Das deutsch-deutsche Verhältnis ist kompliziert. Und es ist geprägt von sehr unterschiedlichen Arten des Zurückblickens auf die DDR. Derzeit wird wieder heftig debattiert, es gibt einen neuen Streit über die Deutungshoheit beim Blick auf die DDR-Geschichte. Den Anfang machte der Leipziger Germanistikprofessor Dirk Oschmann, der in einem Buch „den Osten“ als westdeutsche Erfindung abtat und eine heftige Diskriminierung der Ostdeutschen anprangerte. Dann legte die Historikerin Katja Hoyer nach, die ebenfalls ein Buch zum Thema geschrieben hat. Sie verweist darin darauf, dass der Alltag der Menschen in der DDR von mehr geprägt war als vom Leben in einer Diktatur. Und dann gibt es die Dramatikerin, Drehbuchautorin und Essayistin Anne Rabe. Sie zeichnet in einem Roman die Lebenswirklichkeit in der DDR kritischer nach als Oschmann und Hoyer.
In diesem Podcast sprechen Malte Pieper und die Hauptstadt-Journalistin Anja Maier mit Anne Rabe über die Sicht auf die DDR-Vergangenheit. Rabe sagt, für sie stehe die DDR zunächst vor allem für eine gewalttätige Diktatur, die mit ihren Bürgern schlecht umgegangen sei. Generelle Urteile über „den Osten“ lehne aber auch sie ab. Anja Maier empfindet die Sichtweisen von Rabe als bereichernd, geht aber in vielen Punkten nicht mit. Und so wird debattiert über die Härten der DDR-Erziehung, über den Zwang zum Einreihen ins Kollektiv und über das Jahr 1968 in Ost und West. Es geht auch um langlebige ostdeutsche Eigenheiten nach dem Fall der Mauer. Anne Rabe und Anja Maier diskutieren lebhaft darüber, ob es in Ordnung ist, „schöne“ Erinnerungen an die DDR zu haben. Ober ob selbst solche Erinnerungen immer im Kontext der Diktatur zu sehen sein müssen.
Wenn Sie Fragen und Anregungen an Anja Maier und Malte Pieper haben: Schreiben Sie an wahlkreis-ost@mdr.de.