Nach Haseloff-Warnung Mehrheit glaubt, Image von Sachsen-Anhalt hat sich durch Landtagswahl nicht verändert
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11. Juni 2021, 18:26 Uhr
Im Vorfeld der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt wurde gewarnt, das Land könnte "Schaden nehmen", sollte die AfD gewinnen. Am Ende blieb die Partei stark, verfehlte den ersten Platz aber deutlich. Eine neue MDR-Umfrage legt nahe, dass sich die Menschen in Sachsen-Anhalt deshalb keine Sorgen um das Image ihres Bundeslandes machen.
Eine Mehrheit der Menschen in Sachsen-Anhalt glaubt nicht, dass sich die Außenwahrnehmung ihres Bundesland durch die Landtagswahl am Sonntag verändert hat. Das legen die Ergebnisse einer Befragung des Meinungsbarometers MDRfragt nahe. Danach sagten 55 Prozent der Befragten, das Ergebnis der Wahl hätte keine Auswirkung auf das Ansehen von Sachsen-Anhalt.
Zuvor hatte der Ministerpräsident und spätere Wahlgewinner Reiner Haseloff (CDU) davor gewarnt, Sachsen-Anhalt würde "Schaden nehmen", sollte die AfD stärkste Kraft werden. Am Ende gewann die CDU deutlich die Wahl, die AfD kam jedoch immerhin auf über 20 Prozent der Stimmen. Rund ein Drittel der Befragten (31 Prozenten) gaben an, dass sich damit auch das Ansehen des Landes verbessert habe. Dass es sich sogar verschlechtert habe, sagte etwa jede zehnte Teilnehmende (11 Prozent). Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, aber gewichtet. An der Umfrage haben haben sich 5.758 Menschen beteiligt, die in Sachsen-Anhalt leben.
Ein differenziertes Bild für diese Haltungen ergibt sich mit Blick in die ergänzenden Kommentare. So schreiben diejenigen, die keinen Imagewandel sehen etwa, dass viele grundsätzliche Probleme im Bundesland, aber auch im Umgang mit "dem Osten" bestehen blieben:
Sachsen-Anhalt war in der Bundesrepublik schon immer zweitrangig. Die Wahl bringt uns keinen Prestigschub. Osten bleibt Osten. Dies zeigte auch der Besuch von Kanzlerkandidat Laschet. Mir kam es so vor, dass er manchmal nicht wusste, wo er eigentlich war und welche Sorgen und Nöte dieses Land hat.
Wenn man nicht mit eigenen Leistungen glänzen kann, ist Polarisierung auch ein Wahlkampfmittel.
Eine Wahl ändert gar nichts, wenn die Menschen nicht bereit sind, sich und ihre Einstellung zu ändern.
Andere verweisen auf den weiterhin hohen Zuspruch für die AfD:
Es ist sehr besorgniserregend, dass eine Partei wie die AfD, die nicht davor zurückschreckt, demokratische Institutionen zu beschmutzen, eine Stammwählerschaft von 20 Prozent erreicht. Sachsen-Anhalt benötigt das Gegenteil von dem, was die Rechtsextremen fordern: hochqualifizierte Fachkräfte, attraktive Lebensbedingungen und Klimaschutz.
Die Probleme sind doch noch da. Jeder Fünfte hat daher protestiert und AfD wählt. Solange wir als “Ostdeutschland” tituliert werden, steigt der Frust bei mir.
Einige zeigen sich enttäuscht, dass die von ihnen favorisierte Partei nicht gewonnen hat:
Die AfD hätte stärkste Kraft werden sollen.
Weil aber genau dieser Sieg der AfD nicht eingetreten ist, glaubt eine Vielzahl der Teilnehmenden, dass sich das Image von Sachsen-Anhalt verbessert hätte. Das Wahlergebnis wird hier auch als Fingerzeig an den Ostbeauftragten der Bundesregierung verstanden, der gesagt hatte, aufgrund von "Diktatursozialisierung" sei ein Teil der Menschen in Ostdeutschland für die Demokratie "verloren":
Sehr viele Sachsen-Anhalter haben gezeigt, dass sie genau wissen, wofür die AfD steht – und dass sie eine solche Partei nicht wählen oder in Regierungsverantwortung sehen wollen. Dafür haben viele in Kauf genommen, nicht die eigentlich von ihnen präferierte Partei zu wählen, sondern die CDU. Das ist ein starkes Zeichen und spricht sehr positiv über das Verantwortungsbewusstsein dieser Menschen bei uns in Sachsen-Anhalt.
Viele Kritiker des Landes müssen nun einsehen, dass wir hier nicht die "diktatursozialisierten" Ostdeutschen sind. Damit verbinde ich die Hoffnung, dass der Dämpfer für die AfD noch deutlicher wird.
Dazu mischt sich zudem Erleichterung über das unerwartet schwache Abschneiden einer zweiten Partei: der Grünen:
Die AfD ist nicht erstarkt, das wirft ein besseres Licht auf unser schönes Land. Als Dorfbewohner bin ich allerdings auch froh, dass die Grünen wohl nicht mehr in der Regierung sitzen.
Hintergründe und Aktuelles zur Landtagswahl – unser multimediales Update
In unserem Update zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt geben unsere Redakteure einen Überblick über die wichtigsten politischen Entwicklungen – und ordnen sie ein.
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Der bereits erwähnte konstant hohe Zuspruch für die AfD war dann offenbar auch für viele Teilnehmende der Grund zu sagen, das Wahlergebnis habe Sachsen-Anhalt geschadet. Auch generelle Probleme im Land spielen bei dieser Bewertung eine Rolle:
Ein Fünftel der Wähler bekennt sich zu einer Partei die auf dem Zettel des Verfassungsschutzes steht.
Wie kann ein AfD-wählendes Bundesland Ansehen erlangen? Das Ergebnis ist zum einen schockierend, zum andern ein Aufschrei derer, die sich von der aktuellen Regierung extrem enttäuscht fühlen. Bildung, Digitalisierung und andere Dinge bleiben hier dermaßen auf der Strecke, dass es ein Virus braucht, um die Zustände im Land aufzudecken. Ein Armutszeugnis in alle Richtungen!
Die Wahl war Stagnation (CDU) vor Rückschritt (AFD). Die anderen Parteien, die FDP mal ausgenommen, wurden durch das sogenannte Kopf-an-Kopf-Rennen abgekanzelt.
Und wieder andere haben ein generell ambivalentes Verhältnis zu der Frage:
Das "Ansehen" eines Bundeslandes ist für mich keine relevante Kategorie. Politisch wird die Situation in Sachsen-Anhalt durch das Wahlergebnis nicht besser, sondern schlechter werden.
Ich denke nicht, dass intelligente Menschen in Deutschland und der Welt ihre Meinung zu einem Bundesland ausschließlich von einem Wahlergebnis abhängig machen.
MDR/Thomas Vorreyer
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