Das Altpapier am 1. Februar 2018 What the Spielwiese
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Die wieder aufflammenden Diskussionen um Änderungen im Rundfunkstaatsvertrag schlagen verwirrende Stilblüten. Immer weniger Menschen fühlen sich von den Medien systematisch betrogen, Hochzufriedenheit sieht aber trotzdem anders aus. Es gibt einen Blockbuster über die Schweiz als Schauplatz eines Medien-Dramas. Außerdem mit dabei: Kupferkabel, Corinna Milborn und Realitäten, die in Deutschland kaum ankommen. Ein Altpapier von Nora Frerichmann.
Zyklische Prozesse sind schon was Feines, oder? Man kann sich immer drauf verlassen: zum Beispiel, dass die Flut kommt, der Vollmond wieder am Himmel steht, die Menstruation da ist, sich irgendwann doch noch der Sommer ankündigt oder halt, dass die Betriebstemperatur beim Thema Presseähnlichkeit wieder hochgefahren wird (wie schon gestern und vorgestern im Altpapier festgestellt). Denn seit gestern beraten ja die Länder in Person der Staatssekretäre und der Ministerpräsidentinnen über den Rundfunkänderungsstaatsvertrag (jap, ein mindestens genau so schöner Begriff wie Netzwerkdurchsetzungsgesetz).
Wer sich allerdings als Nicht-Medien-Nerd informieren will, was damit und mit weiteren sperrigen Begriffen, die damit zusammenhängen (Telemediengesetz, Verweildauer, Sendungsbezug und so ein Spaß halt), denn überhaupt genau gemeint sein könnte, der landet über Google schnell auf einer der Fakten-Seiten der ARD. Da findet sich unter anderem diese, in zwei Mammutungetümsätzen wunderbar verständlich (aber nur für Medienrechtler) aufbereitete Definition der Telemedien:
"Sind laut Rundfunkstaatsvertrag alle elektronischen Informations- und Kommunikationsdienste, soweit sie nicht nach der Definition des Telekommunikationsgesetzes Telekommunikationsdienste sind, die ganz in der Übertragung von Signalen über Telekommunikationsnetze bestehen, oder telekommunikationsgestützte Dienste oder Rundfunk nach der Definition des Rundfunkstaatsvertrags. Unter 'sendungsbezogenen Telemedien' der Rundfunkanstalten sind Angebote zu verstehen, die der Aufbereitung von Inhalten aus einer konkreten Sendung einschließlich Hintergrundinformationen dienen, soweit auf für die jeweilige Sendung genutzte Materialien und Quellen zurückgegriffen wird und diese Angebote thematisch und inhaltlich die Sendung unterstützend vertiefen und begleiten, ohne jedoch bereits ein eigenständiges neues oder verändertes Angebot nach der Definition des Rundfunkstaatsvertrags darzustellen."
Hoffentlich hat Sie das jetzt nicht direkt zum Anfang unserer Altpapier-Kolumne zu Focus Online oder einer hübschen Natur-Fotostrecke bei Geo.de verscheucht. Jedenfalls wäre das bei solchem Juristen-Fachsprech verständlich. Verständlich dabei wäre wohl auch, dass Otto-Normalmediennutzer so etwas eben nicht verstehen, von der Debatte genervt sind und gleichzeitig auch von den Moneten, die sie dafür abdrücken sollen.
Spielplatz oder Staatsvertrag?
Immerhin gibt’s ja noch Wikipedia. Und den Deutschlandfunk. Im Medienmagazin @mediasres (hier als Podcast) erklärt Christoph Sterz nämlich nochmal für Nicht-Medien-Nerds worum es geht (nur findet das die Suchmaschine halt nicht so schnell):
"Wie viele Texte dürfen ARD, ZDF und Deutschlandradio zum Beispiel ihren Beitragszahlern anbieten? Oder wie lange dürfen die Audios und Videos in Zukunft online bleiben? Oder auch, dürfen die Inhalte produzieren, die Öffentlich-Rechtlichen, die ausschließlich bei Facebook und Youtube zu sehen sind und nicht im klassischen Fernsehen?"
Sterz erinnert auch nochmal an die aktuelle Definition der Presseählichkeit ("Bisher wird als presseähnlich eingestuft, was nach Gestaltung und Inhalt Zeitungen oder Zeitschriften entspricht.") und an die Menschen, die sich deswegen gegenseitig immer wieder vor Gericht zerren ("Tagesschau"-App) und vermutet, dass der Streitpunkt Presseähnlichkeit
1. weiter im Staatsvertrag bestehen bleiben wird und
2. dass die Definition für Presseähnlichkeit bald möglicherweise lauten könnte "Angebote mit Schwerpunkt auf Text".
Sein Fazit:
"Schon wieder die Frage 'Ok, was isn das? Was bedeutet denn Schwerpunkt?' Auch da zeigt sich wieder eine gewisse Schwammigkeit."
Aber warten wir es erstmal ab, was da nun konkret aus den Ländern kommt. Ob es zum Thema Presseähnlichkeit überhaupt eine Einigung geben wird, ist noch nicht klar. Im vergangenen Herbst gab es von den Ministerpräsidenten dazu ja auch eher Konjunktiv.
Fun-Fact am Rande: Deutschlandfunk-Moderator Sebastian Wellendorf nennt das Internet in dem Gespräch übrigens eine "Spielwiese, die von den Öffentlich-Rechtlichen allerdings nicht überall bespielt werden darf". Klingt angesichts des gefühlt schon ein halbes Jahrhundert andauernden Streits um die "Tagesschau"-App (Details dazu auch im Altpapier von gestern) ein bisschen wie Kinder, die sich streiten, wer denn nun auf den Fußballplatz darf und wer erst noch auf dem Klettergerüst bleiben muss.
In der taz gibt’s zu dem Thema (also jetzt nicht Spielplatz, sondern Staatsvertrag) noch eine Meinung aus den Reihen der privaten Rundfunkanbieter (die sich ja jetzt mit neuem Namen wohl ein bisschen mehr Wow-Faktor verschaffen wollen). Hans Demmel, n-tv-Geschäftsführer und Chef des VPRT, äh also, ab Mai dann VAUNET (Details zur Umbenennung im Altpapier von gestern), befürchtet, dass neue Regelungen zur Verweildauer von Inhalten in öffentlich-rechtlichen Mediatheken kleinere private Sender, beispielsweise N24 Doku, versenken und damit auch Nachrichtenproduktion versenken könnten.
"Wenn Sie sich heute vorstellen, Sie haben eine Mediathek mit 300 bis 500 europäischen Dokus (…) dann entsteht ein öffentlich-rechtlicher kostenfreier oder vermeintlich kostenfreier Player auf dem Markt. Und da kann es in der Tat so weit gehen, dass kleine Sender ernsthaft bedroht sind. (…) Und wir werden die Attraktivität dieser Doku-Programme einfach brauchen, um die Nachrichten-Abschnitte, die wir haben, im Programm zu refinanzieren."
Zweites Angst-Szenario für die Privaten ist Demmel zufolge auch eine öffentlich-rechtliche Content Flut in den sozialen Medien. Angesichts der Aussicht, dass ARD und ZDF mit dem neuen Staatsvertrag evtl. die Erlaubnis bekommen könnten, Content ausschließlich für Facebook, Youtube & Co. zu produzieren, rollen sich Demmel die Fußnägel hoch.
"Das ist Geld, das nicht nur dem deutschen Privatfernsehen verloren geht, sondern auch der deutschen Produktionswirtschaft. (…) Der Wunsch scheint in der Tat zu sein, unsere US-Konkurrenz mit Material voll zu pumpen."
Wie gesagt, die Betriebstemperatur rund um das Thema Rundfunkstaatsvertrag erhöht sich weiter. Zu heiß will Demmel die Maschine aber noch nicht laufen lassen. Er fühle sich bei Medienpolitikern mit den Interessen der Privaten schon noch gehört, sagt er und pinkelt noch ein bisschen ans Springer-Haus, den BDZV (aka Zeitungsverlegerlobby) und vor allem Matthias Döpfner ans Bein:
"Wir schätzen jetzt vielleicht nicht so sehr die ganze laute Bühne mit Nordkorea-Vergleichen und Stichworten wie 'Staatsfunk' (Ausführliches zur Debatte um den Begriff in Altpapier x, y und z). (…) Wir stellen in vielen Gesprächen, auch mit vielen Chefs der Staatskanzleien, schon fest, dass man uns genauer zuhört."
Bei allem hätte, wenn und könnte warten wir vielleicht doch erstmal noch ab, ob die Länder sich jetzt wirklich auf irgendeinen kleinsten Nenner zum Thema Staatsvertrag festlegen können, oder ob die Baustelle dann bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz erst fertig wird. Gut für’s Medienvertrauen wäre Klarheit in dem Punkt sicherlich auch.
Hochzufriedenheit sieht trotzdem anders aus
Eine Studie dazu von der Uni Mainz hat es gestern jedenfalls in fast alle Medien geschafft. Ist ja auch praktisch für uns Medienmenschen: Wenn jemand freiwillig dein Image aufpoliert, ohne dass du dafür bezahlen musst, lohnen sich Sendezeit/Layoutplatz/Newskachel, denkste dir dann. Denn diese Studie des Mainzer Instituts für Publizistik hat ergeben, dass "nur noch" 13 Prozent der Menschen in Deutschland denken, sie würden von den Medien systematisch belogen. Im Jahr davor waren es noch 20 Prozent.
Die Heads lauteten meist sowas wie "Lügenpresse-Hysterie ebbt ab" (wahrscheinlich aus der PM oder von dpa übernommen) oder "Medienvertrauen steigt". Studienmitautor und Prof Tanjev Schultz holt uns aus der Schlagzeileneuphorie aber schnell wieder auf den Teppich. Im Interview mit heute.de sagt er:
"Es ist nicht so, dass alle Menschen hochzufrieden sind mit unserer etablierten Medienlandschaft. Sondern es gibt bei mehr Leuten als nur jenen, die über die Lügenpresse schimpfen, den Eindruck, dass das, was sie persönlich denken und was sie in ihrem Umfeld wahrnehmen, nicht widergespiegelt wird in den Medien. (…) deshalb ist es wichtig, was manche Medien jetzt versuchen: Sich stärker allen Milieus und auch den Nöten des Publikums zuzuwenden und nicht als abgehobene Journalistenklasse zu agieren. Die Medien müssen genau darauf achten, dass sie als Institution nicht als weltfremde Elite wahrgenommen werden."
Spiegel Online hat genauere Zahlen dazu:
"36 Prozent der Befragten gaben an, gesellschaftliche Zustände in ihrem Umfeld ganz anders wahrzunehmen, als von Medien dargestellt. 24 Prozent sagten, die Themen, die ihnen wichtig seien, würden von Medienangeboten nicht dargestellt."
Im Interview mit der Frankfurter Rundschau beschwichtigt Oliver Quiring, auch Prof am Mainzer Institut für Publizistik und für die Studie verantwortlich, den Reflex von uns Medienmenschen, Misstrauen per se als was Schlechtes anzusehen:
"Ich würde die Skeptiker gar nicht so kritisch sehen. Im Sinne der Demokratie ist es doch gut, dass viele Menschen vorsichtig sind und nicht blind allen Informationen aus den Medien vertrauen. Die Problemgruppe sind die, die gar nicht und niemandem mehr vertrauen."
Quiring bringt auch noch einen Toast aus, und zwar auf die in unserer Medienbubble scheinbar gewachsene Verunsicherung und eine daraus entstandene Fähigkeit zur öffentlichen Selbstkritik. Er spricht sogar von einer teilweisen "Selbstzerfleischung":
"Die Medien lernten auch. Die Aktion von ARD 'Sag’s mir ins Gesicht' zum Beispiel half, die Journalistinnen und Journalisten als Menschen präsenter zu machen. Korrekturen in Zeitungen oder Erklärungen halfen auch, besser verstanden zu werden; es gab auch tatsächlich mehr Berichte darüber, wie Medienleute arbeiten, warum sie die Realität eben nicht perfekt abbilden können, auch wenn sie sich bemühen. Vielleicht hatte das Misstrauen auch etwas mit unangemessenen Erwartungen an Journalisten zu tun, die sind ja keine Wahrheitsagentur."
Und die Moral aus der Geschicht? Immer alles richtig machen, das schaffen halt auch wir Medienmenschen nicht. Auch wenn wir uns wohl manchmal als Übermenschen ansehen. Aber: Kritik muss man aushalten und Verunsicherung eben auch. Mit dem Medienwandel lernen wir das wohl doch immer mehr und spiegeln das auch nach außen.
+++Eil: Schweiz in Grundfesten erschüttert+++
Zwar gibt es auch in der Schweiz keine Wahrheitsagentur (um hier mal beim Duktus zu bleiben und einen Übergang zu stricken), wohl aber eine eilige Nachrichtenagentur, die Schweizer Depeschenagentur (frz.: dépêcher, sich beeilen), als Kürzel mit SDA erkennbar. Nach einem Warnstreik vergangene Woche sind die Angestellten dort seit Dienstag im unbefristeten Streik, denn 36 der 150 Stellen sollen gestrichen und fünf Millionen Franken (in Euro etwa 4,3 Millionen) gespart werden.
Jürg Altwegg schreibt darüber heute auf der FAZ-Medienseite (bei Blendle für 45 Cent), als wolle er einen Blockbuster darüber drehen:
"Doch jetzt wird die kleine Alpenrepublik im Herzen Europas zum Schauplatz eines Dramas, das sie in ihren Grundfesten erschüttert."
Gemeint ist damit nicht nur die kritische Situation bei der SDA, sondern auch die No-Billag-Kampagne, mit der ja der öffentlich-rechtliche Schweizer Rundfunk abgeschafft werden soll, bzw. die Abgaben dafür. Altwegg rechnet einmal die Zahlen für die Grundlage seines Blockbusters vor:
"Die SRG beschäftigt mehr als 6000 Mitarbeiter, die bei einem Ja zu 'No Billag' ihren Job verlieren. Bei der SDA, welche die öffentlich-rechtlichen Programme, die privaten Sender und die Zeitungen des Landes auf Französisch, Italienisch und Deutsch mit der Basisinformation aus der Schweiz und dem Ausland versorgt, geht es um den Abbau von 36 der 150 Stellen."
Auf Rückhalt aus dem Finanzministerium darf die SDA wohl nicht hoffen, von dort aus wird eher mit Sand und Förmchen geworfen.
"Am Dienstag demonstrierten sie in Bern, wo sie zufälligerweise auf der Straße dem Finanzminister Ueli Maurer (SVP) begegneten, der ihr Ersuchen um Hilfe ziemlich schroff beantwortete: 'Ihr habt uns auch nie geholfen'."
Na gut, lassen wir dieses "Wie du mir, so ich dir" mal so stehen. Matthias Daum befürchtet in der aktuellen Zeit, die Schweiz könne mit der SDA ihre Chronistin verlieren und fragt sich, was getan werden kann, wenn der Markt versagt, wenn die Ware Nachricht kaum mehr finanzierbar ist.
"Ein Land wie die föderalistisch aufgebaute Schweiz mit ihrem direktdemokratischen System ist auf gut informierte Bürger angewiesen, um zu funktionieren. (…) Dazu aber braucht es Nachrichten, und die muss jemand herstellen. Beim Radio und Fernsehen übernimmt das die öffentliche SRG. Aus Gebühren finanziert, leistet sie diesen Service au public. Sollte die SDA scheitern: Unter dem SRG-Dach wäre eine Nachrichtenagentur mit Rundumservice am besten aufgehoben. Vor den Politikern und ihren Begehrlichkeiten geschützt durch einen gesetzlichen Auftrag; dazu müsste allerdings die Bundesverfassung geändert werden."
Aber werfen wir dazu doch auch mal einen Blick in die Schweizer Medien, bei der zum Jahresbeginn an den Start gegangenen Republik (Details zum Crowdfunding-Magazin z.B. in diesem Altpapier). Auch hier wird eine öffentliche Finanzierung ins Spiel gebracht und zwar von der grade erst aus dem SDA-Verwaltungsrat zurückgetretenen Sandra Jean, die die Strategie des CEOs Markus Schwab ("Die SDA ist eine private Aktiengesellschaft. (...) Wieso kommt man auf die Idee, dass wir eine Verpflichtung für den Service public haben?") wohl nicht mittragen wollten.
"Ob Markus Schwab will oder nicht: Bis zum heutigen Zeitpunkt hat die SDA die Funktion eines Service public gehabt. Die Frage ist, wie es nun weitergeht. Niemand kann eine Aktiengesellschaft zwingen, staatspolitisch zu handeln. Aber natürlich stellt sich die Frage nach der Verantwortung eines Unternehmens wie der SDA",
sagt sie im Republik-Interview mit Nina Fargahi. Gestern Abend hat sich der SDA-Verwaltungsrat übrigens zum ersten Mal gesprächsbereit gezeigt. Eine große Baustelle sieht Jean allerdings nicht nur bei der Finanzierung, sondern auch inhaltlich:
"Die SDA muss multimedial werden, wenn sie überleben will. Die SDA ist noch immer viel zu sehr printorientiert, dabei liefert sie Nachrichten an verschiedene Onlinedienste und wird im Netz sehr rege genutzt. Es bräuchte mehr Infografiken, mehr Videos, mehr Inhalte für die Social Media."
Ok, sowas haben wir über verschiedenste Medien schon X-mal gehört und auch schon vor fünf Jahren, ist also keine Eilmeldung wert. Klar wird aber trotzdem, es geht um alles bei der SDA: Finanzierung, Inhalte, Aufbereitung und nicht zuletzt um Akzeptanz in der Bevölkerung.
Zwar steht letztere, vor allem für öffentlich finanzierte Medien mit der No-Billag-Abstimmung Anfang März besonders gefährlich auf der Kippe, aber das bringt wohl auch unerwartete Kämpfer auf den Plan, z.B. den Moderator Roger Schawinski. Der Privatradioerfinder und Gründer von Tele Züri wird im NDR Medienmagazin "Zapp" von Caroline Schmidt portraitiert:
"Schawinski wollte die Medienmacht der Öffentlichen immer begrenzen - aber nie die Gebühren komplett abschaffen. Denn so würde nicht nur der öffentliche Rundfunk wegfallen. Auch die privaten Medien bekämen massive Probleme, die meisten müssten ihre Arbeit einstellen, meint Schawinski. Der Schweizer Markt ist viel zu klein - allein durch Werbeeinnahmen kann sich hier fast kein Medium finanzieren. Einige Privatsender bekommen daher ebenfalls Mittel aus dem Gebührentopf."
Dazu noch ein Schlusswort von Jean (ebenfalls nicht neu, ebenfalls keine Eilmeldung wert, aber trotzdem dringlich und anscheinend immer noch nicht ins Bewusstsein aller vorgedrungen):
"Eins ist sicher: Alle Medien müssen sich weiterentwickeln, um ihr Publikum zu finden. Die SDA und die SRG sind keine Ausnahmen."
Altpapierkorb (digitaler Trump-Stunt, Pro Quote Film, Fünfgeld)
+++ Unter dem Titel "Hätte, hätte, Kupferkabel" wettert Sascha Lobo bei Spiegel Online gegen den (gestern hier kurz angesprochenen) Digitalisierungsbeitrag von CDU-Haudegen Volker Kauder in der Welt. Dass Kauder sich auf einmal als entschlossen handelnder Digitalpolitikgestalter darstelle, während er eigentlich auf "zwölf Jahre Digitalversäumnis und Verhinderung sinnvoller Digitalpolitik" zurückblicken müsse, sei "eine der größten politischen Unverschämtheiten der Ära Merkel". Der Welt-Text ist für Lobo nicht mehr als "ein trumpiger Stunt".
+++ Das neue Bündnis "Pro Quote Film" will Geschlechtergerechtigkeit in der gesamten Filmbranche. Laut einer epd-Meldung bei der Frankfurter Rundschau fordert die Initiative, dass öffentliche Aufträge und Fördermittel zur Hälfte an Frauen gehen sollen. Und: Aufsichts-, Beratungs- und Vergabegremien sowie Jurys von öffentlich-rechtlichen Sendern, Filmförderinstitutionen, Filmhochschulen und Festivals sollten paritätisch besetzt werden. Zudem müsse insbesondere bei öffentlich-rechtlichen Sendern ein Gender Budgeting eingeführt werden, was unter anderem eine gleiche Bezahlung unabhängig vom Geschlecht umfasse.
+++ Nachteil an #Twitter280: Man kann auch doppelt so dämlich streiten wie in 140 Zeichen. Schönes Beispiel dafür von Matthias Matussek zu seinem gestern hier im Altpapier angesprochenen "selbst erfundenen Skandal der Flüchtlingspolitik".
+++ Hermann Fünfgeld, der ehemalige Intendant des Süddeutschen Rundfunks (SDR) ist mit 87 Jahren gestorben. Fünfgeld hatte als Intendant zwischen 1990 und ’98 die Fusion der Anstalt zum heutigen SWR vorbereitet. Ein Statement vom heutigen SWR-Intendanten Peter Boudgoust hat z.B. dwdl.de: "Hermann Fünfgeld war nicht nur ein herausragender Rundfunkökonom, sondern vor allem ein vehementer Kämpfer für die Idee des öffentlich-rechtlichen Journalismus."
+++ Auch in Österreich werden Journalistinnen des Jahres gekürt. Der Standard weiß: "Corinna Milborn wurde Chefredakteurin sowie Journalistin des Jahres, Geschäftsführer Markus Breitenecker Medienmanager des Jahres. Der ORF ist Redaktion des Jahres, STANDARD-Fotograf Matthias Cremer gewinnt in der Kategorie Foto."
+++ Für Fotoliebhaber: Das Zeit Magazin hat eine Fotostrecke mit Bildern aus dem Irak zusammengestellt, die in unserem medial vermittelten Realitätsbild oft fehlen. Unter der Überschrift "Ein bisschen Frieden", zeigen die Bilder dass es natürlich neben den Bildern und Nachrichten unserer Krisenberichterstattung, einen Alltag dort gibt und, dass unser Bild hier ein unvollständiges ist.
+++ Zum Schluss noch ein paar News für Serien-Junkies: Die jetzt auf arte gezeigte BBC-Serie "River" (schon etwas länger bei Netflix) wird von den Kritikern ziemlich gefeiert. "Mit einer derartigen physischen Wucht hat man Trauerarbeit in einem TV-Krimi noch nicht gesehen", schreibt z.B. Manfred Riepe beim Tagesspiegel. "Stellan Skarsgård zeigt, weshalb er ein gefragter Charakterdarsteller ist", heißt es auf der FAZ-Medienseite.
+++ ZDFneo bringt laut dwdl.de "frische Ware ins Programm". Vom Anfang der Mystery-Serie "Tabula Rasa" ist Kevin Hennings erstmal nicht so begeistert, der Endspurt sei dafür umso besser: "Dann erwachen vor allem die Autoren aus ihrem Winterschlaf und warten mit Ideen auf, die das Genre frisch und lebendig wirken lassen." Die Versprechen von ZDFneo, das fiktionale Programm groß auszubauen, würden immer mehr zur Realität.
+++ Und Bastian Pastewka kriegt direkt nach dem Start der 8. Staffel bei Amazon die Zusage für eine weitere Runde. Details hat ebenfalls dwdl.de (inklusive Superlative wie "Rekord-Start" und "grandiose Comeback-Staffel").
Neues Altpapier gibt’s wieder am Freitag.