Eine schwarz gekleidete Frau steht neben einem auf einem Gestell aufgehänten rosa Ballkleid.
Mit viel Leidenschaft hat Nicole Schramm bereits reichlich 100 Kleider genäht. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Fasching Die Märchenschneiderin aus dem Erzgebirge

19. Februar 2023, 08:00 Uhr

In der Faschingszeit tauchen nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene mit ihren Kostümen in eine Märchenwelt ein. Vor allem Frauen erfüllen sich den Traum, endlich Prinzessin zu sein. Hilfe bekommen sie dabei von Nicole Schramm aus Callenberg im Erzgebirge. Als Märchenschneiderin näht sie aufwendige und ausgefallene Kostüme. Sie hat damit ihr Hobby zum Beruf gemacht. Die Initialzündung kam jedoch nicht beim Fasching.

Einmal Prinzessin sein. Bei der Märchenschneiderin Nicole Schramm aus Callenberg im Erzgebirge werden diese Träume wahr. Und dabei sind es nicht nur junge Mädchen, die in der Faschingszeit diesen Traum ausleben wollen, sondern auch viele junge Frauen. "Ich würde sogar sagen, dass die jungen Frauen in der Mehrzahl sind. Sie haben Freude daran, ein schönes Kleid anzuziehen und ein Diadem auf dem Kopf zu tragen", sagt Schramm.

Kostüm ermöglicht Rückkehr in die Kindheit

Besonders hoch im Kurs stünden Märchenmotive wie Dornröschen, Schneewittchen oder Arielle die Meerjungfrau. "Zu mir kommen vor allem junge Leute, die sich noch mal ein Stück ihrer Kindheit zurückholen wollen. Die sagen sich, als Kind habe ich diesen Film geschaut und wollte immer schon mal so ein Kleid haben."

Ein Diadem hängt an einer Wand
Diese Diademe lassen Frauenherzen höherschlagen. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

60-Jährige erfüllt sich mit Kleid Lebenstraum

Neben den Faschingskostümen, die kürzlich beispielsweise auf dem Meeraner Straßenfasching zu sehen waren, näht sie auch Kleider für Motto-Partys, Mittelaltermärkte und Ballkleider. Die Hauptzielgruppe sei zwischen 20 bis 35 Jahre alt, sagt die Schneiderin. Allerdings gebe es auch Ausnahmen. "Eine 60 Jahre alte Frau aus einem Nachbarort hat bei mir mal ein Ballkleid für ihren Geburtstag ausgeliehen. Sie ist dann mit diesem Kleid in einer Pferdekutsche zu dem Restaurant gefahren, in dem sie gefeiert hat. Das sah einfach wunderschön aus", erinnert sich Nicole Schramm.

Callenbergerin näht seit dem 16. Lebensjahr

Ihre eigene Leidenschaft für Märchenkleider begann in ihrer Kindheit mit den Märchen der Brüder Grimm und den Disney-Märchen. "Außerdem habe ich immer gern kurz vor Weihnachten die Sissi-Filme geschaut und dort ebenfalls die Kleider bewundert", sagt Schramm. Doch obwohl sie bereits seit ihrem 16. Lebensjahr näht, brauchte es einen anderen Anlass, damit sie mit dem Nähen der Kleider anfing.

Eine in schwarz gekleidete Frau hält zwei Kleider für Kinder in ihren Händen.
Für ihre Töchter hat Nicole Schramm dieses silberne Barockkleid (li.) und dieses lilafarbene Disney-Kleid genäht. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Wave-Gotik-Treffen als Initialzündung

"So richtig ging das eigentlich erst mit dem Wave-Gotik-Treffen 2009 in Leipzig los. Als ich dort mitbekommen habe, was diese wunderschönen Kleider kosten, bin ich aus allen Wolken gefallen. Ich habe mich dann dafür interessiert, wie ich sowas selber nähen kann." Zunächst habe sie Korsette und einfache Kleider genäht und sich dann Stück für Stück auch Barockkleider und Ballkleider zugetraut. "Es hat aber ungefähr zehn Jahre gedauert, bis ich gesagt habe: Jetzt ist es perfekt", beschreibt Schramm die Entwicklung ihrer schneiderischen Fertigkeiten. Dabei betont sie: "Ich habe mir komplett alles selbst beigebracht." Auch YouTube-Lernvideos zu dem Thema habe sie nicht angesehen.

Eine in schwarz gekleidete Frau näht an ihrer Nähmaschine.
Während andere zum Yoga gehen, kann sich Nicole Schramm gut entspannen, wenn sie an der Nähmaschine arbeitet. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Nebenerwerb seit 2013

Seit 2013 hat Nicole Schramm ihr Hobby im Nebenerwerb zum Beruf gemacht. Und auch wenn sie an manchen Stickereien schon mal zwölf Stunden sitzt, ist sie nach wie vor Feuer und Flamme. "Abends wenn die Kinder im Bett sind, ist das meine Auszeit, um vom Stress des Alltags wieder runterzukommen. Andere gehen zum Yoga und ich setzte mich halt gern an die Nähmaschine. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, was hinterher daraus entstehen kann", sagt Schramm.

Zahlreiche bunte Zwirne stehen in einem Fach nebeneinander.
In der Werkstatt der Schneiderin gibt es Zwirn in den verschiedensten Farben. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Nachfrage aus ganz Deutschland

Mittlerweile verleiht oder verkauft sie ihre Kostüme nicht nur regional, sondern in ganz Deutschland. "Die Anfragen kommen beispielsweise auch aus Hamburg, Braunschweig oder Frankfurt am Main." Jede Sendung habe jeweils eine eigene Sendungsnummer und sei versichert, sodass nichts passieren könne, erklärt die Unternehmerin.

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