Teasergrafik Altpapier vom 18. November 2021: Porträt Autor Ralf Heimann
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Das Altpapier am 18. November 2021 Der Monopoly-Effekt

18. November 2021, 12:44 Uhr

Netflix veröffentlicht eine neue Rangliste, die erfolgreiche Serien noch erfolgreicher macht. Das hat auch Nachteile. Squid Game ist dafür ein gutes Beispiel. Und es gibt Neuigkeiten von der Berliner Zeitung. Sie sind in etwa so ambivalent wie das, was man über den Verleger hört. Ein Altpapier von Ralf Heimann.

Ein Booster für die Superstars

Das Marktforschungsunternehmen Nielsen Media Research ermittelt neuerdings die vom Publikum gesehenen Programmminuten, nicht mehr die Zahl der Zuschauer, um den Erfolg der Sender in den USA zu beziffern und damit vergleichbar zu machen. Das berichtet die Medienkorrespondenz. Die neue Metrik hat einerseits zur Folge, dass dabei im Gesamtergebnis gewaltig große Zahlen herauskommen, und die klingen ja immer gut. Andererseits, und das ist tatsächlich ein Vorteil, fallen bei der Messung Menschen nicht mehr so sehr ins Gewicht, die aus Interesse einschalten, aber dann sofort weiterzappen. Auch diese Menschen kann man als Publikum werten. Aber das Problem wird deutlich, wenn man sich vorstellt, dass niemand einen Film oder eine Serie zu Ende schaut. Wäre die Serie dann wirklich erfolgreich?

Das Ergebnis in den USA aus den ersten sieben Wochen ist nun (nur um einen Eindruck zu geben, wie so etwas aussehen kann): CBS schlägt die Konkurrenz mit 166 Milliarden Sendeminuten, 59 Milliarden Minuten davon entfallen auf Serien, 45 auf Sport, 26 auf Nachrichtenformate.

Auf Platz zwei kommt NBC (130 Milliarden), danach ABC und Fox (beide knapp unter 100 Milliarden).

Die neue Zählweise orientiert sich daran, wie die Streamingdienste ihren Erfolg messen. Damit befasst sich heute David Steinitz auf der SZ-Medienseite, denn Netflix hat ein neues Feature eingeführt. Auf der Seite top10.netflix.com kann man sich ansehen, in welchen Ländern welche Filme und welche Filme in welchen Ländern am erfolgreichsten sind. In Deutschland sind die Top drei im Moment: Red Notice, Jumanji und Love Hard.

Wie Netflix vorgeht erklärt das Unternehmen direkt auf der Seite:

"Jeden Dienstag veröffentlichen wir vier globale Top-10-Listen für Film und Fernsehen: Film (Englisch), TV (Englisch), Film (Nicht-Englisch) und TV (Nicht-Englisch). Diese Listen basieren auf der Anzahl der wöchentlich gesehenen Stunden: die Gesamtzahl der Stunden, die unsere Mitglieder auf der ganzen Welt jeden Titel von Montag bis Sonntag der Vorwoche gesehen haben."

Um noch beeindruckendere Zahlen zu liefern, könnte man die Ergebniseinheit natürlich später noch auf Minuten umstellen, auf Sekunden oder Millisekunden. Aber das wird erst mal nicht nötig sein, denn Netflix ist auch so schon der erfolgreichste Anbieter.

Für das Publikum ergibt sich durch das Angebot zunächst ein Vorteil. Es kommt an Informationen, die es vorher nicht hatte. Und diese Informationen geben andere Dienste bislang nicht heraus. Auf den zweiten Blick hat das Ganze aber auch einen Nachteil.

David Steinitz:

"Allein, wenn man sich die Neuerungen etwas genauer anschaut, ist die Transparenz-Initiative eigentlich eher eine Luftnummer. Denn transparent wird die Blackbox Netflix dadurch nicht. Top-Ten-Listen dienen, egal wie sie errechnet werden, im Internet vor allem dazu, erfolgreiche Produktionen noch erfolgreicher zu machen."

Es ist der Monopoly-Effekt. Das psychologische Phänomen dahinter – es kam hier dann und wann schon mal vor – nennt sich Social Proof. Wenn Menschen unsicher sind, orientieren sie sich an anderen Menschen, denn in Unsicherheit scheint der Gedanke nahezuliegen: Die anderen werden schon besser Bescheid wissen.

Ein klassisches Beispiel: Zwei Kneipen befinden sich nebeneinander an einer Straße, die eine ist brechend voll, die andere fast leer. Es könnte sich lohnen, sich in die leere Kneipe zu setzen, aber stattdessen wird die volle immer noch voller werden, denn die Menschen denken: Es wird schon einen Grund haben, dass in dem anderen Laden kein Mensch sitzt.

Bei Filmen ist das Instrument gewissermaßen ein Booster für die Superstars unter den Serien. Es kann dazu beitragen, dass der Abstand zum Mittelfeld noch etwas größer wird. Das vergrößert logischerweise auch die finanziellen Erfolgsaussichten, und damit steigt das Risiko, Wagnisse einzugehen, die von dem abweichen, was üblicherweise Erfolg verspricht. In anderen Worten: Unkonventionelle Produktionen könnten es in Zukunft noch schwerer haben als ohnehin schon.

Hinzukommt die von Steinitz erwähnte Blackbox, denn Netflix präsentiert Zahlen, aber keine Begründungen.

"Wenn zum Beispiel eine hochgelobte Thriller-Serie wie Ozark plötzlich nicht mehr fortgesetzt wird, obwohl die Handlung noch nicht abgeschlossen ist, und man nicht weiß, warum. Zu wenig Zuschauer? Zu teuer? Hat der Hauptdarsteller mit der Frau des Netflix-Chefs geschlafen? Man erfährt es nicht."

Und das Instrument boostert nicht nur die Superstars unter den Serien, sondern auch die menschlichen Superstars. Eine Serie mit bekannten Namen wird von Anfang an mehr Aufmerksamkeit bekommen, eher besprochen werden und daher schnell in den Bestenlisten stehen.

Das Gleiche gilt für Fortsetzungen, etwa die bereits angekündigte Fortsetzung von Squid Game, die sogar für den Fall, dass sie unglaublich schlecht werden sollten, Schwierigkeiten haben dürfte, nicht auf Platz eins einzusteigen.

Squid Game I: Schädlich für Kinder?

Ich gebe zu, das war eine Überleitung, denn um Squid Game geht es heute auch an anderer Stelle in der Medienberichterstattung. Der Kriminalpsychologe Christian Pfeiffer warnt Eltern im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst, hier zu lesen beim Tagesspiegel, vor der Serie. Für die Eltern selbst ist es in den meisten Fällen wahrscheinlich zu spät. Wenn eine Staffel Squid Game vor Corona schützen dürfte, hätten wir das ganze Problem mit der Pandemie in Deutschland vermutlich längst unter Kontrolle. Aber Pfeiffer geht es um die Kinder, denn

"Studien belegten seit Jahren, dass gerade Kinder die emotionale Wucht von Bildern viel stärker erreiche als, wenn sie etwa ein Buch läsen oder ein Hörspiel hörten. Ähnlich wie Computerspiele fasziniere die Serie die Kinder und binde sie an den Bildschirm."

Der Dauerkonsum verändere nicht nur ihr Spielverhalten, sondern auch ihre Persönlichkeit. "Jetzt müssen die Medien darüber intensiv berichten, damit Eltern wachgerüttelt werden", sagt Pfeiffer. Aber wachrütteln mit Nachrichtenmeldungen? Ginge das nicht vielleicht besser mit einer spannenden Serie, in der es oft knallt? Zum Beispiel Squid Game? Na ja.

Squid Game II: Chance oder Verpflichtung?

Stefan Fries hat für das Deutschlandfunk-Medienmagazin "@mediasres" mit Marc Jan Eumann, dem Direktor der Landesanstalt für Medien in Rheinland-Pfalz und Vorsitzenden der Kommission für Jugendmedienschutz, über die Serie gesprochen, beziehungsweise über die Verantwortung von Erziehungsberechtigten.

Vor Squid Game hat nicht nur Christian Pfeiffer gewarnt, sondern auch die Kultusministerien in Bayern und Thüringen. Marc Jan Eumann sagt allerdings: "Netflix hat die gesetzlichen Regelungen nach meiner Einschätzung eingehalten." Der Dienst habe eine Altersbewertung vorgenommen. Squid Game ist freigegeben ab 16 Jahren. So lässt sich über die Nutzerprofile festlegen, dass Kinder, die dieses Alter noch nicht erreicht haben, die Serie nicht sehen können.

In dem Gespräch geht es um die Frage, welche Verpflichtung Eltern zukommt, und welche den Streaming-Diensten.

Eumann vergleicht die Schutzmechamismen mit Sicherheitsgurten im Auto oder mit der Altersbeschränkung beim Verkauf von Alkohol. Einwand von Fries: Bei Sicherheitsgurten gebe es eine gesetzliche Pflicht, beim Verkauf von Alkohol müsse der Händler prüfen, ob die Menschen, denen er den Alkohol verkauft, alt genug sind.

Die Verantwortung sieht Eumann bei den Erziehungsberechtigten. "Eltern haben, wenn sie das Angebot von Streaming-Dienstleistern nutzen, die Chance und auch die Verpflichtung, aber das würde ich tatsächlich dem Gesetzgeber nicht auch noch aufbürden."

Empfehlungen gibt Eumann auch mit. Erstens: Mit Kindern und Jugendlichen darüber reden, warum sie gewisse Dinge noch nicht sehen dürfen. Zweitens: Informationsangebote nutzen. Drittens: Wenn man festgestellt hat, dass Kinder und Jugendliche Filme oder Serien gesehen haben, die problematisch sind, auch darüber mit ihnen sprechen.

Vierte Empfehlung vielleicht noch von uns: Nicht so viel Bohei um diese Verbote machen, denn dadurch werden die Filme ja noch viel interessanter. Und Möglichkeiten, sie zu sehen, werden Kinder spätestens als Jugendliche wohl finden.

Squid Game III: Kritik am Kapitalismus?

Abschließend ein letzter Squid-Game-Beitrag. Der Philosoph und Kulturtheoretiker Alex Taek-Gwang Lee hat für die Welt einen Essay geschrieben, in dem er der Frage nachgeht, ob die Serie den "bestialischen Kapitalismus" Südkoreas entlarvt. Und Sie erkennen schon an der Frage, dass dies nach seiner Einschätzung nicht der Fall ist.

"Oberflächlich betrachtet scheint es also das Ziel von 'Squid Game' zu sein, den Kapitalismus zu kritisieren und die brutale Realität der Schuldenwirtschaft zu offenbaren",

schreibt Taek-Gwang Lee. Doch stattdessen betone die Serie,

"wie die individuelle Verletzung von Wettkampfregeln das 'Squid Game' zu einem Spiel verkommen lässt, in dem nicht für alle die gleichen Regeln gelten. Das Hauptanliegen der Geschichte ist nicht die Abschaffung von Ungleichheit, sondern die Einführung gerechter Gesetze".

Das Hauptaugenmerk liege auf der Regelhaftigkeit des Spiels, der Wettbewerb werde keineswegs abgelehnt.

Taek-Gwang Lee:

"'Squid Game' ist nichts anderes als ein Lehrstück über die Bestrafung armer Leute, die absichtlich gegen die Regel eines fairen Spiels verstoßen."

Und über einen Schlenker zu Slavoj Žižek ("Squid Game ist nichts Anderes als perverse Kunst, um das obszöne Reale des Kapitalismus vor unserem Alltag zu verbergen.") kommt Taek-Gwang Lee schließlich zurück auf Netflix selbst, und damit wären wir wieder am Anfang. Er schreibt:

"Wir wissen bereits, was uns das Netflix-Produkt zeigen wird, bevor wir es uns ansehen. Unsere Beteiligung als Netflix-Zuschauer ist bloßer Exzess. Die innere Logik der Netflix-Serie, d.h. die utilitaristische Kritik am exzessiven Begehren und die Unterdrückung eines Genusses, der sich aus seiner regelwidrigen Verteilung speist, vollzieht sich ohne Publikum."

Es geht also hier gar nicht um die Serie selbst, sondern um Begehren nach ihr. Und das wird nicht vom Regisseur hergestellt, sondern von Netflix, zum Beispiel auch durch die neue Rangliste, die unmissverständlich klarstellt, welche Produkte das Publikum begehren soll.

Taek-Gwang Lee schreibt,

"(…) man muss nicht mehr darüber nachdenken, was man sich ansehen soll. Erst recht braucht man nicht mehr zu begehren, was man wirklich begehrt. Dieser Normalzustand des freiwilligen Gehorsams ist die Voraussetzung für die Beibehaltung der kapitalistischen Produktionsweise."

Die zweite Staffel kommt sicher bald.

Berliner Zeitung: Erlösung oder Untergang?

Und dann noch zu einem ganz anderen Thema: Silke, Holger und ihre Berliner Zeitung. Lange nichts gehört, und dann gleich so gute Nachrichten. Marc Bartl berichtet für Kress: "Erfolg für die Friedrichs: Berliner Verlag kann schwarze Null schaffen". Der Verlag erwarte einen Umsatz von 11,7 Millionen Euro, damit bestehe "erstmals der Ausblick auf ein ausgeglichenes Betriebsergebnis". Dahinter steht der eigentlich unspekuläre Halbsatz, "teilte der Berliner Verlag am Dienstag mit". Und natürlich, Verlage teilen gute Nachrichten immer mal wieder mit. Aber warum gerade jetzt?

Dafür kann es Gründe geben, die damit zu tun haben, dass die Zahlen jetzt vorliegen, die Mitteilung ohnehin geplant war; es kann auch sein, dass man einfach zufälligerweise miteinander telefonierte. Es ist aber auch möglich, dass die Mitteilung mit einer anderen Veröffentlichung in Zusammenhang steht. Die Zeit berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe nämlich ebenfalls über die Zeitung. Und dieser Bericht von Hannah Knuth fällt für den Verlag nicht ganz so vorteilhaft aus (Titel: "Ihr Erlöser. Oder ihr Untergang").

Hannah Knuth zitiert darin unter anderen eine Redakteurin mit dem Satz: "Du siehst dabei zu, wie das richtig gegen die Wand klatscht." Knuth schreibt von einem "Klima der Angst" im Haus. Mehrere Redakteurinnen und Redakteure sollen "zuletzt überraschend aufgefordert worden sein, das Haus zu verlassen", einige ohne Abfindung. Auflagenzahlen seien in der Belegschaft nicht mehr bekannt. Knuths Befund: "Der Berliner Zeitung geht es schlecht. Viele im Haus meinen: schlechter denn je." Sie zitiert aus einer internen Präsentation, in der die Verlagsleitung zu dem Ergebnis kommt, die Personal und Technik seien "ineffizient und nicht wettbewerbsfähig".

Und es geht wieder einmal um Friedrichs sagen wir unkonventionellen Führungsstil. Mitarbeitende beschreiben ihn laut Knuth als "erratisch". Er "handle oft unüberlegt, treffe impulsive Entscheidungen". Er stoße Projekte an und stoppe sie dann gleich wieder, ihm fehle das Gefühl für die Zeitung, für Journalismus generell. Dass er Redakteurinnen und Redakteure in Mails offenbar als "Kollegas" oder "Ladies" anschreibt, kann man wahrscheinlich noch als Marotte oder als unpassende Kumpelgetue abtun. Der stärkste Beleg für das fehlende Gefühl für den Journalismus ist eine Passage, in der es um einen neuen Autor geht, der von der Zeitung einfach "ein Bewohner dieser Stadt" genannt wird, und der im Text zum Beispiel mit der Arbeit der Berliner Senatsbaudirektorin abrechnet.

"Hinter dem Pseudonym soll sich nach Informationen der ZEIT Holger Friedrich persönlich verstecken. Gefragt, warum er inkognito in seiner Zeitung schreibe und ob er damit die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit seiner Redaktion gefährde, antwortet der Verleger nicht",

schreibt Hannah Knuth. Aber warum ist das überhaupt problematisch?

Wer die Zeitung kauft, muss davon ausgehen, dass die Redaktion hier den Beitrag eines "Bewohners dieser Stadt" veröffentlicht hat, den sie nach journalistischen Maßstäben geprüft und für gut befunden hat. Tatsächlich nutzt hier aber möglicherweise der Eigentümer des Unternehmens dieses Vertrauen, das Menschen seiner Zeitung entgegenbringen, mithilfe seiner Macht aus, um an der Redaktion vorbei seine persönliche Meinung zu platzieren.

Es kann sein, dass die Redaktion den Text geprüft und bei einigen Passagen gesagt hat: "Holger, das kannste so nicht machen." Aber allein schon die Tatsache, dass Friedrich die Möglichkeit hätte, sich darüber hinwegzusetzen, macht einen anonymen Text in der Zeitung höchst problematisch. Bei einem Verleger, der so etwas macht, der die Unabhängigkeit seiner Redaktion so wenig respektiert, muss man auch davon ausgehen, dass er an anderen Stellen die Inhalte in die Zeitung setzt, die er dort gern hätte. Und das bedeutet: Was in der Zeitung steht und die Meinung von Menschen beeinflusst, steht nicht dort, weil die Redaktion es für journalistisch wertvoll hält, sondern unter Umständen, weil es dem Menschen nützlich ist, dem der Laden gehört.

Natürlich, man muss hier betonen, dass Friedrich diese Information nicht bestätigt hat. Wenn die Zeit sie veröffentlicht, ist aber davon auszugehen, dass sie die Behauptung auch belegen kann.

Bei der Berliner Zeitung war man von Hannah Knuths Text erwartungsgemäß nicht begeistert. Tomasz Kurianowicz, Chefredakteur der Berliner Zeitung am Wochenende, sagte Björn Czieslik von Turi2, er sei "empört und enttäuscht" über den Beitrag der Zeit. Ein Interviewangebot, um "eine andere Perspektive auf die Entwicklungen im Berliner Verlag" zu gewinnen, habe Knuth mit dem "Verweis auf den voranschreitenden Redaktionsschluss" abgelehnt. Die Berichterstattung hält er für "tendenziös", "einseitig" und "unfair", so Czieslik.

Und damit zum...


Altpapierkorb (Bild, Ahrtal, Francis Haugen, Neue Uni in Texas, Umgang mit Reichelt, Journalistinnen in Afghanistan, Klimajournalismus)

+++ Monatelang haben die "Bild"-Medien eine brüllende Kampagne gegen jede Regel geführt, die verhindern sollte, dass die Pandemie sich wieder breitmacht. Das hat die Redaktion jetzt unglücklicherweise vergessen, inzwischen lautet die Frage: "Warum sind wir wieder nicht vorbereitet?" Stefan Niggemeier fasst das über seinem Beitrag für Übermedien dazu ganz wundervoll in der Überschrift zusammen: "'Bild' prangert an, dass die Politik gegen Corona nicht das getan hat, wogegen 'Bild' gekämpft hat."

+++ Anke Petermann beschäftigt sich für das Deutschlandfunk-Medienmagazin "@mediasres" damit, dass viele Medien nicht mehr über das Ahrtal berichten, obwohl Zeitungen und Sender das nach der Flut versprochen hatten.

+++ Svea Eckert und Lena Kampf haben für das NDR-Medienmagazin "Zapp" die Whistleblowerin Frances Haugen in Berlin begleitet und sich mit der Frage beschäftigt, worum es Haugen bei ihrem Kampf gegen Facebook eigentlich geht. Spoiler: nicht um die Personen, eher um die kaputten Strukturen.

+++ Im texanischen Austin gibt es eine neue Universität. Viele deutsche Medien haben darüber berichtet, die Hochschule bekam unter anderem das Label "antiwoke". Adrian Daub hat die Berichterstattung kopfschüttelnd gelesen und erklärt nun bei Übermedien, warum die Lesart so nicht ganz stimmt.

+++ Markus Wiegend kritisiert in seinem Editorial für das Magazin "kress pro" den Umgang mit dem bei "Bild" im Fahrstuhl nach unten gefahrenen Chefredakteur Julian Reichelt. Dessen Sicht sei in der Berichterstattung ziemlich untergegangen. Wiegand: "Darin liegt die besondere Ironie im Fall Reichelt. Seine Kritiker haben sich oft genug genau der boulevardesken Methoden bedient, die sie bei ‚Bild‘ und Reichelt kritisieren. Zugespitzt, ohne den Mut zur Differenzierung. Schadenfroh und mit Schaum vor dem Mund wurde der Rauswurf kommentiert und gefeiert. Nach dem Motto: Der Zweck heiligt die Mittel, mit Julian Reichelt, der für viele in der Branche ein Feindbild ist, hat es den Richtigen getroffen."

+++ Wie ist es eigentlich weitergegangen, nachdem die Taliban in Afghanistan die Macht übernommen haben? Caroline Schmidt hat für das NDR-Medienmagazin "Zapp" mit Zahrah Nabbi gesprochen, die zu den wenigen Frauen gehört, die weiter als Reporterinnen in Afghanistan arbeiten.

+++ Daniel Bouhs hat sich in einem Beitrag für "Zapp" mit der Frage beschäftigt, wie weit die Redaktionen sind, wenn es um Klimajournalismus geht. Spoiler: Es passiert durchaus schon was, aber es wäre viel mehr möglich, zum Beispiel in der ARD, wo ein Format mit dem Wort "Klima" im Namen weiterhin fehlt, was unter anderem Daniel Bouhs kritisiert.

Neues Altpapier gibt es am Freitag.

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