Entdeckt bei unseren Nachbarn UNESCO Weltkulturerbe: Besuch der Friedenskirche in Świdnica - Schweidnitz
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28. August 2024, 09:30 Uhr
Die Friedenskirche in Świdnica (Schweidnitz) ist eine der größten Fachwerkkirchen in Europa und steht auf der UNESCO Weltkulturerbe-Liste. Ein Zeugnis evangelischer Kulturgeschichte in Niederschlesien.
Die Friedenskirche "Zur heiligen Dreifaltigkeit" Świdnica (ehemals Schweidnitz) ist im 17. Jahrhundert innerhalb von nur neun Monaten erbaut worden. Das Besondere: Für die Holzkontruktion wurden keine eisernen Nägel verwendet und sie wurde aus Holz, Strom und Lehm gebaut. Die Protestanten mussten zudem ihre Kirche außerhalb der Stadtmauer errichten. Dies waren Bedingungen für den Bau der evangelischen Kirche nach dem Westfälischen Friedensvertrag von 1648.
Außen schlicht - innen prunkvoll
Hinter Fachwerk getarnt, bezaubert das Kircheninnere mit barocker Pracht. Doppelstöckige Emporen, hölzerne Epitaphe, vergoldeter Stuck, feinste Intarsienarbeiten. Sehenswert sind die an den Emporen angeordneten rund 150 Gemälde. Sie stellen Szenen aus dem alten und neuen Testament dar. Ein weiterer Blickfang ist die vollständig im schlesischen Volksstil ausgemalte Kassettendecke.
Der kunstvolle Barockaltar und die Kanzel sind Werke des Dresdner Meisters August Gottfried Hoffmann.
Jedes Detail hat eine theologische, politische und kunsthistorische Dimension.
In der Friedenskirche Świdnica gibt es zwei Orgeln. Eine kleine Orgel befindet sich über dem Altar. Sie wurde 1695 von einem Pfarrer gespendet. Sie ist nur gereinigt, nie restauriert worden und seit über 300 Jahren im Original erhalten. Die Orgel wird heute noch bespielt.
Logen der Adligen und Zünfte
Neben den Adligen besaßen auch die Ältesten der bedeutendsten Zünfte wie der Schneider und Schuster eigene Logen. An einer Loge sieht man eine Brezel - das war die Bäckerloge.
Das Prachtstück ist die Fürstensteiner Loge. Über dem Brauthalleneingang wurde sie zwei Meter über dem Fußboden errichtet. Sie wurde aus Dankbarkeit für die Familien von Hochberg und von Reuß gebaut, die die Protestanten unterstützt hatten.
Geheimnis der Katakomben
Die Friedenskirche hat eine Kreuzform und jede dieser Vorhallen hat einen eigenen Namen. Die Totenhalle zeigt in Richtung Friedhof. Der Haupteingang ist die Brauthalle, in Richtung Felder führt die Feldhalle und die Taufhalle ist der heutige Touristeneingang und hier steht der Taufstein.
Die Katakomben, die unterirdischen Gänge der Friedenskirche Świdnica, sind geheim. Nur der Pfarrer Waldemar Pytel kennt sie. Ausnahme: Weil Musikwissenschaftler Dr. Stephan Aderhold das Archiv und 500 Kirchenbücher der Friedenskirche verwaltet, kennt auch er die Katakomben. Für Besucher und Gläubige bleiben sie weiterhin ein Geheimnis.
In der Friedenskirche finden Gottesdienste in deutscher Sprache statt. Ein kultureller Höhepunkt ist das alljährliche Internationale Bachfestival mit zahlreichen Konzerten.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 19. Juli 2024 | 12:40 Uhr