Landtagswahl 2021 Wählerwanderung, Wahlbeteiligung, Hochburgen: 6 Erkenntnisse aus den Daten zur Wahl
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07. Juni 2021, 02:25 Uhr
Höchste und niedrigste Wahlbeteiligung in der gleichen Stadt, Wählerwanderung von rechts nach links und umgekehrt – was die zahlreichen Daten zur Landtagswahl über Sachsen-Anhalts Wählerschaft verraten.
Höchste und niedrigste Wahlbeteiligung in Halleschen Wahlkreisen
Mit 60,3 Prozent lag die Wahlbeteiligung in Sachsen-Anhalt bei der diesjährigen Landtagswahl nach Auszählung nahezu aller Wahlbezirke nur geringfügig unter dem Wert von 2016 (61,1 Prozent). Hinter diesem Durchschnittswert verbergen sich allerdings große Unterschiede.
Auf Ebene der Wahlkreise lag die Wahlbeteiligung im Wahlkreis 35 (Halle I) mit den Stadtteilen und Stadtvierteln Dölau, Dölauer Heide, Gewerbegebiet Neustadt, Heide-Nord/Blumenau, Nietleben, Nördliche Neustadt, Ortslage Lettin, Südliche Neustadt und Westliche Neustadt am niedrigsten: Nur etwa jeder Zweite (52,4 Prozent) nahm hier an der Wahl teil.
Ganz anders dagegen im Wahlkreis 37 (Halle III) mit Stadtteilen wie Frohe Zukunft, Giebichenstein und dem Paulusviertel. Hier lag die Wahlbeteiligung bei 72,6 Prozent – nach 2016 erneut der landesweite Spitzenwert.
Auf Gemeinde-Ebene schnitt die Gemeinde Brücken-Hackpfüffel (Landkreis Mansfeld-Südharz) mit 73,9 Prozent bei der Wahlbeteiligung nach Angaben der Landeswahlleiterin am besten ab. Schlusslicht ist die Stadt Zeitz mit 50,2 Prozent.
CDU gewinnt viele Nicht-Wähler, Linke verliert an alle
Nach vorläufigen Angaben des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap konnte die CDU bei der diesjährigen Landtagswahl rund 35.000 Nicht-Wähler für sich mobilisieren. Hinzu kamen rund 15.000 vormalige SPD-Wähler sowie 13.000 von der Linken und 11.000 von AfD.
Diese wiederum konnte aus dem Lager der Nicht-Wählenden 6.000 und von den Linken rund 3.000 Menschen gewinnen, verlor dafür aber rund 11.000 an die CDU und 4.000 an die FDP. Die Linke konnte aus keinem Lager Anhänger hinzugewinnen. Die größten Verluste waren mit 13.000 Abwandernden an die CDU zu verzeichnen, etwa 11.000 vormalige Linken-Wähler gingen dieses Mal nicht zur Wahl.
Auch die SPD verlor massiv an die CDU: Rund 15.000 Menschen entschieden sich dieses Mal statt für die SPD für die Union. Kleinere Gewinne konnten bei den Linken (3.000) und bei der AfD (2.000) erzielt werden.
Die Grünen konnten ihren leichten Zuwachs im Vergleich zur Wahl 2016 vor allem durch Wählerwanderung aus dem Lager der Linken erreichen. Verluste gab es geringfügig an die CDU sowie an Nichtwähler und Kleinstparteien.
Die FDP verdankt ihren Wiedereinzug in den Landtag auch Zugewinnen bei ehemaligen AfD- und Linken-Wählern sowie einigen Nichtwählern.
Junge wählen AfD und Grün, Alte CDU
Die Wahlergebnisse, aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht, weichen zum Teil recht deutlich vom Gesamtwahlergebnis ab. In der Altersgruppe 18-24 liegt die CDU nur knapp vor der AfD und den Grünen. Unterscheidet man diese Altersgruppe nach Geschlecht, so wird deutlich, dass bei den Frauen die Grünen sogar auf Platz 2 nach CDU liegen. Bei den Männern hingegen folgt auf AfD und CDU die FDP auf Rang 3.
Bei den 25-34-Jährigen liegt die AfD klar vor der CDU, vor allem aber deshalb, weil der Zuspruch unter den Männern enorm hoch war. Bei den Frauen liegt die CDU knapp vorn. In der Altersgruppe 35-44 wechseln die Mehrheitsverhältnisse zugunsten der CDU. Doch auch hier werden klare Geschlechter-Unterschiede deutlich: Bei den Frauen liegt die CDU klar vorn, bei den Männern hingegen noch die AfD.
Je höher das Alter der Wählerschaft, desto höher auch der CDU-Anteil. Bei den 45-bis 59-Jährigen liegt die CDU insgesamt wieder vorn, bei den Frauen wird das besonders deutlich. Bei den Männern hingegen liegen CDU und AfD zu gleichen Teilen auf Rang 1.
In der Altersgruppe 60 und älter – zahlenmäßig auch die größte Wählergruppe – liegt die CDU nun sowohl bei Frauen als auch bei Männern klar vorn, gefolgt von der AfD und den Linken.
Freie Wähler setzen Duftmarke in der Altmark
Im Wahlkreis 3 (Havelberg-Osterburg) konnte Chris Schulenburg (CDU) sein Direktmandat verteidigen. Auf Platz zwei landete der Osterburger Bürgermeister Nico Schulz, der nach seinem CDU-Austritt diesmal als Spitzenkandidat für die Freien Wähler antrat und sich große Hoffnungen auf den Einzug in den Landtag gemacht hatte.
Zumindest in einigen Altmark-Gemeinden konnte er in Sachen Erststimmen alle Mitbewerberinnen und Mitbewerber hinter sich lassen. Bei den Zweitstimmen hingegen entschied sich die Wählerschaft trotz großer Zuwächse bei den Freien Wählern mehrheitlich für die CDU bzw. in einem Fall für die AfD.
AfD verliert fast alle Direktmandate
In der Kategorie Direktmandate ist die AfD der große Verlierer. Gingen 2016 noch 15 der damals 43 Wahlkreise an die Partei, ist es diesmal nur einer von 41: Im südlichsten Wahlkreis 41 (Zeitz) konnte Direktkandidat Lothar Waehler mit 27,1 Prozent die meisten Erststimmen für sich gewinnen.
Welche Hochburgen bestehen bleiben
Auf Gemeindeebene ist das Zweitstimmen-Ergebnis äußerst verschieden. Im südlichsten Zipfel des Burgendlandkreises beispielsweise konnte die AfD in Schnaudertal nach 2016 erneut ihr landesweit bestes Ergebnis einfahren. Gleichzeitig schnitten die Grünen dort wieder äußerst schlecht ab.
Umgekehrt war die Stadt Halle für die Grünen erneut wieder die Wahlhochburg. Die Ergebnisse im Detail können Sie hier nachlesen:
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MDR/Manuel Mohr
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. Juni 2021 | 18:00 Uhr