Krönung Charles III. Was uns an den Royals fasziniert – und mit ihnen verbindet
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02. Mai 2023, 09:19 Uhr
Wo immer König Charles III. während seines Staatsbesuches in Deutschland auftauchte, gesellten sich auch Schaulustige hinzu. Drei Tage royaler Glanz! Auch seine Krönung am 6. Mai 2023 werden wieder Millionen Menschen hierzulande verfolgen. Doch was fasziniert uns so am britischen Königshaus und was verbindet uns mit den Mitgliedern der Königlichen Familie? Es geht um Psychologie und Geschichte!
Unter anderem sind es die gemeinsamen Wurzeln. Immerhin trug das englische Königshaus bis ins Jahr 1917 den deutschen Namen "Haus Sachsen-Coburg und Gotha". Mitgebracht hatte ihn der deutsche Prinz Albert aus dem gleichnamigen Adelsgeschlecht. Er heiratete die britische Queen Victoria, die dem Haus Hannover angehörte und so ging der Name an die gemeinsamen Kinder über.
Erst während des ersten Weltkrieges änderte das britische Königshaus den Namen und hieß ab 1917 "House of Windsor“, um sich vom Kriegsgegner Deutschland zu distanzieren. Durch die Liebeshochzeit mit Prinz Philipp jedoch stärkte Queen Elisabeth II zumindest im Hinblick auf die Abstammung ihrer gemeinsamen Kinder die Verbindung zu Deutschland. Denn ihr Ehemann stammte aus dem Hause Glücksburg, dessen Name auf das Schloss Glücksburg an der Ostsee an der Flensburger Förde zurückgeht. Und damit hat auch König Charles III. deutsche Vorfahren.
Nur geborgt: Märchenhafter Zauber gleich um die Ecke
Verstaubt, antiquiert und altmodisch sind Monarchien für die einen. Für die anderen tragen sie den Glanz der "guten alten Zeit" ins heute und faszinieren damit unzählige Menschen, auch hier bei uns. Die Geschichten aus dem Königshaus lassen die Märchen wahr werden, mit denen wir aufgewachsen sind, mit allem, was dazugehört: Mit Glanz und Glamour, mit Liebe und Hass, mit Intrigen und manchmal auch mit Happy End.
So erfüllen die Royals eine Ersatzfunktion, ähnlich wie Märchen, bei denen es um (unerfüllte) Wünsche geht, wie Märchenforscher Johannes Wilkes erklärt, der als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig ist. Sie bedienten sich aber niemals billiger Lösungen, "sondern schildern stattdessen häufig, wie der Held oder die Heldin einen Entwicklungsprozess durchläuft, der ganz und gar nicht einfach ist und Mut, Herz und Klugheit verlangt, um ans Ziel zu gelangen." Kommt Ihnen das vertraut vor?
Aber es gibt auch Dinge, die bleiben hinter den Palastmauern verborgen und auch das ist reizvoll. Und dank der geografischen Nähe und auch der gemeinsamen Wurzeln fühlen wir uns den britischen Royals ganz besonders verbunden. Andererseits ist es nicht unser Königshaus. Wir müssen es nicht finanzieren und uns nicht mit den politischen Verwerfungen, dem Tagesgeschäft auseinandersetzen, an dem die Königin oder der König Anteil haben.
Skandal Royal: Das Wohl und Wehe der Royals als Vergleich und Korrektiv
Klatsch und Tratsch stärken die Zusammengehörigkeit, lenken von den eigenen Problemen und Unzulänglichkeiten ab. Das Reden über andere transportiert die gängigen Wertvorstellungen und gibt Orientierung über den eigenen Platz in der Gemeinschaft. Welches Verhalten ist erwünscht? Was wird sozial geahndet? Wo stehe ich in diesem Gefüge? Früher fand dieses Ausloten auf der Straße statt, im Dorf, im Kiez. Heute sind es die Medien, die das Klatschen für uns übernehmen. Die Mächtigen und Reichen müssen jetzt als Vergleich und Korrektiv herhalten. Auch die Royals. Dabei reicht das Spektrum von harmlosen Spekulationen, wie der Frage nach Charles Lieblingsspeisen, bis hin zu handfesten Skandalen wie dem Ausstieg von Prinz Harry und Meghan Marke aus dem "Unternehmen Königshaus". Schlagzeilen haben andere Königshäuser auch zu bieten, aber vielleicht nicht die gemeinsame Geschichte, die sie mit uns teilen.
Versöhnung: Eine Königin kommt zu Besuch
Dazu gehört auch die Versöhnung nach dem 2. Weltkrieg, für die sich Queen Elizabeth II. einsetzte. 1965 reiste sie zum ersten Mal nach Kriegsende nach Deutschland, auch ins damals geteilte Berlin. Dort traf sie den späteren Bundeskanzler Willy Brandt. Den Besuch in der Stadt bezeichnete sie als ein "tief bewegendes Erlebnis". Bei einem Staatsbesuch im Jahr 2015 wurde sie von begeisterten Scharen mit Jubel empfangen. Angereist war sie, um im ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen zum 70-jährigen Gedenken des Holocausts einen Kranz niederzulegen. Ihr Sohn und Thronfolger, Prinz Charles, stattete Deutschland seinen ersten Staatsbesuch ab, noch vor seiner Krönung am 6. Mai 2023. Auch das ein Zeichen für das ganz besondere Verhältnis der beiden Länder.
Links/Studien
Die Krönung von Charles III.: Was ist geplant?
Warum uns Klatsch und Tratsch so gut tut, lesen Sie hier.
Das sind die beliebtesten Royals.
krm
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | BRISANT | 28. April 2023 | 18:10 Uhr