Reaktion des MDR | 28.01.2020 Unverständnis für Vergabe des St.-Georgs-Ordens an ägyptischen Präsidenten
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28. Januar 2020, 16:42 Uhr
Im Vorfeld des am 7. Februar stattfindenden 15. Semperopernballs steht das Event stark in der Kritik. Jüngst sorgt die Vergabe des St.-Georgs-Ordens an den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi für breites Unverständnis.
Da der MDR den Ball live überträgt und die Ballnacht auch mit eigenen Sendungen begleitet, nimmt MDR-Unterhaltungschef Peter Dreckmann transparent zu aufkommenden Fragen und Kritik an den MDR Stellung.
Herr Dreckmann, inwieweit ist der MDR in Vorbereitungen, Organisation und künstlerische Besetzung des Semperopernballs involviert und hat Mitspracherecht?
Der MDR ist nicht Veranstalter und entscheidet weder über auftretende Künstler noch über die Vergabe des Ordens. Dies obliegt dem SemperOpernball e. V., der Programm und Ablauf inhaltlich und künstlerisch verantwortet.
Die redaktionelle Hoheit für die Ausstrahlung liegt jedoch allein beim MDR. Das heißt: Wir entscheiden, welche Teile des Programms wir übertragen und welche Teile nicht. Sicher ist, dass wir die Ehrung von al-Sisi, sollte sich der Veranstalter entscheiden, diese im Rahmen des Semperopernballs zu thematisieren, nicht ausstrahlen werden.
Der MDR überträgt den Semperopernball. Wie sieht die Zusammenarbeit im Einzelnen aus?
Der MDR begleitet von Beginn an den Semperopernball. Dazu schließt der MDR einen sogenannten Mitschnitt/Sende-Vertrag mit dem Verein, der die Übertragung der vom SemperOpernball e. V. veranstalteten Gala in der Semperoper vertraglich regelt. Der jährliche „Countdown“ zum SOB, der von 20.15 bis 21.00 Uhr im MDR-Fernsehen übertragen wird und das „Ballgeflüster“ im Anschluss an die Balleröffnung liegen in der redaktionellen Verantwortung des MDR. Außerdem berichtet der MDR im Vorfeld des Balles in verschiedenen Sendungen und Formaten über dieses Ereignis.
Wann hat der MDR von der Ehrung des ägyptischen Präsidenten erfahren und wird diese einen Einfluss auf die MDR-Berichterstattung haben?
Der Programmdirektor Wolf-Dieter Jacobi und ich als zuständiger Hauptredaktionsleiter haben erst am vergangenen Wochenende durch eine Presseanfrage von der Preisvergabe erfahren. Am Montagmorgen, 27. Januar, hat der Programmdirektor dem Vorsitzenden des Semperopernballvereins in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, dass der MDR über diese Preisträgerentscheidung sehr irritiert ist und eine mögliche Preisverleihung an Abdel Fattah al-Sisi im Rahmen des Semperopernballs nicht übertragen würde, sollte es dazu kommen.
Wie bewertet der MDR die Ehrung des ägyptischen Präsidenten durch den Semperopernball?
Wir halten diese Ehrung für falsch und distanzieren uns ausdrücklich davon. Der MDR steht für freien und unabhängigen Journalismus, Meinungsfreiheit und Toleranz. Leider steht Abdel Fattah al-Sisi genau dafür nicht.