Sonntag | 09.03.2025 Unser Gast im Sonntagsbrunch: Leon Windscheid
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Manchmal sind Umwege offenbar gar nicht so schlecht. Denn heute wundert sich, nein beinahe schämt sich Leon Windscheid dafür, mal einen Vertrag bei einer internationalen Unternehmensberatung unterschrieben zu haben für eine Karriere dort.
Ich frage mich überhaupt nicht mehr, warum mache ich das. Das ist alles so erfüllend. Ich frage mich eher, warum wollte ich mit Mitte 20 mal Unternehmensberater werden.
Als Psychologe mit Doktortitel wollten sie ihn gern. Kurz vor knapp ist Leon Windscheid dann aber doch noch abgebogen. Erstmal Richtung Party.
Ich wollte wissen, wie kann man in einer Zeit, in der so viel zu viel ist, trotzdem die Ruhe im Kopf bewahren. Wie kann man sich Ziele setzen, ohne auszubrennen. Wie kann ich am Ende sagen: das Leben war nicht perfekt, aber es war ein gutes Leben?
"Ich will verstehen, warum wir Menschen sind, wie wir sind"
Schließlich hatte er bei "Wer wird Millionär" als jüngster Gewinner die Million kassiert und mit seinen Kumpels ein Partyboot in Münster gekauft. Der Studententraum. Da war der promovierte Psychologe Windscheid dann also Eventmanager. Warum auch nicht?
Das war das Wichtigste an dem "Wer wird Millionär"-Besuch, dass mir das die Angst genommen hat, mich zu trauen das zu tun, was ich wirklich gerne machen will.
Warum denn genau? Das hat er sich dann bald aber gefragt und hat all die Themen beackert, die ihm noch im Kopf rumschwirrten. Wissenschaftlich beackert, ein Buch daraus mit dem Titel "Besser fühlen" gemacht, das es gleich mehrere Jahre in die Bestsellerliste schaffte.
Das Ganze hat er dann auch noch auf die Bühne gebracht, wo ihm das Publikum an den Lippen klebte, obwohl ihm aller Firlefanz, Guruzeugs und Co. sehr fremd sind. Er will ja Wissenschaft unter die Leute bringen. Ernsthaft und trotzdem unterhaltend.
Dass das so erfolgreich klappt, er damit große Säle und Arenen füllt, konnte er am Anfang selber nicht glauben.
Es ist ein Riesenantrieb zu sehen, dass Leute, die sonst mit so einem Thema gar nichts am Hut haben, dass die danach wissen "aha, so geht wissenschaftliches Denken".
"Wir sollten freundlicher mit uns selbst umgehen"
Jedenfalls ist aus dem Eventmanager Leon Windscheid inzwischen selber das Event geworden, zu dem die Fans geradezu pilgern, auch wenn er ernste Themen auf die Bühne bringt - wie gerade jetzt dieses ewige Zuviel, die Überforderung, diesen Druck, immer perfekt sein zu müssen oder zu wollen.
Gerade werden Faktenchecks abgeschafft, es wird geschwurbelt, Meinung und einfache Antworten zählen. Mir macht es Hoffnung, dass die Hallen, überall wo ich hin komme, voll sind mit Menschen, die darauf keinen Bock haben.