sei

"insofern ein riskantes Unternehmen, als der Film sich an einem der großartigsten in diesem Genre überhaupt messen muss - an Alan J. Pakulas 'Die Unbestechlichen' (…) Spielberg hat sich für die Flucht nach vorn entschieden - er zitiert Pakula und vor allem dessen Kameramann Gordon Willis. Auch hier sind die Regierungsgebäude, von unten gefilmt, erdrückend in ihrer Macht; und die Menschen, die es mit dieser Macht aufnehmen wollen, winzig wie Ameisen. 'Die Unbestechlichen' waren großartig darin, akribisch einen komplizierten Skandal und seine Genese auf den Punkt zu bringen - das tut 'The Post' nicht (…) Doch er stellt Fragen, die damals zu kurz kamen: Was ist Journalismus noch wert, wenn er nicht mehr unabhängig ist? Wenn eine Regierung Informationen zurückhält: Wie weit dürfen Journalisten gehen, um sie doch zu veröffentlichen? Wann ist das Offenlegen von Regierungsgeheimnissen gerechtfertigt, um Leben zu schützen?

Christian Alt betont in der "Kulturwelt" (Bayern 2):

"Die große Leerstelle dieses Films heißt natürlich: Donald Trump. Er ist es, der jede Szene überschattet. In jeder Einstellung scheint uns Steven Spielberg zuzuzwinkern und zu flüstern: 'Ja ja, das hier alles spielt in den 70ern und alle haben tolle Perücken auf, aber du verstehst schon, was ich sagen will, gell?' Der Holzhammer als künstlerisches Prinzip. Das soll aber nicht heißen, dass 'Die Verlegerin' ein schlechter Film ist. Ganz im Gegenteil, es ist ein guter Film."

Und Luise Loges schreibt im Watch-Salon aus feministischer Sicht:

"Katharine Graham schrieb mit der Veröffentlichung der so genannten Pentagon Papers Geschichte und machte die Washington Post zu einer der wichtigsten Zeitungen der USA. Dass sie dafür auch die patriarchalischen Strukturen ihrer Umgebung überwinden muss, daran lässt 'Die Verlegerin' keinen Zweifel. Zwar begegnen fast alle Männer in der Geschichte 'Kay' mit Bewunderung und Respekt. Aber Regisseur Steven Spielberg zeichnet doch auch ein subtiles Sittenporträt ihrer Zeit. Etwa, wenn Bradlees Ehefrau Antoinette, 'Tony' (Sarah Paulson), hektisch Stullen schmiert, während sich im Wohnzimmer fünf Journalisten und eine Journalistin über die hochbrisanten Papiere beugen."

Ein erschütterndes Interview

Zehn Jahre alt wird in diesen Tagen das BR-Hörfunk-Magazin "Sozusagen! Bemerkungen zur deutschen Sprache". Weil in einer "der ersten Sendungen überhaupt" Hans Magnus Enzensberger zu Gast war, trifft man ihn nun anlässlich des Jubiläums wieder.

Ich bin kein großer Enzensberger-Kenner geschweige denn war ich je Enzensberger-Fan (ok, Transatlantik war eine wirklich wichtige Zeitschrift), und ich habe auch seinen Niedergang nur am Rande verfolgt. Dieses Interview hier ist jedenfalls erschütternd. Auf die Frage, ob Gaulands "Wir werden sie jagen" ein "schlimmer Satz" sei, fällt ihm nur "Joa, das ist überflüssig" (gemeint ist der Satz, nicht die Frage danach), auch auf eine konkrete Nachfrage des Interviewers Knut Cordsen folgen nur laberige bis labberige Abschweifungen. Außerdem, neben faden Witzen, im Angebot: "Es gibt einen Wettbewerb der Beleidigten. Opfer scheint ein begehrenswertes Los zu sein. Die Feministinnen bemühen sich ausgiebig." Früher seien es die Homosexuellen gewesen. "Wenn wir sonst keine Probleme hätten, dann könnten wir uns doch zurücklehnen." Und das Gedöns um "Gender" werde ja nur gemacht, weil "Planstellen verteidigt" werden müssen.

Dass der BR ihn hier als "graziösen Denker" anpreist, ist fast schon zynisch. Ich vermute mal: Wer Enzensberger jemals wirklich schätzte, wird vielleicht vor Verzweiflung weinen.

Altpapierkorb (Staatliche Lokaljournalismusförderung, Plasberg und das sog. gesunde Volksempfinden, das Unwort "umstritten", Titanic leimt Bild-Zeitung)

+++ Vorbild Schweden? "In jeder dritten Kommune" gebe es "keine lokale Tageszeitung mehr. Staatliche Subventionen sollen das ändern", schreibt die taz. Die Rede ist von "einer speziellen staatlichen Förderung (…), deren genaue Einzelheiten noch nicht ausgearbeitet sind, aber deren Rahmen feststeht: Für alle Kommunen, die, so Ministerin Kuhnke, 'bereits zu weißen Flecken geworden sind oder Gefahr laufen, dies zu werden', soll es jährlich einen Budgettopf für lokale Berichterstattung geben. Daraus können dann beispielsweise Gelder als Zuschuss für eine Lokalredaktion, für einen ständig stationierten redaktionellen Mitarbeiter, für Lokalradios, an eine Gratiszeitung oder für den Betrieb einer lokalen Nachrichtenwebseite gezahlt werden. Es entscheidet ein von der Regierung ernanntes und mit Juristen, Abgeordneten, MedienwissenschaftlerInnen und JournalistInnen besetztes Gremium".

+++ Angepeilt war ein Spendensumme von zirka 9.400 Euro, damit Nathan Mattes, der Betreiber der höchst aufklärerischen Website wir-sind-afd.de, sich gegen ein von der AfD erwirktes Landgerichts-Urteil wehren kann. Nun sind durch Crowdfunding schon mehr als 52.700 zusammengekommen (Stand: 8.30 Uhr). Die taz berichtet.

+++ Neues vom Brandstifter Frank Plasberg gefällig? Wer Bedarf hat, lese die Nachkritiken zu seiner letzten Sendung, die den subtilen Titel "Überlastet, überfordert, zu lasch – Was läuft schief bei den Gerichten?" hatte, bei faz.net und taz.de. "Im Laufe der Sendung wird immer deutlicher, dass sich Plasberg als Sprecher der Entmachteten und Vertreter des 'gesunden Volksempfindens' sieht. So macht er Stimmung gegen die Justiz; die anwesenden Juristen geraten immer stärker in die Verteidigung", schreibt etwa taz-Autor Christoph Kammenhuber.

+++ Mittlerweile auch für die Nicht-Abonnenten von Übermedien komplett zugänglich: Christopher Lauers Abrechnung mit dem Wörtchen "umstritten": "Richtig schlimm mit 'umstritten' wird es, wenn auf einmal Sachen umstritten sein sollen, die eigentlich ziemlich klar sind. Ein Beispiel dafür ist die 'umstrittene Justizreform' in Polen. Die lässt sich darauf reduzieren, dass die mit absoluter Mehrheit regierende Partei PiS das Justizsystem Polens grade so umbaut, dass sie großen Einfluss auf die Ernennung von Richterinnen und Richtern bekommt, bis hin zum polnischen Verfassungsgerichtshof. Dieser Umbau des Justizsystems gefährdet die Unabhängigkeit der Justiz in Polen und damit eine Säule der Demokratie in diesem Land. Schlussendlich wird der polnische Rechtsstaat abgebaut. Dieser Umbau geht so weit, dass die EU-Kommission über Sanktionen gegen Polen berät." Wer "umstrittene Justizreform" schreibe, relativiere den Vorgang der "Zerstörung" der polnischen Justiz, so Lauer.

+++ In der Phrasenmäher-Rubrik des SZ-Feuilletons greift Alex Rühle eine gemeinsame Pressemitteilung der Heilbronner Polizei und der zuständigen Staatsanwaltschaft, in der es über einen offenbar rassistisch motivierten mutmaßlichen Messerstecher heißt, es sei davon auszugehen, "dass der Verdächtige mit seiner Aktion ein Zeichen gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik setzen wollte."

+++ Michael Hanfeld amüsiert sich in der FAZ heute wie Bolle: Es geht um die SPD, die Bild-Zeitung, einen Hund und Christian Schertz.

+++ Nur der Chronistenpflicht wegen (mehr dazu dann am Donnerstag an dieser Stelle): Wie es der Titanic offenbar gelang, die Bild-Zeitung zu foppen. Auch in dieser Sache geht es um die SPD.

+++ "Olivier Kessler hat wohl gespürt, wie sein gezeichnetes, libertäres Menschenbild in der breiten Öffentlichkeit aufgenommen werden könnte. Eine ungefilterte Fassung davon wollte er der Leserschaft der BaZ so kurz vor der No-Billag-Abstimmung offenbar nicht zumuten." Die Basler Zeitung erläutert, warum ein Interview mit dem No-Billag-Initianten Kessler nicht erschienen ist. Dieser habe es im Zuge des Autorisierungsprozesses "komplett umgeschrieben". persoenlich.com berichtet ebenfalls über die Sache.

+++ "Sexistische Schenkelklopfer gehören zum Sport eben auch 2018 noch dazu", hat Anke Myrrhe für den Tagesspiegel notiert. Anlass u.a.: der durch ein verrutschtes Kleid einer olympischen Eistänzerin ausgelöste Sky-Sport-Tweet "Das gibt zwar keinen Abzug in der B-Note – aber vielleicht in der BH-Note?"

+++ "Fremder Feind", der aktuelle Mittwochs-Film im Ersten, in dem Ulrich Matthes als Vater eines bei einem Bundeswehrauslandseinsatz getöteten Mannes zu sehen ist, löst bei Hans Hoff (SZ) Begeisterung aus: "Es wird viel mit Andeutungen gearbeitet in diesem perfekt inszenierten Stück Fernsehen, das pendelt zwischen der Bedrohung am Berg und den Rückblenden, die beschreiben, wie alles so ordentlich erschien, bevor der Krieg in die Menschen kam (…) Man hat sich sehr gefreut beim WDR, dass der Film seine Premiere beim Filmfestival von Venedig feiern durfte. Eine Ehre, die man im Kölner Sender nicht alle Tage verbuchen kann." Ebenso euphorisch: Heike Hupertz (FAZ). Sie schreibt: "Der Film 'Fremder Feind', zu großen Teilen im Navistal gedreht, spiegelt in der beeindruckenden Bildsprache der Kamera Leah Strikers (…) das Gewaltpotential der Umgebung sowie der Menschen. In visuell überwältigenden Szenen anthropomorphisiert er den Schneesturm und die Kälte, die durch die Bilder zu kriechen scheint. Nicht als Verharmlosung der Natur, sondern als Gewalteruption eines bislang friedliebenden Mannes, der zuvor jeden Konflikt mit Berufsoptimismus zu entschärfen suchte, inzwischen aber jede emotionale Lebensgrundlage verloren hat." Tilmann P. Gangloff (Stuttgarter Zeitung, Frankfurter Rundschau) ist dagegen nicht uneingeschränkt begeistert.

+++ Gestorben ist im Alter von 81 Jahren der Schauspieler, Synchron-und Hörspielsprecher Christian Rode, der zeitweilig die Stimme von Bert in der "Sesamstraße" war (dpa/Hamburger Abendblatt). Via @fxgebhardt: In der TV-Reihe "Das Kriminalmuseum" (1963-1970) hat er auch mal an der Seite Horst Tapperts vor der Kamera gestanden.

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.