Sonntag | 23.02.2025 Benjamin von Stuckrad-Barre - zu Gast im Sonntagsbrunch
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Seit wann eigentlich kommt er immer, wirklich immer, wenn's nicht privat ist, mit heller Hose und Matrosenshirt? Gut, Benjamin von Stuckrad-Barre ist in Bremen geboren, Hansestadt. Aber das ist inzwischen reichlich 50 Jahre her und in der Rechnung des Bestsellerautoren wahrscheinlich mehrere Leben weit weg.
Wenn sich selbst die ganze Zeit auch ein bisschen erfindet, ist das auch komfortabler, als wenn man das eigene Leben so persönlich nimmt.
Denn nach dem Riesenerfolg mit seinem Buch "Soloalbum" - er war da gerade Anfang 20 und völlig unvorbereitet auf ein Dasein als Promi, der im Fernsehen rumgereicht wird und weiterschreibt als gäbe es kein Morgen -, hat Benjamin von Stuckrad-Barre das Leben voll mitgenommen und es ihn auch. Sucht, Abstürze, Todeskrisen inklusive.
Ich will erstmal das Geile machen. Wer weiß, ob wir später noch dazu kommen.
Geschrieben hat er trotzdem, Fernseh-Shows moderiert, provoziert, sich mit einem mächtigen Medienkonzern angelegt wie in seinem letzten Roman
"Noch wach".
Es gibt so eine Bitterkeit beim Blick auf die Welt. Die habe ich nie gehabt. Ich bin immer mit heißem Herzen dabei. Aber ich freue mich über den Satz, der gerade nicht passt. Oder wenn man merkt, eine Sache darf man jetzt auf gar keinen Fall sagen, da habe ich sie meist schon gesagt.
"Ich suche immer den Witz. Die Störung"
Er liefert dabei die perfekte Mischung: das Leichte nie seicht werden lassen, das Schwere immer mit einem Blick für den Witz in jeder Situation nehmen. So tourt er jetzt auch gerade wieder mit seinem Freund, dem fast 30 Jahre älteren Schweizer Schriftsteller Martin Suter, auch bei uns über die Bühnen und verspricht keine Lesung, sondern eine Show.
Was wir auf der Bühne machen ist ein Dokument von Freundschaft und das Buch handelt auch von Freundschaft.
Auf das Unterhalten versteht er sich schon immer, was ihm - auch schon immer - die strengen Kulturwächter natürlich angekreidet haben. Benjamin von Stuckrad-Barre hat diese Mischung aus überschwänglichem Jubel und heftiger Schmähung aber nie angefochten. Wahrscheinlich eher angetrieben. So dass er jetzt jede Menge zu erzählen hat aus seinen vielen Leben, die er schon überlebt hat. Auf der Bühne immer mit Matrosenshirt und heller Hose. Arbeitsbekleidung wahrscheinlich. Ist im Radio aber auch egal.
Es ist gut, sich vor dem Auftritt nicht fragen zu müssen, was ziehe ich an. Deshalb hat sich das bei mir verselbstständigt: helle Hose, Matrosen-Shirt. Ich bin ja auch in Norddeutschland aufgewachsen.
