Steinbruch von Pließkowitz
Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Zu viel Lärm und Staub Ärger am Steinbruch in Pließkowitz

17. Januar 2018, 15:29 Uhr

Das gibt es nicht oft. Am Montag ist der Petitionsausschuss des Sächsischen Landtags in die Oberlausitz gefahren, um ein Streitthema vor Ort zu begutachten. Eine Bürgerinitiative beklagt, dass Sprengungen der Steinbruchfirma umliegende Häuser beschädigen würden. Auch beeinträchtige die Lärm- und Staubbelastung die Gesundheit der Anwohner.

Schwere Laster rumpeln über die schmale Verbindungsstraße zwischen Pließkowitz und Kleinbautzen. Sie fahren tonnenweise Lausitzer Granit aus dem kleinen Steinbruch Pließkowitz, der zwischen den beiden Dörfern liegt. In den 1980er-Jahren aus Mangel an Arbeitskräften stillgelegt, läuft hier seit den 1990ern wieder die Förderung.

Das Baumaterial der aktuellen Firma ProStein aus Bischofswerda ist im Straßenbau gefragt. Doch Anwohner haben die Nase voll von dem Lärm und Staub, der mit dem Granitabbau einhergeht. 2017 hat sich eine Bürgerinitiative formiert und einige Hundert Unterschriften von Bewohnern etwa aus Pließkowitz, Kleinbautzen, Malschwitz und Niedergurig für eine Petition gesammelt. Während die Firma den Steinbruch erweitern möchte, wollen sie die Arbeiten begrenzen.

Stilllegung der Abbruchanlage gefordert

Steinbruch Pließkowitz
Luise Dutschmann, Chefin der Bürgerinitiative, will sich den Lärm und Dreck vom Steinbruch nicht mehr gefallen lassen. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Sie stört nicht nur um der Förderlärm, der auch nachts anhält, sondern auch der Staub, der besonders im Sommer wie eine Wolke über dem Gebiet des Steinbruchs hängt. "Unser Problem ist dieser Schwebestaub. Wenn das eingeatmet wird, bringt das viele Krankheiten, unter anderem auch Krebs", erklärt Luise Dutschmann von der Bürgerinitiative. Sie geht von einer enormen Gesundheitsbelastung aus. Für die Kleinbautzenerin gibt es nur eine Lösung: Die großen, industriellen Abbruchanlagen müssen stillgelegt und der Granitabbau zurückgefahren werden.

Dies versuchte Dutschmann am Montag den Mitgliedern des Petitionsausschusses bei einem Rundgang um den Steinbruch zu verdeutlichen. Mit dabei waren Bürgermeister, Vertreter der Kreis- und Landesbehörden und lokale Politiker. Siegfried Spank, Ortschaftsratsvorsitzender von Niedergurig, kann den Ärger nachvollziehen. So hätten einige Häuser von den Erschütterungen der Sprengungen Risse bekommen.

Jürgen Wengler vom Malschwitzer Gemeinderat ist ein Mitstreiter der Bürgerinitiative. Er sorgt sich um den Ruf des Ortes. Der Steinbruch mache es unmöglich, Bürger aus der Stadt nach Kleinbautzen oder Pließkowitz zu locken. "Das große Pfund, das die Gemeinden haben, ist Natur, Kultur und Kleingewerbe." Das soll Touristen in die Oberlausitz ziehen. "Unter den existierenden Bedingungen wird das zunichte gemacht", sagt Wengler.

Touristisch vermarkten möchte Wengler den Teufelsstein, der direkt am Steinbruch auf einem kleinen Hügel liegt. Es handelt es sich um eine Ansammlung von Granitfelsen, die nach Auffassung einiger Wissenschaftler, in prähistorischer Zeit als heidnische Opferaltäre zu einem Sonnenkult dienten.

Teufelsstein braucht Sicherung

Tiefer in der Materie steckt dazu Ralf Herold von der Fachgruppe Archäoastronomie aus Sohland. Er beschäftigt sich mit Himmelsbeobachtungen in prähistorischer Zeit. Dabei verfolgt er die Hypothese, dass unsere Ahnen mit Hilfe von Sichtfenstern und Spalten von Felsen, die Sonne beobachteten, um etwa die Länge eines Jahres zu bestimmen. Auch der Teufelsstein besitzt so eine Felskluft. Das Problem für Herold ist, dass die von der Steinbruch-Firma angestrebte Erhöhung der Halde die Sichtlinie zum Sonnenuntergang und der Tagundnachtgleiche durch das Felsentor des Teufelssteins versperren wird. Dazu kommt, dass der Hobbyastronom wegen der Sprengungen um die Standsicherheit des Teufelssteins fürchtet. "Der Stein muss gesichert werden", fordert er.

Nach der Begehung folgte in Malschwitz eine längere Diskussion zwischen Behörden, Anwohnern und dem Unternehmen. Auch der Firmenchef von ProStein, Jens Gerisch, war dabei. Sein Verhältnis zur Bürgerinitiative ist schwierig: Man habe mehrmals erfolglos versucht, die Dinge zu versachlichen, teilte Gerisch im Vorfeld auf Anfrage des MDR mit.

Nicht alle Fragen konnten am Montag geklärt werden. Aber nachdem die Fronten sehr verhärtet waren, sei es gelungen einen Dialog anzuschieben, sagt Jörg Vieweg (SPD), Mitglied des Petitionsausschusses. "Es war wichtig und richtig, dass wir in so großer Runde vor Ort waren." Um offene Fragen - etwa zu Ruhezeiten bei der Granitförderung - zu klären, ist laut Vieweg eine weitere Sonderanhörung des Petitionsausschusses geplant, zu der auch die Bürgerinitiative eingeladen wird. Erst danach wird sich das Plenum des Landtages abschließend mit dem Steinbruch von Pließkowitz beschäftigen.

Quelle: MDR/ma

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 15.01.2018 | ab 14:30 Uhr in den Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen
MDR SACHSENSPIEGEL | 15.01.2018 | 19:00 Uhr

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