Das Altpapier am 12. April 2021 Vernebelter Diskurs
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12. April 2021, 11:55 Uhr
Warum das Föderalismus-Bashing kontraproduktiv ist. Warum ein MDR-Metereologe ganz gewiss kein Klimaexperte ist. Warum es mehr Wissenschaftskompetenz in allen Ressorts braucht. Warum die neuen Schlager-Programme der Öffentlich-Rechtlichen fragwürdig sind. Ein Altpapier von René Martens.
Inhalt des Artikels:
- Die Politik versagt nicht, sie funktioniert
- Die ambivalente Wassermetaphorik
- Dokumentarisches (1): Retrospektive eines Aktivisten
- Dokumentarisches (2): Der neue Körner
- Ein sehr spezieller MDR-Experte
- Debatte um öffentlich-rechtlichen Auftrag greift zu kurz
- Altpapierkorb (die Funktion von Vergewaltigungsszenen in Serien, die Zahmheitsbemühungen des Dinosauriers RTL, die Transparenz der Rundfunkräte)
Die Politik versagt nicht, sie funktioniert
Vom Versagen der Politik bzw. "Politikversagen" ist ja viel die Rede angesichts der Pandemiebekämpfungs-Verweigerungshaltung der Bundesregierung und der Länderregierungen. Schorsch Fülberth, einer der letzten noch publizierenden Kommunisten, legt im ND dar, warum er diese Formulierungen für unangebracht hält. Er schreibt dies im Rahmen einer Kritik am allgegenwärtigen Föderalismus-Bashing. Dieses diene eher der Vernebelung des Diskurses. Denn: Der Kern des Problems befinde sich "in der ökonomischen Machtstruktur der Bundesrepublik Deutschland":
"(Das) große Kapital (…) konnte sich die Krisenfolgen bislang erfolgreich vom Leibe halten. Stephan Weil (SPD) ist Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, das eine Sperrminorität an der Volkswagen AG hat, und vertritt es im Aufsichtsrat. Er ist gegen Verschärfung (sagen wir lieber: Vertiefung in die Arbeitswelt hinein) des Lockdowns in seinem Zuständigkeitsbereich. In diesem Sinn versagt Politik nicht, sondern sie funktioniert."
Zur grundsätzlichen Problematik des Föderalismus-Bashings schreibt Fülberth unter Bezug auf Artikel 20 des Grundgesetzes dann noch etwas, was gar nicht mal kommunistisch klingt, sondern eher altsozialdemokratisch:
"Neben der Menschenwürde (Art. 1), den Grundrechten und – ausdrücklich! – Artikel 20 sind die Befugnisse und Pflichten der Länder Grundpfeiler der Verfassungsordnung. Dafür haben 1948/49 die drei westlichen Besatzungsmächte gesorgt. Ein erster, von deutschen Stellen vorbereiteter Entwurf des Grundgesetzes war ihnen zu zentralistisch. Die Nazis hatten einst die Länder abgeschafft, jetzt sollten diese die Allgewalt einer Staatsspitze verhindern. Also: Föderalismus ist hierzulande ein Element der Demokratie. Das mag im internationalen Vergleich eine deutsche Spezialität sein, aber aufgrund historischer Erfahrungen ist es eine plausible."
Die ambivalente Wassermetaphorik
Eine andere Art von Sprachkritik als Fülberth übt Anna Schult vom Department of History an der New York University in einem Beitrag "zur politischen Geschichte aquatischer Metaphern", der bei Geschichte der Gegenwart erschienen ist. Es geht in ihrem Text also um "die Frage (…), welche Geschichte die Metaphernfamilie der Welle, Flut und Überschwemmung hat und woher ihre Präsenz im öffentlichen Diskurs kommt".
Schult erweitert die bisherige Debatte, indem sie schreibt:
"Auch im akademischen Sprechen ist die Wassermetaphorik omnipräsent; hier reden selbst Ökonom:innen und Soziolog:innen ganz ohne Ironie von "Migrationsströmen" und "Einwanderungswellen" (…) Selbst in der eigentlichen Migrationsforschung findet sich eine metaphorische Orientierung am Wasser und dessen physikalischen Gesetzen (…) Was diesen Beispielen gemein ist und sie in gewissem Maße von den rechtspopulistischen Parolen unterscheidet, ist nicht, dass der Gebrauch einer Sprache der Liquidität die Zerstörungskraft von Migration versinnbildlichen soll, sondern dass sie das gesellschaftliche Phänomen als ein gesetzmäßiges, ja beinahe naturgesetzmäßiges interpretiert. Die Wassermetaphorik ist mithin ambivalenter, als es die momentanen politischen Parolen vermuten lassen (…) Das Wasser hat dabei die Funktion einer 'epistemischen Metapher', die nicht mittels Analogie einen bereits bekannten Gegenstand politisch deutet, sondern diesen als Wissensgegenstand erst generiert, das heißt erkennbar macht."
Dass Begriffe wie "Flüchtlingswelle", "Flüchtlingsstrom" oder "Flüchtlingsflut" problematisch sind, ist keine Neuigkeit. Dass derzeit ständig von Corona-Wellen die Rede ist, erfordert aber möglicherweise noch mal einen anderen Blick auf die aquatische Metaphorik. Die Verwendung des Begriffs "Welle" im Zusammenhang mit der Pandemie streift Schult in ihrem GdG-Beitrag zwar nur kurz. Er inspiriert aber dazu, darüber nachzudenken, ob zur Beschreibung einer Entwicklung, die von Menschen verantwortetet wird, ein naturalisierender Begriff wie "Welle" wirklich geeignet ist. Wer, anders als jene, die eine Null-Bremsung als "Notbremse" verkaufen, dafür plädiert, Maßnahmen zu ergreifen, die dritte Welle zu stoppen, suggeriert durch die Verwendung der Metapher möglicherweise, dass diese Quasi-Naturgewalt gar nicht zu stoppen ist.
Dokumentarisches (1): Retrospektive eines Aktivisten
Wer sich für die Geschichte des dokumentarischen Fernsehens interessiert, dem fehlt es derzeit nicht an frisch zugänglich gemachtem Anschauungsmaterial. Die Kurzfilmtage Oberhausen haben in Zusammenarbeit mit dem BR eine Retrospektive von Filmen des heute 84-jährigen Dieter Wieland zusammengestellt.
Anlässlich dieser Retrospektive wirft Ekkehard Knoerer in seinem Cargo-Blog einen Blick auf drei TV-Dokumentationen Wielands:
"Im Lauf der Jahrzehnte hat (er) für den BR rund 200 meist dreiviertelstündige Filme gedreht (…) (Er) nimmt (…) kein Blatt vor den Mund, schon im Titel: GRÜN KAPUTT und UNSER DORF SOLL HÄSSLICH WERDEN sind Diatriben gegen eine Zeit, die in brutaler Traditionsvergessenheit lebt. Vorgeführt, angeklagt werden Landschaft und Architektur, als Menschenwerk, Menschenmachwerk vielmehr. Text und Bild ziehen dabei in einen gemeinsamen Kampf. Wieland beschreibt, erklärt, wütet mit sprachgewaltigem, sich ins Poetische steigerndem Furor: gegen Main-Donau-Kanal, gegen Häuser, die trist sind und formlos oder auch Kitsch, gegen Ordnungs- und Sauberkeitswahn, gegen Koniferen, die im fränkischen Dorf am falschen Platz sind, gegen Durchgangsstraßen und überhaupt die Unterwerfung unter den Autoverkehr."
Kein Wunder, dass Wieland selbst sagt: "Ich hatte hartnäckige Feinde", unter anderem "die Minister für Umwelt" und "die Minister für Landwirtschaft", und wahrscheinlich wäre es nicht leicht, heute einen Filmemacher zu finden, der das mit Recht von sich behaupten könnte. Wieland sagt das in einem zweiteiligen Gespräch, das Lars Henrik Gass, der Leiter der Kurzfilmtage, anlässlich der Retrospektive mit ihm geführt hat (hier geht es zum ersten Teil). Das Interview steht unter der Überschrift "Der Aktivist" - eine offensiv-ironische Anspielung darauf, dass "Aktivismus" in manchen Milieus als Schimpfwort gilt (bei jenen, die selbst die allergrößten Aktivisten sind, aber das ist ein anderes Thema).
"Ich habe Umweltthemen gemacht, ich habe Geschichte gemacht, ich habe Porträts gemacht, ich habe alles gemacht, was mich interessiert hat",
sagt Wieland auch noch, und er sagt es deshalb, weil es für einen Filmemacher heute nur selten möglich ist, derartig vielseitig zu arbeiten. Wer sich heute als Filmemacher in einem Themenbereich bewährt hat, soll nach dem Willen der Redaktionen fortan Ähnliches machen.
Dokumentarisches (2): Der neue Körner
Es gibt natürlich Ausnahmen von der Regel. Torsten Körner hat nach "Angela Merkel – Die Unerwartete" und "Palast der Gespenster - Der letzte Jahrestag der DDR" jetzt einen Film über strukturellen Rassismus im deutschen Fußballbetrieb gedreht, der in dieser Woche bei Amazon Prime startet (und später im ZDF läuft). Bert Rebhandl schreibt dazu in der FAS (€):
"Der Dokumentarfilm 'Schwarze Adler' von Torsten Körner nimmt sich dieses Themas nun mit einer bisher nicht dagewesenen Gründlichkeit an: Bis in die Zeit der Nazis führen da die Spuren zurück für einen Kult des Weißseins, bei dem zwischen Waschmittelwerbung und Vernichtungskriegsführung untergründige Verbindungen erkennbar werden. In dem NS-Propagandafilm "Stukas" trugen die Sturzkampfbomber Namen wie "Persil", "Ata" oder "Bleichsoda". Das mag man jetzt für eine etwas weit hergeholte Assoziation in einem Dokumentarfilm über schwarze Menschen im deutschen Fußball halten, aber der Kult um das porentiefe Weiß aus der Waschmaschine gehört zu den ideologischen Pfeilern des Wirtschaftswunders."
14 Spieler und Spielerinnen hat Körner interviewt; im Film findet sich auch das zumindest deutschlandweit erste Bewegtbild-Interview mit dem ersten Schwarzen im hiesigen Profifußball.
Die zweite Säule des Films, so Rebhandl, seien neben den Interviews die "Funde aus den Archiven":
"Beverly Ranger, geboren in Jamaika, erinnert sich daran, wie sie 1976 (im Fernsehen vorgestellt) wurde, weil sie das Tor des Monats erzielt hatte (…) Sie wurde mit einem Schlager von Vico Torriani vorgestellt: 'Schön und kaffeebraun sind alle Fraun aus Kingston Town.'"
Das Fazit des FAS-Autors:
"Man könnte eine ganze Kulturgeschichte des deutschen Alltagsrassismus nur mit Fußballsendungen bestreiten."
Was Körner selbst sagt: Siehe dazu ein Interview mit ihm bei Radio Eins.
Ein sehr spezieller MDR-Experte
Übers Klima haben wir ja lange nicht geredet an dieser Stelle, aber da sind wir ja nicht die einzigen. Werfen wir daher mal zumindest kurz ein, dass laut einer Messung am 3. April 2021 der Kohlendioxid-Anteil in der Atmosphäre einen neuen Rekordwert erreicht hat. Christian Schwägerl schreibt für Riffreporter über dieses "Fanal":
"Wer die Klimakrise jetzt auch nur einen Moment aus den Augen verliert, schickt jeden Menschen auf der Erde, der jünger als 60 Jahre ist, in eine tiefrote Hochrisikozone, in der mit den klimatischen Bedingungen und den Lebensgrundlagen unser gesamter Wohlstand in Gefahr gerät – und das nicht für eine Wahlperiode oder einen Konjunkturzyklus, sondern auf Jahrzehnte und Jahrhunderte."
Angesichts einer anderen wichtigen Neuigkeit - einer Studie, laut der die "Gletscher-Schmelze unumkehrbar werden könnte" (ZDF) - bemerkt Wolfgang Blau in einem Twitter-Thread:
"To their credit, several news organisations did report on this study, albeit with delays which indicate their news desks were not able to understand the importance of the story on their own, as they do with many other topics and long before their specialist desks alert them (…) To me, this points again towards a need in news organisations to not only increase their climate crisis coverage or expand their science or climate desks but equally to increase the climate literacy across all desks and especially their news desks and social media teams."
Das erinnert an Forderungen, die im Zuge der Pandemie-Berichterstattung aufgekommen sind. Demnach müsste nicht nur die Wissenschaftsberichterstattung ausgebaut werden, man bräuchte auch mehr wissenschaftsjournalistisch ausgebildete Redakteure im Politikressort.
Wer ganz gewiss ganz anderer Ansicht sein wird als etwa Schwägerl und Blau? Der MDR-Wetterfrosch Thomas Globig (auf dessen Wirken ich via Steffen Peschel gestoßen bin). Jedenfalls sagte Globig 2010:
"Man hört überall, CO2 sei Teufelsgas, sei verantwortlich für den Klimawandel auf unserer Erde. Aber: Die Meinungen der Wissenschaftler gehen da vollkommen auseinander."
Nun kann man natürlich sagen: Das ist elf Jahre her, vielleicht sieht er das jetzt ganz anders. Dafür spricht nicht viel. Bei MDR aktuell war er im Februar dieses Jahres als "Experte" für den Klimawandel zu Gast. Globig sagte dort:
"Der Klimawandel ist ja (…) keine Erfindung der Neuzeit, sondern den Klimawandel, den man so gerne heutzutage als Schlagwort in den Mund nimmt, gibt es ja auch schon ewig lange. Natürlich ist der jetzt immer etwas anders ausgelegt (…) Unter den Klimaforschern, die ich (…) genau beobachte, wer da was sagt, gibt es (…) die einen, die immer ins Extreme fallen, und die anderen, die dem Realismus zugetragen sind."
Uiuiui, da werden sich die Klimaforscher, die der Kollege "genau" beobachtet, wohl warm anziehen müssen. Man muss der Moderatorin zugute halten, dass es ihr gegen Ende (Timecode 3:59) dann doch ein bisschen zu bunt bzw. unwissenschaftlich wird.
Die in Chemnitz erscheinende Tageszeitung Freie Presse (€) schrieb 2019 über einen Auftritt des Vortragsreisenden Globig:
"Mit teilweise provokanten Aussagen zu Wetter und Klima hat MDR-Meteorologe Thomas Globig am Samstag über 160 Gäste in der Reumtengrüner Turnhalle erstaunt."
Wenn sogar Leute "erstaunt" sind, die diesen Wetterfrosch so schnafte finden, dass sie sich in einer Turnhalle versammeln, um ihm zuzuhören, ist das gewiss bemerkenswert. Auf die Frage, "warum die Gletscher zunehmend verschwinden" würden, habe Globig dort entgegnet, das sei "nicht so einfach zu beantworten".
"Wir brauchen ein wissenschaftliches Qualitätsmanagement im #ÖRR",
twittert Stefan Holzheu vom Zentrum für Ökologie und Umweltforschung an der Uni Bayreuth mit Blick auf Globig. Aber angesichts des guten Wissenschaftsjournalismus, wie ihn nicht nur andere öffentlich-rechtliche Sender, sondern auch der MDR bieten, ist diese Forderung in ihrer Pauschalität dann doch vielleicht ein bisschen ungerecht.
Debatte um öffentlich-rechtlichen Auftrag greift zu kurz
Medienpolitische Debattenbeiträge sind nicht zwingend erfrischend. Für einen langen Beitrag in der Samstags-FAZ (€), den Annette Kümmel, Vorstandsvorsitzende des Verbands privater Medien (Vaunet) und Leiterin der Nachhaltigkeits-Ressorts bei Pro Sieben, geschrieben hat, gilt diese Faustregel nicht.
Die bisherige "Debatte über die Zukunft von öffentlich-rechtlicher Struktur und Beauftragung" greife zu kurz, schreibt sie unter anderem. Da diese Debatte "tatsächlich eine Debatte über die Zukunft des dualen Systems ist, sollten beide Seiten des Systems gleichwertig in diesen Prozess eingebunden werden". Überraschenderweise formuliert sie ins diesem Zusammenhang unter anderem eine Kritik, die in den vergangenen Wochen so ähnlich von Verteidigern öffentlich-rechtlicher Werte zu hören war:
"Nicht im Sinne des dualen Systems wäre eine Entwicklung, bei der die Kernelemente Bildung, Kultur- und Information als Inhalte ins Internet abwandern, um die linearen Angebote, insbesondere die werbeführenden Hauptprogramme, 'mainstreamiger' und eingängiger konsumierbar zu machen. Der Verweis der Rundfunkanstalten auf veränderte Nutzungsgewohnheiten sollte nicht als Blankoscheck dienen, nach Belieben Programme und Angebotsteile hin und her zu schieben."
Der Satz mit der "Blankoscheck"-Formulierung trifft es wirklich sehr gut, so geht komprimierte Fundamentalkritik an öffentlich-rechtlichen "Modernisierungen". Kümmel konkretisiert ihre Kritik folgendermaßen:
"Aktuell beobachten wir eine Entwicklung, bei der zum Beispiel einzelne Kulturinhalte aus Fernseh- und Radioangeboten ganz oder teilweise verschwinden und nur noch online stattfinden (…) Einer solchen Entwicklung ist explizit entgegenzuwirken. Fernsehen ist nach wie vor das Medium mit der größten Reichweite, das Wirken gegen Desinformation und das Eintreten für Kulturverständnis wird online only nicht erfolgreich sein."
In natürlich lobbyistischer Absicht wirft Kümmel dann auch noch einen Blick auf nichtsdestotrotz allemal zweifelhafte Neuerungen bei "in den letzten Jahren von Rundfunkanstalten nach Landesrecht neu gestarteten DAB+-Programmen":
"Zwei der drei neuen Radioangebote der ARD sind Schlagerwellen von NDR und MDR. Und auch der BR hat erst vor einem Monat sein DAB+-Angebot 'Bayern plus' in 'BR Schlager' umpositioniert. Dabei gibt es bereits zahlreiche private Schlagerprogramme, welche die Hörernachfrage hervorragend bedienen und die nun absehbar erheblich an Reichweite und Einnahmen verlieren werden."
Diese Passage animiert zu einer Zuspitzung: Ist es nicht ein bisschen scheinheilig, wenn das öffentlich-rechtliche Radio in Sachen Schlager in neue Programme investiert, bei der Kultur jenseits von Schlager aber argumentiert, es müsse gespart werden?
Und da wir hier ja beim MDR sind: Ein Service-Link zum von Kümmel erwähnten Programm unseres Senders soll an dieser Stelle natürlich nicht fehlen.
Altpapierkorb (die Funktion von Vergewaltigungsszenen in Serien, die Zahmheitsbemühungen des Dinosauriers RTL, die Transparenz der Rundfunkräte)
+++ Die Art, wie Vergewaltigungsszenen in aktuellen Serien eingesetzt werden, kritisiert Isabella Caldart bei 54books: "Vergewaltigungen sollten nicht als simpler Plot Device instrumentalisiert werden, um dadurch eine ganz andere Geschichte zu erzählen, um die Zuschauer*innen zu schocken oder um der Figur nach dem Motto 'Was nicht tötet, härtet ab' mehr Charakterstärke zu verleihen, damit sie sich weiterentwickeln kann. Wenn sexualisierte Gewalt thematisiert wird, sollte sich die Serie empathisch mit ihren Auswirkungen auseinandersetzen. Und dafür ist in keiner Weise nötig, den Missbrauch auch explizit darzustellen."
+++ Die Ankündigungen von RTL, sowohl die inhaltliche Ausrichtung als auch die Tonalität maßgeblich zu ändern (siehe Altpapier), betrachtet Peer Schader in seiner dwdl.de-Kolumne mit Wohlwollen, aber auch mit Skepsis: "Eine Marke wie RTL mit neuen Werten aufzuladen – Empathie, Inspiration, Respekt – ist ein bisschen so, als wolle man einem Prollauto mit Heckspoiler bei laufender Fahrt zwei Kindersitze auf die Rückbank schrauben und den lackzerkratzten Prellbock vorne mit Blumenkästen verzieren. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass das gelingt. Aber dafür braucht der neue RTL-Geschäftsführer Henning Tewes nicht nur das bereits durchschimmernde Selbstvertrauen, sondern mindestens genauso viel Überzeugungskraft. Im Moment spaziert er nämlich mit einem ausgewachsenen T-Rex an der Leine durch Fernsehdeutschland und verspricht den eingeschüchtert entgegenkommenden Passantinnen und Passanten: 'Der beißt nicht (mehr)!' Man würde es gerne glauben. Und beim Dinotätscheln trotzdem seine Hand behalten."
+++ Am kommenden Freitag wird erstmals jeder Interessierte eine Sitzung des Rundfunkrats des BR via Internet verfolgen können. Es ist in der Geschichte der öffentlich-rechtlichen Gremien überhaupt erst das vierte Mal, dass das möglich ist. Darüber berichtet die Medienkorrespondenz.
Neues Altpapier gibt es wieder am Dienstag.
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