Energiekrise bei den Nachbarn Wie Polen und Tschechien der Energiekrise begegnen

31. Dezember 2022, 15:15 Uhr

Der Krieg in der Ukraine sowie steigende Energie- und Verbraucherpreise fordern alle in Europa. Dabei sucht jedes Land nach eigenen Lösungen. Wie hat sich die Stimmung in unseren Nachbarländern Polen und Tschechien verändert und was können wir voneinander lernen?

Die aktuelle Energiekrise ist für Polen und Tschechien eine von vielen Krisen. Beide Länder kämpfen seit der Pandemie mit Rekordinflationen. Polen und Tschechien haben außerdem viele geflüchtete Ukrainer aufgenommen. Diese Ausnahmesituationen und ihre Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft sind überall spürbar.

Kraftwerk mit rauchenden Schornsteinen
Das tschechische Kernkraftwerk Dukovany. Tschechien setzt weiter auf Atomenergie und auch Polen will bald erste Kernreaktoren bauen. Deutschland kritisiert das. Bildrechte: MDR // IMAGO / Panthermedia

Wo Unterschiede liegen

Tschechien war zu 100 Prozent von russischem Gas abhängig und sucht nun händeringend neue länderübergreifende Kooperationen, um zum Beispiel über Deutschland oder Polen neue Gaszugänge zu erhalten. Im eigenen Land regt sich derweil Widerstand unter anderem gegen Energiepolitik der Regierung. Dabei kann Tschechien auf eine durchaus erfolgreiche EU-Ratspräsidentschaft zurückblicken, die geprägt war von den Turbulenzen in Europa, plötzlicher Energieknappheit und der Hilfe für die Ukraine.

In Polen leiden viele Menschen unter fehlender Kohle, die bislang aus Russland kam, sowie unter den hohen Verbraucherpreisen. Das Land, das vielfach für schlechte Luftwerte aufgrund der Kohleverbrennung kritisiert wird, wolle sauberer werden: Perspektivisch mit mehr erneuerbaren Energien und gleichzeitig dem Einstieg in Atomenergie. Eine Technologie, die auch Tschechien weiter ausbauen will, doch eine Endlagersuche gestaltet sich weiter schwierig. Deutschland kritisiert beide Länder für die Pläne.

Streit im Grenzgebiet

Interessant wird es auch beim Kohleausstieg. Alle drei Nachbarländer sind traditionell von Kohlebergbau geprägt gewesen. Doch über den Ablauf des Ausstiegs entscheidet jedes Land für sich. Während in Deutschland bis 2038 das letzte Kohlekraftwerk stillgelegt werden soll, will Tschechien den Kohleausstieg auf 2033 vorziehen. Das Kohleland Polen hingegen will sich nicht drängen lassen und bekräftigte angesichts der Energiekrise, nicht vor 2049 aus der Kohle auszusteigen.

Wie kompliziert die Beziehungen aber sein können, zeigt der Streit um den Tagebau Turów im Dreiländereck. Tschechien hatte bereits erfolgreich vor dem Europäischen Gerichtshof gegen Polen geklagt und auch für die Stadt Zittau ist der Konflikt nicht beendet. Gleichzeitig ist man in angespannten Zeiten wie der Energiekrise auch vom Wohlwollen des Nachbarn abhängig, wenn es zum Beispiel zu Energieengpässen komme und man plötzlich auf Braunkohlelieferungen aus Polen angewiesen ist.

Lösungen über Ländergrenzen hinweg

Krisen machen nicht an Ländergrenzen halt. Die aktuellen Krisen können ein Anstoß sein für Neuausrichtungen, denn sie treffen mit Deutschland, Polen und Tschechien auf Länder mit wachsender Wirtschaft. Zudem wird jedes Land die Energiewende beschreiten müssen.

Welche Strategien ergreifen Polen und Tschechien, um Energie und auch Geld zu sparen und den Zusammenhalt der Bevölkerung nicht zu verlieren? Mitunter entwickeln die Bewohner eigene Strategien, die längst weiter sind als die Politik, wie die starke Nachfrage nach Wärmepumpen in Polen und Tschechien zeigt.

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