Dienstags direkt | 03.12.2024 | 20-23 Uhr Suche nach den Wurzeln - Ahnenforschung in Zeiten der Digitalisierung
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Ahnenforschung liegt im Trend. Digitalisierung hilft in mehrfacher Hinsicht, die Suche nach den eigenen Wurzeln zu vereinfachen. Warum interessieren sich Menschen für weit zurückliegende Generationen? Ist das Interesse an ein Alter gebunden? Wir haben mit Menschen gesprochen, die sich professionell oder als Hobby durch Archive wühlen und dabei auch erfahren, was die Suchenden antreibt.
Diese Gäste waren live im Studio bei Dienstags direkt:
- Katrin Heil | Referentin im Sächsischen Staatsarchiv / Zentralstelle für Genealogie
Erfolgreiche Ahnenforschung funktioniert nur mit Unterstützung der Archive, die Quellen zur Personen- und Familiengeschichte sichern und für Recherchen zur Verfügung stellen.
- Ronny Steinicke | stellv. Vorsitzender im Dresdner Verein für Genealogie e.V.
Die eigene Familiengeschichte zu erforschen, ist ein fesselndes Hobby, das es erlaubt, Vergangenheit nicht nur abstrakt, sondern auch emotional wahrzunehmen.
- Lars Thiele | Berufsgenealoge / "Der Archivbegleiter" Dresden - Verband deutschsprachiger Berufsgenealogen e.V.
Wir helfen beim Finden. Berufsgenealogen unterstützen mit Fachwissen und strukturierter Vorgehensweise bei der Familienforschung.
Nach dem Jakobsweg die Zeitachse entlanggewandert
Was Hape Kerkeling vormacht, machen tausende nach. Als der Entertainer 2006 ein Buch mit seinen Erlebnissen auf dem Jakobsweg vorlegte, entdeckten viele Menschen das Pilgern für sich. Nun hat er ein Buch veröffentlicht, das den Trend zur Ahnenforschung verstärken dürfte. "Gebt mir etwas Zeit" beschreibt humorvolle und mit Anekdoten gespickt die Suche nach seinen Vorfahren und reicht bis ins Amsterdam des 17. Jahrhunderts. Außerdem entdeckt er eine Linie zum britischen Königshaus, wenn auch eine verschlungene. Bei der Recherche in Archiven half Kerkeling eine Berufsgenealogin. Eine bei der Suche gefundene weitläufige Verwandte aus Sachsen lieferte fehlende Puzzlestücke. Dass solch prominente Ahnenforschung Kreise zieht, bekommen professionelle Familienforscher bereits zu spüren.
Cosima Jungk, die als "Fräulein Genealogie" auch in den Sozialen Medien aktiv ist, kennt das auch von früheren Fällen, in denen Promis ihre Wurzelsuche in Buchform veröffentlichten. Am Ende sei es egal, was den Anstoß gäbe, sagt sie, der persönliche Weg in die Geschichte sei immer spannend. Bei ihr wurde so aus dem Hobby ein Beruf.
Namen lassen Ahnen ahnen
Seit Jahren sorgt der Namenforscher Prof. Jürgen Udolph bei den Hörerinnen und Hören vom Sachsenradio für Aha-Effekte. Nicht immer ist das, was naheliegend scheint auch richtig. Wenn es leicht wäre, dann wäre Onomastik keine Wissenschaft. In Konkurrenz zur Genealogie sieht sich der Namenexperte dabei nicht. Im Gegenteil - beides zusammen führe oft erst zum Ziel, sagt Udolph. Mehrfach habe ein Stammbaum ihn erst auf die richtige Spur gebracht. Nicht selten veränderten sich Namen im Laufe der Jahrhunderte in der Schreibweise. Da könne ein Archiveintrag die ins Stocken geratenen Namensforschung voranbringen.
Den Trend zur Ahnenforschung per DNA-Analyse sieht Udolph skeptisch. Abgesehen vom Datenschutz und möglichem Missbrauch fehle den Ergebnissen ein für ihn wichtiger Aspekt: der Zeitstrahl lasse sich nämlich nicht ablesen. Deshalb schwört er im deutschsprachigen Raum auf seine Telefonbuch-CD vom Ender der 1990er Jahre. Den Grund hat uns Prof. Udolph im Interview verraten. Der Leipziger Namenforscher erläutert immer montags in unserem Nachmittagsprogramm spannende Familien- und Ortsnamen. Und inzwischen haben wir ein stattliches Archiv dieser Erkenntnisse zusammen:
Moderation:
Leitung: Lucas Görlach