Sonntag | 01.10.2022 Marius Winzeler, der Chef vom Grünen Gewölbe - unser Gast im Sonntagsbrunch
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Manchmal muss er sich selber noch kneifen, um sich klar zu machen, dass das alles wahr ist. Gerade wenn er auf der historischen Balustrade über dem kleinen Schlosshof in Dresden steht. Dort, wo die Gäste nicht hinkommen, nur er, weil er jetzt, nein, nicht Schlossherr, sondern Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer ist. So der amtliche Titel von Marius Winzeler. Aber eigentlich ist er schon der Schlossherr, denn die allermeisten Kunstschätze aus 500 Jahren sächsischer Geschichte, die im Schloss präsentiert werden, unterstehen ihm.
Der Schweizer Sachse
Und auch darüber, wie der Wiederaufbau der einstigen Residenz der hiesigen Kurfürsten und Könige in den kommenden Jahren vollendet wird, entscheidet maßgeblich er: Marius Winzeler, der Schweizer Sachse, dem man seine Kindheit in der Nähe von Zürich zwar noch immer anhört, der aber inzwischen länger Görlitzer ist, als er Schweizer war.
Der Traum von Dresden
Schon als Jugendlicher wollte er in den 80ern unbedingt nach Dresden, als das in seiner Umgebung noch als ziemlich "spinnerte Idee" galt, denn damals war die DDR für die Schweizer das unbekannte Deutschland, sagt Winzeler. Gleich 1990 ging der geschichts- und kunstinteressierte junge Mann konsequent auf diesem Weg weiter, wurde hier Praktikant bei der Denkmalpflege, später Organisator der ersten Landesausstellung, Museumsmitarbeiter in Görlitz, Direktor in Zittau und Prag.
Moderne Kunst und alter Glanz im Dialog
Für Marius Winzeler schließt sich nun ein Kreis: aus seiner Liebe zu sächsischer Kultur und Geschichte ist nach mehr als drei Jahrzehnten die Berufung zum Direktor der Sammlungen im Dresdner Residenzschloss geworden, wo er wohl neben aller Pracht auch für frischen Wind sorgen wird. Für mehr sichtbare Brüche und moderne Kunst im Dialog mit dem alten Glanz zum Beispiel. Schließlich will der Mann, der jeden Tag noch Ehrfurcht spürt, wenn er das Schloss sieht, nicht nur der Verwalter und Hüter der Schätze sein, sondern sie für alle immer wieder neu und mit neuen Einsichten präsentieren.