Sonntag | 20.08.2023 Wladimir Kaminer - unser Gast im Sonntagsbrunch

Wladimir Kaminer 86 min
"Schreiben ist für mich mehr Leidenschaft als Beruf", sagt Wladimir Kaminer, der sich selbst als Geschichtensammler bezeichnet. Bildrechte: picture alliance/dpa

"Ach, Schriftsteller. Schriftsteller das ist nur so ein Tarnbegriff.“ Sagt einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Schriftsteller überhaupt. Und meint das ernst. Wladimir Kaminer hat zwar 33 Bücher in 13 Jahren geschrieben, die in mehr als 60 Sprachen übersetzt sind und von Millionen Menschen gelesen werden (genau zählt er das nicht mehr), aber nennt sich selber Geschichtensammler und -Erzähler. Schriftsteller sind die anderen.

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Wladimir Kaminer ist übrigens bekennender Gartenliebhaber. Er sagt: "Ich habe meine Bücher nie gezählt, es sind viele." Bildrechte: MDR/Axel Berger

Man muss über die Tragödien zu lachen lernen, weil sie sonst zu einer Sackgasse werden.

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Humor als Lebensstrategie

Am liebsten erzählt Wladimir Kaminer seine Alltagsbeobachtungen mit Welterkläreranspruch auf der Bühne, weil er dort den Schalk, der ihm immer im Nacken sitzt, tanzen lassen kann. Wer schafft es schon leichtfüßig über veganes Essen und Gender*sternchen zu reden, ohne verbissen zu klingen? Kaminer kann, weil er noch in jeder Tragödie einen Witz entdeckt, weil Humor seine Lebensstrategie ist, weil er Bücher schreibt, um selber die Welt zu verstehen.

Ich habe mich manchmal als letzter ansprechbarer Russe in Deutschland gefühlt, so viele Interviews musste ich geben.

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Seine Rolle: Russe in Deutschland

Seine Bücher sind immer ein bisschen staunend, witzelnd, blitzgescheit und entlarvend. So rückt er selbst seinem Namensvetter im Kreml zu Leibe, dessen Krieg gegen die Ukraine Kaminer, wie er selbst sagt, scheinbar zum letzten ansprechbaren Russen in Deutschland gemacht habe. Was er in dieser Rolle alles erlebt, musste er jetzt mal wieder aufschreiben. "Frühstück am Rande der Apokalypse" heißt sein neuestes Buch.

Weltgeschichte erzählt aus der Küche sozusagen. Ist es das 34.? Kaminer hat das Zählen aufgegeben, Erfolgsstatistiken sind ihm egal. Und das Wort Bestsellerautor sowieso. Hauptsache er kann Geschichten erzählen: von der Tragik des Lebens, ohne pessimistisch zu sein.

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Wladimir Kaminer sagt: "Ich bin sicher, dass Dravi Deutscher recht hat: 'Alles, alles geht vorbei.'" Bildrechte: imago/STAR-MEDIA

Geschichten schreiben ist wie Pilzesammeln, wenn keine Pilze da sind, wird’s auch nichts mit dem leckeren Essen.

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Die Promis der kommenden Sendungen*

27.08.2023 | Henriette Lippold (Filmproduzentin u.a. "Soko Leipzig" und "Charite")
03.09.2023 | Ute Freudenberg (Sängerin)
10.09.2023 | Eugene Boateng (Schauspieler)

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Der Sonntagsbrunch: Promis im Gespräch

Jan Becker
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