Tiere in Not Sachsen an der Spitze bei illegalem Welpenhandel
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06. August 2023, 13:27 Uhr
Der Deutsche Tierschutzbund schlägt Alarm: Der grauenhafte illegale Handel mit Katzen- und Hundewelpen nimmt kein Ende. Nach einem traurigen Rekord 2021 zu Corona-Zeiten seien die Zahlen nur unwesentlich zurückgegangen. Fast 300 Fälle wurden laut Tierschutzbund 2022 bekannt; mehr als 1.200 Tiere waren demnach betroffen. Nach Bayern und Berlin ist Sachsen das Bundesland, das am stärksten betroffen ist. Viele Tiere waren krank und häufig viel zu jung von ihren Müttern getrennt worden.
- Über 1.200 Tiere wurden in Gewahrsam genommen und es gibt eine hohe Dunkelziffer.
- Online-Angebote sind häufig unseriös.
- Nach einer Beschlagnahmung landen Welpen fast immer in Tierheimen.
Mit wenigen Klicks zum nächsten Lieblingshaustier? Vorsicht!, warnt der Deutsche Tierschutzbund. Denn: Der illegale Handel - vor allem mit niedlichen Hunde- und Katzenwelpen - boomt nach wie vor.
Sachsen mit Bayern und Berlin ganz vorn
Die ausgewerteten Fälle seien nur die Spitze des Eisbergs, so die ernüchternde Bilanz des Deutschen Tierschutzbundes zu den Zahlen von 2022. Demnach wurden 292 Fälle bekannt; vom illegalen Handel betroffen waren 1.230 Tiere. In Bayern, Berlin und Sachsen wurden die meisten Fälle entdeckt.
Woher stammen die Tiere aus illegalem Handel?
Die Transporte kamen in erster Linie aus osteuropäischen Ländern, so der Tierschutzbund, am häufigsten aus Rumänien, aber auch aus illegalen Zuchtbetrieben aus Deutschland, die Welpenhandel mit Rassetieren betrieben. Die Tiere, geboren in Welpenfabriken, anschließend behandelt wie Massenware. Tote Welpen würden eiskalt einkalkuliert.
Unsere Auswertung zeigt: Die Tiere waren häufig zu jung für den Grenzübertritt, viele waren krank und litten an schweren Durchfallerkrankungen.
Gehandelt wurden vor allem Rassehunde wie Zwergspitz oder Malteser. Aber auch vor dem illegalen Handel eines Nasenbären oder Pumas schreckten die skrupellosen Händler nicht zurück.
Tierheime bleiben auf Mehrkosten sitzen
Nach einer Beschlagnahmung landen die geschundenen Welpen fast immer in Tierheimen. Oft sind es ganze Wagenladungen mit kranken Tieren. Die Kosten für Unterbringung und Futter werden meist von den Vereinen selbst gestemmt. Dabei sei dies eine öffentliche Pflichtaufgabe, beklagt der Deutsche Tierschutzbund. Eine kostendeckende Erstattung gebe es jedoch nur in seltenen Fällen. Die Tierheime würden so nicht nur an räumliche und finanzielle, sondern auch personelle und psychische Grenzen geraten.
Vorsicht bei Kleinanzeigen mit süßen Jungtieren
Oft verbirgt sich hinter Anzeigen auf diversen Online-Portalen ein illegaler Welpenhandel. Die Händlerinnen und Händler verlangten mehrere tausend Euro pro Tier - ähnlich wie professionelle seriöse Züchterinnen und Züchter, so der Deutsche Tierschutzbund. Er rät allgemein: Onlineangebote intensiv prüfen und direkten Kontakt suchen. Denn seriöse Anzeigen seien von denen skrupelloser Händler kaum noch zu unterscheiden. Wer sich durch den Anzeigendschungel arbeitet, wird auch schnell Angebote wie diese entdecken: "West Highland Terrier gebraucht und neu kaufen bei..." Gebraucht und neu? Das klingt eher nach einem Handel für Gebrauchtwagen.
Wie kann ich illegalen Welpenhandel erkennen?
Welpenhandel ist leider oft keine saubere Sache, schreibt auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Vor Ort kaufen, sei die beste Wahl. Dann könnten Mutter und Welpen angeschaut werden. Wird der Kontakt zur Mutterhündin verweigert, sei dies ein klares Warnsignal. Ist der Wurfbereich sauber? Machen Mutter und Welpen einen gesunden, wohlgenährten Eindruck? Sind sie geimpft und entwurmt? Und noch einen wichtigen Rat gibt das Bundesminsterium: Ein seriöser Kauf sollte unbedingt mit einem Kaufvertrag besiegelt werden.
Checkliste: Illegalen Welpenhandel erkennen
- Der Händler/die Händlerin möchte keine Übergabe zu Hause, sondern auf einem öffentlichen Platz (Parkplatz z.B.)
- Der Welpe wirkt jünger als angegeben (noch blaue Augen, die Augenfarbe ändert sich jedoch erst Wochen nach der Geburt)
- Das Tier hat keine Papiere oder Impfnachweise/Dokumente wirken nicht plausibel
- Es gibt keine Informationen/keinen Zugang zum Muttertier
Deutscher Tierschutzbund
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 06. August 2023 | 17:00 Uhr