Die Hand einer Pflegerin hält die Hand eines sterbenden Mannes
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Dienstags direkt | 05.11.2024 | 20-23 Uhr Was Sterben mit dem Leben zu tun hat

02. November 2024, 12:38 Uhr

Wer möchte es schon wahrhaben?! Unsere Leben sind endlich. Das merken wir spätestens, wenn wir von geliebten Menschen für immer Abschied nehmen müssen. Sterben hat viel mit dem Leben zu tun, und es lohnt sich zu hinterfragen, was das genau sein kann. Wie der Tod tiefe Liebe und Verbundenheit offenbart und warum Humor sogar und besonders in schweren Lebensphasen entsteht - darüber sprechen wir bei Dienstags direkt.

  • Sandra Stelzner-Mürköster, Trauermentorin und Autorin, hat mit 30 Jahren plötzlich ihren Mann verloren
  • Kathrin Dwornikiewicz, Pflegedienstleiterin Stationäres Hospiz Siloah Herrnhut
  • Albrecht Nollau, Pfarrer Dresden Neustadt und  Superintendent in Dresden-Nord
  • Lara Schink, Friedhofsverwalterin, Verband der Annenfriedhöfe Dresden

Im Interview:

  •  Grit Drummer, Rechtsanwältin und Leiterin des Betreuungsverein Marienberg
  • Elisabeth* spricht über den Verlust ihrer besten Freundin, die sie seit ihrem Studium kannte und viele Wochen im Hospiz besucht
  • Jörn Diederichs spricht über den Verlust seiner Mutter

Sterben und Leben sind zwei Seiten einer Medaille. Untrennbar miteinander verbunden, bilden sie den natürlichen Kreislauf unseres Seins. Während jedoch die Geburt, der Beginn des Lebens in all seinen Facetten gefeiert, thematisiert und begleitet wird, spielt sich der Abschied meist im Stillen und in geschützen Räumen ab. Menschen leiden und trauern oft allein, gesellschaftlich finden die letzten Stunden des Lebens nur geringen Raum - sowohl für die Menschen, die gehen, als auch für diejenigen, die mit der Trauer zurückbleiben. Nicht selten fehlen die Worte. Stattdessen wird einem die eigene Vergänglichkeit vor Augen geführt.

Viele Fragen sollten wir uns stellen, bevor sie uns einholen: Wie geht es Menschen, die den eigenen Tod vor Augen haben?  Wie können wir dafür sorgen, dass etwas von ihnen bleibt? Wie lassen sich die Schmerzen ertragen – und auch die Sinnfrage, die gerade bei einem frühen Sterben unerbittlich an die Daseins-Gegenwart klopft?

Sterben ist Teil des Lebens, auch wenn wir es nicht wollen. Es zwingt uns dazu, über unsere Existenz nachzudenken und schickt den Appell, die verbleibende Lebenszeit als Geschenk und nicht als Selbstverständlichkeit anzusehen. Der sichere Abschied kann ängstigen, doch in seiner Absolutheit auch Quelle der Inspiration und Liebe sein. Das Sterben erinnert uns daran, was im Leben wirklich wichtig ist. Es lehrt uns, den Moment zu schätzen, die Menschen, die wir lieben, und die Erfahrungen, die wir sammeln. Ein wichtiges Thema -  wir sprechen darüber -  bei Dienstags direkt.

Lara Schink, Friedhofsverwalterin Verband der Annenfriedhöfe Dresden:

Lara Schink, Friedhofsverwalterin, Verband der Annenfriedhöfe Dresden.
Bildrechte: Lara Schink

"Friedhöfe konfrontieren uns mit dem Tod und einige Menschen scheuen sie deshalb. Für mich sind Friedhöfe aber vor allem Orte des Trostes; heilsame Schutzräume, an denen wir Ruhe finden und trauern dürfen.
Hier können wir mit verstorbenen Freunden und Verwandten weiterhin Zwiesprache halten und ihnen mit kleinen Gesten unsere Wertschätzung zeigen.
Zugleich sehen wir an den Gräbern der anderen, dass wir mit unseren Gefühlen nicht allein sind, können so sogar in Austausch mit anderen Trauernden kommen. Friedhöfe gehören in die Mitte der Gesellschaft, gerade weil sie uns mit dem Tod konfrontieren – und uns so helfen mit dem Unvermeidlichen umzugehen zu lernen.“

  • Sandra Stelzner-Mürköster, Trauermentorin und Autorin, hat mit 30 Jahren plötzlich ihren Mann verloren

Sandra Stelzner-Mürköster, Trauermentorin und Autorin, hat mit 30 Jahren plötzlich ihren Mann verloren.
Bildrechte: Sandra Stelzner-Mürköster

"Der Tod eines geliebten Menschen ist wohl die radikalste Form der Veränderung, die wir Menschen erfahren. Und es ist unvorstellbar, dass der Schmerz über den Verlust jemals besser wird. Wenn Du Dich vielleicht fragst, welchen Sinn Trauer haben kann, so antworte ich gerne darauf: "Für mich hat Trauer den tiefen Sinn, Abschied zu leben und so peu à peu zu akzeptieren und anzunehmen, dass das Leben nun ein anderes ist, als es zuvor war." Die Hoffnung, dass das Leben einen tieferen Sinn hat und nicht mit dem Tod des irdischen Körpers endet, schenkte mir persönlich den Trost, den es brauchte, um die Kraft für ein neues Leben aufzubringen und Heilung zu erfahren. Heilung in der Trauer geschieht schrittweise in der Annahme des Jetzt.“

  • Albrecht Nollau, Pfarrer Dresden Neustadt und  Superintendent in Dresden-Nord

Albrecht Nollau, Pfarrer Dresden Neustadt und  Superintendent in Dresden-Nord, hat lange als Pfarrer in Schmiedeberg und in Freiberg gearbeitet.
Bildrechte: Anja Schneider

"Das Erleben des Sterbens ist eine Bereicherung des Lebens. Wenn man den Gestaltungsraum aufgreift und ihn mit dem Leben verbindet, hat man eine große Chance getröstet zu werden."

  • Kathrin Dwornikiewicz, Pflegedienstleiterin Stationäres Hospiz Siloah Herrnhut

Lara Schink, Friedhofsverwalterin, Verband der Annenfriedhöfe Dresden.
Bildrechte: Kathrin Dwornikiewicz

"Im Hospiz Siloah werden Menschen auf ihrem letzten Lebensweg fürsorglich und unter Wahrung der Würde gepflegt und begleitet. Wir beachten die Individualität und Autonomie, was die Menschen möchten, oder nicht möchten, ist maßgeblich für unser tun. Unser Leitspruch lautet: Stationäres Hospiz, als Haus zum Leben, weil sterben zum Leben gehört.“

Moderation: Sina Peschke
Redaktion: Katrin Tominski
Redaktionsleitung: Ines Meinhardt

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Dienstags direkt | 05. November 2024 | 20:00 Uhr