Dienstags direkt | 28.05.04.2024 | 20-23 Uhr Vielfalt im Alltag - von selbstverständlich bis herausfordernd
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12. Mai 2024, 20:08 Uhr
Sachsen, eine Region mit reicher Kultur und Geschichte, steht heute vor der Herausforderung, Diversität und Integration in verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu fördern, aber auch als Chance zu nutzen. Wir sind Geschichten und Initiativen begegnet, die zeigen, wie unterschiedlich die Ansätze und Perspektiven sein können, um das Ziel einer vielfältigen, modernen und innovativen Gesellschaft zu erreichen.
Vielfalt in der Sächsischen Spirituosenmanufaktur
Martin Wagner, Inhaber der Sächsischen Spirituosenmanufaktur, nutzt die Vielfalt als Kernprinzip seiner Arbeit. In seiner Brennerei stehen Biodiversität und die Erhaltung alter Obstsorten im Mittelpunkt. Wagner beteiligt sich an Forschungsprojekten in Kasachstan und Kirgisistan, die sich dem Erhalt natürlicher Ressourcen und der Biodiversität durch Nutzung widmen. Diese Projekte verbinden ökologische und ökonomische Ansätze und zeigen, wie traditionelle Handwerkskunst zur Bewahrung der Natur beitragen kann.
Vielfalt ist das Kernprinzip. Unsere Produkte - ob Whisky oder Bier - tragen die einzigartige Handschrift des Produzenten und spiegeln die kulturelle und handwerkliche Vielfalt wider.
Wagner betont auch die Vielfalt in der Produktpalette. Selbst wenn unterschiedliche Brennereien die gleichen Rohstoffe verwenden, entstehen einzigartige Produkte, die die Handschrift des jeweiligen Produzenten tragen. Dies gilt nicht nur für Spirituosen wie Whisky, sondern auch für Bier, das trotz der strengen Vorgaben des Reinheitsgebots in einer unglaublichen Vielfalt erhältlich ist. Die Einzigartigkeit jedes Produktes spiegelt die kulturelle und handwerkliche Vielfalt wider und betont die Bedeutung von Individualität und Kreativität.
Integration durch Sport in Chemnitz
Jenny Julian koordiniert Sportprogramme in Chemnitz. Sie betont, dass jede Begegnung ein Anfang sein kann und dass die "vielfältige Sichtbarkeit" in der Öffentlichkeit wichtig ist. Sie arbeitet mit verschiedenen Sportvereinen, darunter auch Stützpunktvereine, die als Leuchtturmprojekte dienen.
Jede Begegnung kann ein Anfang sein.
Ein Beispiel für erfolgreiches Miteinander ist der Blindenfußball, bei dem blinde und sehbehinderte Menschen gemeinsam sportlich aktiv sind. Weitere Projekte umfassen Rollstuhlbasketball und Triathlon, bei dem ein blinder Junge mit der Unterstützung seines Vaters teilnimmt. Diese Initiativen zeigen, wie Sport als Brücke zwischen Menschen fungieren kann.
Vielfalt und Integration in der Arbeitswelt
"Normalität ist Vielfalt!?" - Marco Rutzke, Geschäftsführer der NetTask GmbH, steht mit seiner Unternehmensphilosophie für Vielfalt. Er betont immer wieder, dass die Vielfalt in den Betrieben eine gelebte Normalität ist und dass viele Unternehmen von der Beschäftigung ausländischer Fachkräfte profitieren.
Der Großteil unserer Unternehmer beschäftigt bereits ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und empfindet diese als große Bereicherung für die Belegschaften und die Unternehmenskultur.
Klare rechtliche Grundlagen und langfristige Perspektiven sind unerlässlich, um die Integration nachhaltig zu gestalten und geordnete Migration zu gewährleisten.
Die Förderung englischsprachiger Studiengänge ist ein Beispiel, das sowohl Migranten als auch Deutschen zugutekommt. Dies stärkt die Integration, Wettbewerbsfähigkeit und Offenheit der Gesellschaft, was für den Erfolg als Exportnation wichtig ist.
Rutzke betont, dass Vielfalt in der Belegschaft die Innovationskraft von Unternehmen steigert. Unterschiedliche Perspektiven fördern Kreativität und Problemlösungsfähigkeit, was wirtschaftliche Vorteile bringt.
Integration durch Sport in Freital
Fußballtrainer Candido Mahoche nutzt den Sport als Werkzeug zur sportlichen Motivation in Freital. Sein Engagement für den Sportclub Freital zeigt, wie Sportvereine eine Plattform für Begegnungen bieten können. Trotz der Herausforderungen und des Rassismus, dem er begegnet ist, bleibt Mahoche optimistisch und setzt sich für eine moderne Gesellschaft ein. Er glaubt, dass Sport Menschen zusammenbringt und Vorurteile abbauen kann.
Ich bin ein Mensch, der gern lacht und in Frieden leben möchte.
Mahoche sieht in der Integration durch Arbeit und Sport einen Schlüssel zur erfolgreichen Integration. Er betont, dass Arbeit und sportliche Aktivitäten Geflüchteten und Migranten helfen, sich in die Gesellschaft einzubringen und ein Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln.
Brückenbauer Sport
Christian Lehmann ist eine ein Impulsgeber hinter den Integrations- und Inklusionsbemühungen beim Stadtsportbund Leipzig e.V. (SSBL). Mit seiner Motivation und seinem Einsatz möchte er dafür sorgen, dass der Sport in Leipzig ein Ort der Begegnung und des Miteinanders ist.
Der SSBL, eine zentrale Organisation zur Förderung des Sports in der Region, verbindet über 400 Vereine und bietet ein umfangreiches Netzwerk zur Unterstützung des regionalen Sports. Christian Lehmann koordiniert hier die Bereiche Integration, Inklusion und Ehrenamt.
Er setzt sich dafür ein, Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und mit verschiedenen Fähigkeiten in die Sportgemeinschaft zu integrieren. Durch gezielte Weiterbildungen und Sensibilisierungsmaßnahmen baut er Barrieren ab und öffnet Türen, sodass jeder Mensch die Freude am Sport erleben kann.
Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen
Sylvia Pfefferkorn, stellvertretende Sprecherin des Vereins Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen, sieht in der Zuwanderung qualifizierter ausländischer Fachkräfte eine wesentliche Quelle für neue Arbeitskräfte. Der Verein unterstützt Unternehmen dabei, eine Willkommenskultur zu schaffen und die Integration von Zuwanderern zu fördern. Pfefferkorn betont die Rolle der Führungsetagen in Unternehmen, die als Vorbilder fungieren und eine weltoffene und inklusive Arbeitskultur fördern sollten.
Demokratie schneit nicht vom Himmel. Wir müssen alle was dafür tun.
Durch Schulungsprogramme, Beratungen und Integrationskonzepte hilft der Verein Unternehmen, die Vielfalt ihrer Belegschaften zu nutzen und ein wertschätzendes Miteinander zu fördern.
Vielfalt und Teilhabe
Dr. Ferdinand Mirbach, Senior Expert bei der Robert Bosch Stiftung, widmet sich der Förderung von Vielfalt, Gerechtigkeit und Teilhabe. Seine Arbeit zielt darauf ab, die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte zu stärken und Diskriminierung zu bekämpfen. Er betont, dass die Integration von Migrantinnen und Migranten und die Förderung von Vielfalt in allen gesellschaftlichen Bereichen, einschließlich Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, essenziell sind.
Er sieht in der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren, wie Migrantenselbstorganisationen, Wohlfahrtsverbänden und sozialen Einrichtungen, einen wichtigen Schritt zur Förderung eines inklusiven und solidarischen gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Individuelle und gesellschaftliche Vielfalt sind für mich Stärke und Bereicherung. Umso wichtiger ist mir das aktive Eintreten für Gleichberechtigung und gegen jede Form der Diskriminierung.
Unsere Gäste:
Martin Wagner | Inhaber der Sächsischen Spirituosenmanufaktur
Jenny Julian
Marco Rutzke | Geschäftsführer der NetTask GmbH
Candido Mahoche | Fußballtrainer
Sylvia Pfefferkorn | Stellvertretende Sprecherin des Vereins Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen
Dr. Ferdinand Mirbach | Senior Expert bei der Robert Bosch Stiftung
Moderation:
Redaktion: Stephan Wiegand
Leitung: Ines Meinhardt