Dienstags direkt | 05.03.2024 | 20-23 Uhr Wohin die Reise geht - Entwicklungen im Tourismus
Hauptinhalt
03. März 2024, 20:08 Uhr
Dass Reisen bei den Sachsen beliebt ist, wissen wir nicht erst seit Jürgen Harts Hit "Sing mei Sachse, sing". Die Begeisterung für Urlaub in nah und fern spüren wir auch an der Beteiligung bei unserem Gewinnspiel "Um die Ecke, um die Welt". Dass es den Sachsen dabei nicht nur ums 'einfach mal weg sein' können wir uns vorstellen. Sie wollen die Welt entdecken. Doch wie verändert sich Tourismus? Darüber haben wir bei Dienstags direkt gesprochen.
Angebote für alle Interessen
Die Internationale Tourismusbörse Berlin (ITB) gilt als weltweit führende Reisemesse. Seit 1966 gibt es den Branchentreff, der immer im März zehntausende Anbieter und Fachbesucher zusammenbringt. Trends haben sich über die Jahrzehnte gewandelt. Die Sehnsucht, ferne Länder zu erkunden oder Entdeckungen im näheren Umfeld zu machen, ist geblieben. Schon vor Jahren sind dabei soziale und ökologische Aspekte stärker in den Fokus gerückt. Zudem wird Reisen immer individueller. Bereits seit den 90er Jahren ist LGBTQ+-Tourismus Teil der ITB. Angebote für jugendliche Urlauber setzen neben Abenteuer auch auf CO2-Bewusstsein. Spezielle Angebote gibt es bei Sportreisen, im Medizintourismus oder für Kulturinteressierte.
Schmiede für Tourismusprofis
Dabei hat die Tourismuswirtschaft, wie andere Bereiche auch, mit Personalmangel zu kämpfen. Der Hotel- und Gaststättenverband Sachsen DEHOGA versucht mit der Kampagne "Tourismustalente" um Azubis zu werben - mit Unterstützung aus der Politik. Aber nicht nur in Ausbildungsberufen fehlt es an Nachwuchs.
Tourismus kann man auch studieren. In erster Linie geht es um die Betriebswirtschaftslehre, sagt Prof. Dr. Ute Schloderer, die den Studiengang "Internationales Tourismus-Management" an der Berufsakademie Sachsen in Breitenbrunn leitet. Die zwischen Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt gelegene Gemeinde bezeichnet sich selbst als Kristall des Erzgebirges. Ein kristallklarer Verstand verhilft den Studierenden im besten Fall zur Karriere als Führungskraft in Hotel, Freizeitpark, Reiseagentur oder anderswo in der Tourismuswirtschaft. Nächstes Jahr wird die Studienakademie zur Dualen Hochschule. Dual meint, dass es ähnlich wie bei der Facharbeiterausbildung, neben der Theorievermittlung auch den Praxispartner gibt. Mit ihm beginnt der Schritt ins Studium, sagt Prof. Schloderer.
Urlaub mit Hindernissen
Die meisten Urlaubsangebote richten sich an Erwachsene oder Familien, die ohne Einschränkungen unterwegs sein können. Doch mehr und mehr achten die Anbieter und auch die Urlaubsregionen selbst darauf, dass barrierefreies Reisen möglich ist. Die Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen hat im Internet Zahlen veröffentlicht. Demnach gibt es im Freistaat 558 touristische Betriebe, die auf barrierefreies Reisen hin vor Ort überprüft wurden. 75 barrierefreie Unterkünfte und 483 barrierefreie Freizeiterlebnisse.
Dass Reisen dennoch nicht immer problemlos möglich ist, z.B. für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, hat Schauspieler und Moderator Tan Caglar für das MDR-youtube-Format #hinREISEND in Sachsen-Anhalt getestet. Neben Hindernissen hat er zahlreiche Angebote entdeckt, die auch Rollstuhlfahrer nutzen können und die noch dazu jede Menge Spaß bereiten.
In unserer Gesprächsrunde treffen Expertinnen und Experten aufeinander, die aus unterschiedlichen Positionen heraus dafür sorgen, dass Urlaub die schönste Zeit des Jahres wird und Probleme entweder gar nicht erst auftreten oder zufriedenstellend gelöst werden können.
Claudia Neumerkel von der Verbraucherzentrale Sachsen kennt sich im Reiserecht aus. Die Corona-Pandemie habe z.B. viele Urlauberinnen und Urlauber sensibilisiert, wie wichtig Stornovereinbarungen sein können, sagt sie. Aber auch mit den üblichen Problemen wie verlorengegangene Koffer, umgeleitete Flüge oder die Unterschiede zwischen Prospekt-Angabe und Reiseziel-Realität gehören zum Beratungsalltag. Verbraucherrechte machen eben keinen Urlaub.
Umso wichtiger ist eine gute Reiseplanung. Das weiß Michael Riebel nicht nur aus seiner täglichen Arbeit als Geschäftsführer der Siamar Reisen GmbH Leipzig. Durch seine Tätigkeit im Vorstand des Verbandes Deutscher Reisering spürt er früh, wenn sich der Wind am Reisemarkt dreht. Warum er und sein Team auf Beständigkeit und Kundenbindung statt auf Massengeschäft setzen, wird er erklären. Und auch warum es wichtig ist, dass seine Leute die Zielregionen aus persönlichem Erleben kennen.
Dass man die Region, für die man Kunden begeistern möchte, selbst liebt, ist für das Team um Dominik Puschmann selbstverständlich. Das Unternehmen, das Reisen in den Freistaat organisiert, heißt deshalb auch "Sachsenträume". Angebote mit Manufakturcharakter nennt es Puschmann. Nah an maßgeschneidert - auf jeden Fall individualisierbar. Bei der Wahl der Partner wird auch auf Nachhaltigkeit geachtet. Tourismus birgt schließlich immer die Gefahr, das zu zerstören, was man ersehnt.
Gäste:
- Michael Riebel | Geschäftsführer Siamar Reisen GmbH/ Vorstand Deutscher Reisering
Reiseplanungen werden immer individueller. Menschen reisen weniger aber ausgewählter.
- Dominik Puschmann | Sachsenträume Reise- und Veranstaltungsgesellschaft mbH
Wir kleiden sächsische Traditionen in ein ausgefallenes Erlebnis und arrangieren Erinnerungen, die nicht verblassen.
Interviewpartner:
Prof. Dr. Ute Schloderer | Berufsakademie Sachsen Breitenbrunn, Leiterin Studiengang Internationales Tourismusmanagement
Tan Caglar | Schauspieler, Comedian, Moderator #hinREISEND
Redaktion & Moderation:
Leitung: Lucas Görlach