Dienstags direkt | 14.01.2025 | 20-23 Uhr Neues Jahr, neuer Vorsatz: Warum Aufräumen ein neuer Anfang sein kann
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14. Januar 2025, 23:44 Uhr
"Ordnung ist das halbe Leben" lautet das geflügelte Sprichwort, was sicher jeder von uns als Kind schon einmal gehört hat. Wie Ordnung und Unordnung unser Leben bestimmt, was das mit unseren Beziehungen zu tun hat und welche gesellschaftliche Dimension Ordnung hat - darüber sprechen wir bei Dienstags direkt.
Gäste:
- Thomas Palzer, Philosoph, Autor und Essaist "Das Gespenst der Ordnung"
- Johanna Lemke, Journalistin in Dresden, Aufräumexpertin "Hempels Schwestern" und Co-Autorin des Buches "Socken unterm Sofa"
- Sabrina Rox, Bühnenbildnerin, Aufräumexpertin "Hempels Schwestern" und Co-Autorin des Buches "Socken unterm Sofa"
- Jens Czerwinka, Hobby-Trödler, MDR-Journalist
Interview:
- Claudia Euen, Leipziger Journalistin unter anderem für "Das Magazin", Autorin des Textes "Nichts Wegwerfen!"
- Veronika Schröter, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Messi-Expertin
Bücher- und Klamottenberge, Kabelsalat, alte Technik, Kinderspielzeug überall – die Formen von Unordnung können verschieden sein und verschieden empfunden werden. Während der eine schon zwei alte Socken auf der Sofalehne und nicht akkurat eingeräumte Teller in der Geschirrspülmaschine als Beleidigung empfindet, fühlt sich jemand anders inmitten von Bücher- und Klamottenbergen immer noch wohl und würde ein aufgeräumtes Zimmer als steril empfinden.
Doch wo beginnt Unordnung, und wann wird es richtig unübersichtlich? Wann beginnen uns die Dinge zu bedrücken, zu bremsen, zu belasten? Und wann gerät das Leben - oder die Ordnung darin -vollkommen aus den Fugen?
Aufräumen ermöglicht neue Perspektiven
Viele Menschen sprechen von einer großen Erleichterung oder sogar einer Befreiung, nachdem sie aufgeräumt und wieder Ordnung geschaffen haben. Sie sehen neue Perspektiven, neue Möglichkeiten und erleben in gewisser Weise einen neuen Anfang. Wo liegt die Chance von Ordnung? Was ist Ordnung – und können wir nicht auch ohne sie leben? Was hat Ordnung eigentlich mit uns und unseren Beziehungen zu tun?
Ordnung als Balanceakt zwischen Pedanterie und Chaos
Während immer mehr Ordnungsratgeber geschrieben und veröffentlicht werden, häufen sich auch Stimmen, die sich gegen eine ständige Optimierung aussprechen. Die den expliziten Wert auch (alter) Dinge Raum geben und einen übertriebenen Minimalismus kritisieren. Ordnung wird individuell als sehr verschieden empfunden. Doch abseits dieser Empfindungen, muss ihr der Balanceakt zwischen Pedanterie und Chaos gelingen. Wo fängt das eine an und hört das andere auf?
Ordnungssysteme in der Gesellschaft
Unsere Gesellschaften brauchen Ordnung als grundsätzliches Element. Ohne Ordnung kann kein Wissen generiert werden und keine Wissenschaft bestehen. Ohne Ordnung kann kein Haushalt und kein Unternehmen, kein Theater und keine Stadtverwaltung geführt werden.
Oberzogene Ordnung kann Diktatoren dienen
Gleichzeitig kann Ordnung in der Gesellschaft überzogen und missbraucht werden, um Gesellschaften der Macht dienlich werden zu lassen - im schlimmsten Fall für eine Diktatur. Wie wird Ordnung in der Geschichte bewertet? Was sagten die Römer? Welche Rolle spielte Ordnung im Mittelalter – und welche in der Neuzeit - wie beispielsweise im Nationalsozialismus?
Ordnung zwischen Orientierung und Macht
Ordnung ist besonders in Krisen wichtig, da sie Ruhe und Orientierung bietet. Gleichzeitig darf sie nicht zum Instrument der Macht werden. Warum das für profane Haushaltstätigkeiten in Partnerschaften genauso gilt wie in der gesamten Gesellschaft. Worin der Reiz des Aufräumens besteht, und wie wir beginnen, wenn wir an der "Eiger-Nordwand" stehen - so bezeichnen Experten die Hürde des Anfangs - über all das sprechen wir bei Dienstags direkt.
Johanna Lemke, Aufräumexpertin, Journalistin und Autorin: "Paare nehmen Unordnung oft als Aufhänger für Streit. Oft ist Unordnung aber ein Symptom für ein Beziehungsproblem."
Thomas Palzer, Philosoph, Autor, Essayist: "Ordnung bedarf der Ausgewogenheit mit ihrem genauen Gegenteil, sonst kippt sie entweder um in Pedanterie, oder die Unordnung wird unbehebbar. Die Grenze ist fließend, und manchmal - bei Menschen wie mir, die zwar keine ausgesprochenen Ordnungsfanatiker sind, aber doch solche, die Ordnung lieben - schwer zu bestimmen. Man könnte sagen, dass jede Ordnung ein gewisses Maß an Ungenauigkeit oder Unordnung benötigt, um noch atmen zu können und nicht zu einem erdbebensicheren Granitblock zu erstarren."
Sabrina Rox, Diplom-Designerin, Autorin und Aufräumexpertin: "Durch äußere Ordnung kann innere Ordnung entstehen - und wer gut sortiert ist, muss eigentlich gar nicht mehr aufräumen."
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Dienstags direkt | 14. Januar 2025 | 20:00 Uhr