MDR INVESTIGATIV - HINTER DER RECHERCHE (FOLGE 105) Zukunftstechnologie oder Umweltbelastung? – Streit um Recyclinganlage für E-Auto-Batterien
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Audiotranskription
31. Mai 2024, 10:58 Uhr
Grundsätzlich sind wir ja für Ansiedlungen hier in dem Industriegebiet, aber da muss man sich schon fragen sind es die richtigen Ansiedlungen? Und da muss man festhalten, dass wir zu dem Schluss kommen, dass dieser Standort gerade für eine Batterie Recyclinganlage völlig ungeeignet ist.
This plant is safe and environmentally okay. So our top priority is environmental protection, and safety. That's the top priority from our management that we are following. (Das Werk ist sicher, auch unter Aspekten des Umweltschutzes. Unsere allererste Priorität ist der Schutz der Umwelt. Das steht ganz bei unserem Management ganz oben.)
SK
Das Herzstück eines jeden Elektroautos ist die Batterie. Die enthält viele Rohstoffe: Lithium, Kobalt, aber auch Aluminium oder Stahl zum Beispiel. Noch sind die Elektroautos auf unseren Straßen jung. Doch je älter sie werden und umso mehr dazukommen, desto dringender wird das Problem der Entsorgung beziehungsweise besser der Nachnutzung oder dem Recycling der Batterien. In Gera in Thüringen soll eine Anlage zum Recycling von Elektroauto-Batterien gebaut werden. Doch vor Ort gibt es Ängste bezüglich der Sicherheit. Eine Bürgerinitiative - gehört haben wir eingangs Björn Grübel von der Bürgerinitiative - macht dagegen mobil. Wonyoung Kang, Chef der südkoreanischen Betreiberfirma SungEel hingegen sagte, das geplante Werk sei sicher. Und damit herzlich willkommen zur MDR INVESTIGATIV - Hinter der Recherche. Neue Folgen gibt es jeden zweiten Freitag in der ARD Audiothek und da, wo sie uns gerade hören. Ich bin Secilia Kloppmann und spreche hier mit Kolleginnen und Kollegen über ihre Recherchen und persönliche Eindrücke und was noch so passierte, als die Kamera aus war. Gast ist diesmal mein Kollege Ben Arnold. Der hat sich beschäftigt mit dem spannenden Thema des Recyclings von Elektroauto-Batterien. Er war zum Beispiel in Gera, wo die Anlage gebaut werden soll, und seine Recherchen haben ihn bis nach Ungarn geführt. Warum das so ist, darüber wollen wir unter anderem sprechen. Hallo Ben, ich freue mich, dass du Zeit hast.
Hallo Secilia
SK (Secilia Kloppmann)
Ich bin ja ein bekennender Fan des Elektroautos, auch wenn ich selbst keins fahre. Mir geht es ehrlich gesagt da auch weniger um Umweltaspekte. Mir geht es vor allen Dingen um den Fahrspaß. Ich finde, das ist was ganz anderes, als ein Verbrenner-Auto zu fahren. Und als Großstadtbewohnerin sehe ich natürlich auch Vorteile in einer Reduktion von Lärm und von Schmutz in den Straßen. Mittlerweile sind Elektroautos auch selbstverständlich im Straßenbild. Es gibt eine Infrastruktur, Ladesäulen und so weiter. Aber es gab von Anfang an und gibt auch immer noch, Kritik an den Autos. Bezüglich der Ökobilanz … Fragen wie, woher kommt der Strom? und auch eine Sache, über die ich persönlich, ehrlich gesagt, bisher wenig nachgedacht habe. Und das ist eigentlich was ganz wichtiges. Nämlich, was passiert, wenn die Batterien irgendwann nicht mehr ausreichend Kapazität haben, wenn sie recycelt werden müssen? Das ist eigentlich logisch. Aber wie gesagt, ich habe noch nicht so richtig darüber nachgedacht. Wie war das bei Dir, Ben? als Du angefangen hast mit der Recherche?
Ben Arnold (BA)
Ja, gute Frage. Also könnten wir eigentlich gleich mit einem sehr spannenden Detail einsteigen. Weil tatsächlich ist es ja so, dass derzeit in den Recycling Werken für Lithium-Ionen-Batterien jetzt gar nicht mal im großen Maßstab die Batterien alter E-Autos recycelt werden. So lange fahren die ja noch gar nicht auf den Straßen. Wenn wir jetzt mal Zulassungszahlen von Pkw mit reinem Elektroantrieb anschauen von vor zehn Jahren, dann sind die tatsächlich noch in einem vierstelligen Bereich. Also das wirkliche Recycling von alten E-Auto-Batterien ist tatsächlich noch ein Stück weit Zukunftsmusik. Es wird mehr so für das Jahr 2030 erwartet, dass das so richtig richtig losgeht.
SK
Ich habe tatsächlich der eine interessante Kurve/Statistik gefunden vom Fraunhofer-Institut und zwar werden jetzt wohl so ungefähr 200.000 Tonnen pro Jahr an Lithium-Ionen-Batterien recycelt, und 2035 sind es schon sechsmal so viele, also 1,2 Millionen Tonnen.
BA
Aber trotzdem braucht es schon diese Recycling-Werke. Und was dort recycelt wird, ist zu einem großen Teil der Ausschuss aus der Batterieproduktion. Also sozusagen fehlerhaft produzierte Batterien. Und das wirklich in einem großen Maßstab. Und das hat mich sehr überrascht. Also damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Das konnte ich mir am Anfang auch gar nicht vorstellen. Das es sozusagen einen Bedarf für das Recycling von Ausschussware gibt. Aber klar ist, das Batterierecycling ist ein Zukunftsmarkt und auch ein umkämpfter Zukunftsmarkt. Und aus gutem Grund, wie wir noch sehen werden.
SK
Damit wir überhaupt erst einmal wissen, was da so alles drin ist. Auf der Seite vom ADAC hab ich eine interessante Aufstellung gefunden. Die haben da Daten von Volkswagen benutzt, und zwar am Beispiel einer 400 Kilogramm Batterie. Und da ist drin: acht Kilo Lithium, zwölf Kilogramm Mangan, neun Kilogramm Kobalt, 41 Kilo Nickel, 71 Kilogramm Graphit, 22 Kilo Kupfer, 126 Kilogramm, Aluminium, drei Kilo Stahl, 37 Kilo Elektrolyte und 21 Kilo Kunststoffe. Damit wird ja eigentlich schon auch klar wenn das kann man jetzt nicht einfach so wegschmeißen oder?
BA
Ja. Da sieht man auch schon mal, wie schwer so eine Batterie ist. Das ist ja wirklich das große Gewicht im Auto, vielleicht auch ein mit Grund, warum hauptsächlich Elektro-SUV zu sehen sind und nicht so viele Elektro-Kleinwagen, weil einfach die Batterie, die bringt echt Kilo auf die Waage. Und das sind Rohstoffe. Das muss man sagen. Und im Recycling liegen die Rohstoffe der Zukunft, weil Rohstoffe sind begrenzt und manchmal eben auch gar nicht so einfach zu gewinnen. Also wenn man zum Beispiel auf Kobalt guckt, da sind wir beim Thema Menschenrechtsverletzung, Nord-Süd-Gefälle … also all diese Themen spielen da auch eine Rolle in. Insofern macht es ja absolut Sinn zu sagen wir gewinnen die Rohstoffe zurück. Und da findet eben auch viel Forschung statt. Wie effektiv ist so eine Recyclingquote? 70 Prozent? oder kriege ich 90 Prozent zurück? Das wird also stetig verbessert und Ziel es eben auch, aus der Batterie so viel Rohstoff wie möglich zurückzugewinnen. Das ist eben aber tatsächlich auch nur der eine Aspekt des Recyclings. Der zweite Aspekt ist dann der des Umweltschutzes, weil klar, so eine Batterie ist auch gefährlicher Abfall. Da sind Schadstoffe drin, die Batterien sind entflammbar, es kann zu chemischen Reaktionen kommen. Und auch damit müssen wir halt umgehen, dass diese Stoffe dann am Ende nicht einfach in der Umwelt landen. Und das sind sozusagen die beiden Seiten des Recyclings, die eine Rolle spielen, also die Ressourcennutzung und der Umweltschutz.
SK
Und jetzt bist du in Gera gewesen. Da plant eine südkoreanische Firma eine Anlage zum Recycling von Batterien von Elektroautos. Was genau soll da entstehen? Was ist das für eine Anlage?
BA:
Also in Gera/Cretzschwitz, das ist ein Ortsteil nordöstlich von Gera, da gibt es ein ausgeschriebenes Industriegebiet. Was derzeit aber brach liegt. Das ist eigentlich mehr eine Ackerfläche. Dort gibt es auch viel Gewerbe, angeschlossene Logistiker... Amazon hat da zum Beispiel eine Niederlassung. Es gibt einen Anschluss an eine Bundesstraße, die B2, einen Bahnanschluss oder so gibt es nicht. Also wird davon auch auszugehen sein, dass viele Lkw dort den Verkehr weiter verstopfen. Sage ich einfach mal ...
SK
Naja, ist ja für die Anwohner tatsächlich ein Problem...
BA
Genau. Und drumherum gibt es viele landwirtschaftliche Flächen. Es ist eine ländlich geprägte Region. Das ist halt dort nicht in Gera, sondern ein Stückchen außerhalb. Und dort will ein südkoreanisches Unternehmen, SungEel heißt das, eine Recyclinganlage bauen für Lithium-Ionen-Batterien, mit einem Zielvolumen von 22.000 Tonnen pro Jahr, die da recycelt werden sollen.
SK
Jetzt ist es ja so in eurem Beitrag, denen man in der ARD-Mediathek sehen kann, dass die Stadt Gera diese Ansiedlung haben wollte. Wir sprechen auch gleich noch über den Widerstand. Aber der Stadtrat von Gera, der hat sich dafür entschieden für diese Recyclinganlage, mit welchen Gründen?
BA
Also so klar war, diese Entscheidung nicht. Es war eine ganz, ganz knappe Entscheidung. Das Zünglein an der Waage war tatsächlich ein AfD- Stadtrat, der sich gegen seine Fraktion entschieden hat und dafür gestimmt hat am Ende. Aber man muss wirklich sagen, es gab durch alle Fraktionen hindurch sehr kontroverse Diskussionen - genauso bei den Grünen. Weil Recycling, Kreislaufwirtschaft, E-Mobilität, das sind alles Dinge, die auf die setzen wir als Gesellschaft. Die sind politisch gewollt. Also das ist die Stoßrichtung. Wir wollen klimaneutral werden. Wir wollen weniger CO2 emittieren. Wir wollen rohstoffsensibel produzieren und Rohstoffe weiter nutzen. Das steht alles völlig außer Frage. Deshalb müsste man erst einmal sagen ja, genau das ist richtig. Wir wollen so eine Anlage.
SK
Aber es ist ja auch ein wirtschaftlicher Grund, oder? Jede Ansiedlung bringt ja auch wirtschaftliche Faktoren mit sich...
BA
Ja klar. Geplant sind ungefähr so rund hundert Arbeitsplätze, die dort entstehen sollen. Es ist auch eine sehr strukturschwache Region, muss man sagen. Gera hat jetzt nicht Gewerbesteuereinnahmen ohne Ende. Es würde der Region schon schon gut tun, auch in diesem Industriegebiet, was ja nach wie vor eine Brache ist, dass dort wirklich mal eine Ansiedlung passieren würde. Dass es gelingen würde, ein Unternehmen da anzusiedeln. Insofern gab es viele Pro-Argumente. Es gab allerdings auch auch Contra-Argumente. Letztendlich ist aber hier auch noch einmal wichtig zu sagen, dass die Stadt am Ende gar nicht der Entscheider ist, ob das passieren soll oder nicht. Die Fläche gehört dem Land. Die Entscheidung wird auch in einem Landesamt getroffen - die Entscheidung über den Genehmigungsantrag - im Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz. Trotzdem braucht es natürlich auch eine gewisse Interessensbekundung der Stadt. Ja, und das war das sozusagen diese Abstimmung.
SK
Eigentlich ist es ja eine Zukunftstechnologie. Es ist mit Sicherheit ein wachsender Markt. Es könnte wirtschaftlich-strategisch eine kluge Entscheidung sein. Aber es gibt große Ängste vor Ort. Worum geht es den Leuten?
BA
Ja, vielleicht um das erstmaleinzuordnen, wie groß diese Ängste tatsächlich sind ... im laufenden Genehmigungsverfahren gibt es ja eine Öffentlichkeitsbeteiligung. Also bei diesem Landesamt, das dann letztendlich über die Genehmigung entscheiden muss, lagen dann die Unterlagen aus. Und jeder Mann, jede Frau hat die Möglichkeit, Einwendungen vorzubringen, beim Landesamt. Und Gründe vorzubringen und zu sagen, darum geht das nicht, das ist hier falsch. Und das Landesamt muss sich dem dann auch annehmen und muss das prüfen. Und das Landesamt hat tatsächlich 8000 solcher Einwendungen auf den Tisch bekommen. Also 8000 Menschen haben sich ..
SK
in welchem Zeitraum?
BA
Etwas mehr als zwei Monate lang. Um mal eine Vorstellung von dem Zeitplan zu geben: Im September vergangenen Jahres gab es die Stadtratssitzung und die öffentliche Vorstellung des Projektes. Im Oktober dann hat das Unternehmen beim Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz den Genehmigungsantrag eingereicht. Und von Ende Januar bis Anfang April diesen Jahres konnten eben die Bürgerinnen und Bürger Einwendungen vorbringen. 1.600 davon kamen von der Bürgerinitiative. Die haben sich eine irrsinnige Arbeit gemacht. Die haben ständig gemacht vor Supermärkten, in Vereinen, bei der Feuerwehr, gesagt: Leute, ihr müsst eine Einwendung schreiben. Ihr müsst hier unterzeichnen. Ihr müsst das dem Landesamt vorlegen. Ihr müsst Gründe benennen, warum diese Anlage falsch ist.
SK
Worum geht es denn jetzt konkret den Menschen vor Ort?
BA
Ja, vielleicht hören wir einfach mal kurz den Leuten selber zu. Wir haben sie ja interviewt für den Film
Wir produzieren Lebensmittel, ob das pflanzliche Getreide sind oder auch Milch oder Fleisch. Wie stark werden wir dadurch belastet, gerade im Hinblick auf den eventuellen Fall einer Havarie nach beziehungsweise aus dem Eintrag in die Luft.
Und da stellt sich mir die Frage warum muss diese Firma hier angesiedelt werden? Offener Wintex die Lage, damit sich die Emissionen weitreichend verbreiten, auf alle niederregnen,
BA
Also gerade bei den beiden Landwirten, die wir eben gehört haben. Simon Gerth und Carolin Ullrich, die einen Steinwurf von diesem geplanten Werk entfernt ihre Flächen haben, klingt natürlich eine ganz besondere Sorge durch: Was ist im Havariefall? sollte da wirklich mal was schiefgehen in der Anlage. Können wir hier überhaupt noch Landwirtschaft betreiben? Carolin Ulrich ist auch Biolandwirtin, und die hat eh zu kämpfen mit ihren Grenzwerten, was sie dort machen darf und was nicht. Und das ist schon verständlich, dass das dort Sorgen kommen. So, und es geht aber viel weiter, das bezieht sich eben nicht nur auf den Havariefall, sondern es gibt ganz andere Aspekte, die dort eine Rolle spielen. Beispielsweise wird aus den Genehmigungsunterlagen deutlich, dass die Anlage auch Schornsteine haben wird. Das heißt, es entsteht Abluft. Es entstehen Abgase, die sollen gefiltert werden durch ein Aktivkohle-System, und die Abluft wird dann emittiert. Nach Konzept schadstofffrei. Natürlich muss man sagen, so soll das sein? Es wird gefiltert. Und dann? Dann kommt die Abluft dort aus den Schornsteinen raus. Und das macht den Leuten auch große Angst, weil sie sich fragen, funktioniert die Filterung richtig? Können wir uns darauf verlassen? Was ist, wenn da ein Fehler ist? Gehen dann die Schadstoffe in die Luft? Und dann muss man sagen das hat zwei Gründe, dass dies genau ein zentrales Thema ist. Weil es ganz viele Recyclinganlagen für Lithium-Ionen-Batterien gibt, die ohne solche Schornsteine auskommen, die geschlossene Systeme haben, wo diese Abluft nicht entsteht. Und das ist ein großer, ins Auge springender Unterschied in der Konzeption von so einem Batterie-Recycling in der Ingenieurstechnik, dass die Leute sich hier einfach fragen, was ist denn hier? Was ist denn das für ein Unternehmen? Und naja, und ein weiterer Grund ist tatsächlich, das ist nicht der erste Versuch des Unternehmens ist, sich in Thüringen niederzulassen.
SK
Aha, also es gab schon mal den Versuch, von SungEel so eine Anlage zu bauen, in Thüringen. Und wo war das?
BA
Das war in Rudolstadt. Auch dort gab es viel Protest. Auch dort gab es eine Bürgerinitiative, eine sehr aktive Bürgerinitiative. Die hat angefangen, zu diesem Unternehmen zu recherchieren, Daten, Sachen zusammengetragen, was dann eben auch weitergegeben wurde, hinterher an die Geraer Bürgerinitiative. Deswegen haben konnten die sich überhaupt auch so tief einarbeiten, weil das sich jetzt wirklich schon eine ganze Zeit lahm durchzieht dieses Thema in Gera und in Rudolstadt. Und in Rudolstadt hat das Unternehmen tatsächlich dann auch einen Genehmigungsantrag vorgelegt und hat aber zurückgezogen. Die haben dann irgendwann gesagt, Nein, wir machen das nicht hier. Und so ganz sagen, ob nun der Protest erfolgreich war oder ob es dafür andere Gründe gab, das ist nicht so eindeutig. Klar ist auf jeden Fall, dass das Unternehmen noch einmal an dem Konzept der Anlage geschraubt hat und in Gera eine veränderte Technologie nutzen will, als sie für Rudolstadt geplant hatte. Also das Unternehmen will in Gera eine ja veränderte Technologie verwenden im Vergleich zu Rudolstadt. Und da gibt es auch etwas spannendes, der Teil nämlich durch diese Veränderung in der Technologie. Was als hauptsächlich die Temperatur trifft, in dem diese Batterie recycelt wird, führt dazu, dass das Ganze in eine andere Kategorie reinfällt von Anlage. Und während in Rudolstadt eine umfängliche Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig gewesen wäre, also, was noch einmal über das die emissionsschutzrechtliche Verfahren hinausgeht, muss das jetzt in Gera nicht mehr passieren. Das ist ein sehr spannendes Detail. Es ist halt einfach eine Tatsache, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung in Rudolstadt notwendig gewesen wäre - und in Gera ist sie das nun nicht mehr.
SK
Vielleicht als kleine Ergänzung. Es gibt ja auch eine neue Batterieverordnung der EU, seit August 2023. Und da ist auch festgeschrieben, dass die Recyclingquote für Altbatterien 90 Prozent betragen muss und das auch neue Batterien 16 Prozent recycelte Stoffe enthalten müssen. Da ist ja eigentlich alles drin, was du auch in der Geschichte hast: Rohstoffsicherung, es geht um Schadstoffe. Aber es geht eben auch darum, dass die nicht nur recycelt werden können, sondern auch müssen. Die Batterien wie werden die recycelt? Wie muss man sich das vorstellen? Wie läuft das ab?
BA
Naja, die Batterien müssen erst einmal zwingend entladen werden, auch aus Sicherheitsgründen. Die sind ja entflammbar, brennbar und so weiter. Und das soll im Werk auf zwei unterschiedlichen Wegen passieren, also je nach auch Batterie-Model. In der sinnvolleren Variante - ich nenne das jetzt einfach mal sinnvollere Variante.. da bringe ich eine kleine Wertung rein, aber ich glaube, das wird sich erschließen.-- da wird dann die Restladung der Batterie einfach ins Stromnetz eingespeist. Das ist eine Win-win-Situation. Batterie wird leer, und man nutzt den Strom. Es gibt es aber auch eine zweite Variante, die dort (in Gera) angewendet werden soll. Und dafür werden die Batterien in einem Wasserbad in entladen. Das ist tatsächlich nicht ganz unproblematisch. Erstens wird das Wasser dadurch kontaminiert, wird auch zu Abwasser, kann also nicht einfach in die Kanalisation oder so gegeben werden. Es kann aber auch zu chemischen Reaktionen kommen und zu Schadstoffentwicklung. Da fragt man sich vielleicht, wenn es eine Variante gibt des Entladens per Einspeisung ins Netz, warum dann die Wasserentladung? Das ist tatsächlich eine gute Frage. Ich kann mir das nur so erklären, dass es eben ganz viele unterschiedliche Batterietypen gibt. Wenn wir nicht nur über E-Autos reden, sondern auch über E-Bikes, also bis hin zum Laptop. Es gibt einfach unzählige Modelle von Lithium-Ionen-Batterien. Eine Entladestation für sämtliche Batterietypen vorzuhalten, ist wahrscheinlich in der Praxis aufwendig. Und wenn die dann entladen sind, dann werden die geschreddert. Das klingt einfach ... die Zellen werden dann in so einen Schredder gegeben. Aber da es wirklich viel, viel, viel Ingenieurs-Brain drin, dass das funktioniert mit möglichst wenig Schadstoff-Entstehung. Da sind Lösungsmittel drin, da sind verschiedenste Metalle drin. Also das Lösungsmittel ist tatsächlich ein Problem, weil das ist ja erstmal flüssig. Und das dann zu trennen … da findet extrem viel Forschung statt. Und derzeit pushen alle in den Markt. Egal, ob das Chemie-Unternehmen sind, Automobilhersteller, Forschungseinrichtungen, Start-ups oder eben wie SunGeel auch kommerzielle Unternehmen, die in diesen Markt reinwollen. Und die haben alle ganz, ganz unterschiedliche Techniken entwickelt, wie man dieses Schreddern des Materials und das Trennen der verschiedenen Inhaltsstoffe am besten realisieren kann. Also es gibt da wirklich einen Wettstreit um die beste Technik und ja, nicht nur um die effektivste Technik, auch um die Technik, die vielleicht ökonomischer ist oder günstiger ist. Es sind ja wirklich verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen. Und dann hat man am Ende eben getrennte Materialien. Und eins davon ist die sogenannte Schwarzmasse. So ist es so ein so ein schwarzes, dunkles Pulver ...
SK :
Das ist im Prinzip Gold wert, wenn ich das richtig verstanden habe. Die schwarze Masse …?
BA
Genau . Die schwarze Masse ist das, wo das Geld drinsteckt. Wo das Kobalt drin steckt, wo das Lithium drin steckt, das Mangan drin steckt. Diese ganzen wertvollen Elemente drin sind. Und das muss dann aber in einem nächsten Schritt noch weiter bearbeitet werden. Und da wird es auch wieder extrem spannend, weil bei diesem nächsten Schritt das ist dann so ein hydro-metallurgisches Verfahren, das findet in Europa bisher so gut wie gar nicht statt. Es gibt natürlich Forschungsprojekte und geplante Projekte, aber wir hängen da extremst hinterher im Vergleich zu dem, was eben in Asien passiert, was in China passiert, was in Korea passiert. Und das Unternehmens SungEel hat dann jetzt auch den Plan, diese schwarze Masse also dieses "Gold des Recyclings", gar nicht weiterzuverarbeiten hier Deutschland, in Thüringen, sondern die wollen das zurück nach Südkorea exportieren.
SK
Und das noch ziemlich viel Bewegung ist in diesem Markt, das sieht man auch daran, dass ihr für die Recherche bis nach Ungarn gefahren seid. Denn hier, wenn ich es richtig verstanden habe, liegen auch Gründe für den Widerstand der Thüringer?
BA
Ein Grund dafür, dass dieser Protest gegen dieses Werk eben sich so entwickelt hat, so stark wurde, ist halt tatsächlich, dass das Unternehmen in Ungarn auch zwei Standorte unterhält. Und dort ist es wirklich zu Vorkommnissen gekommen, zu Havarien. Es gab tatsächlich sogar auch zwei Todesfälle in einem Werk. Arbeiter sind ums Leben gekommen, bei der Explosion oder dem Brand einer Anlage. Es gab in dem zweiten Werk dann auch nochmal eine Explosion. Daraufhin kam eine Inspektion der Umweltbehörde des Bezirks. Das Protokoll liegt uns vor von dieser Inspektion. Und das liest sich dann doch sehr haarsträubend. Also bis dahin, dass die Inspektoren selber Hautreizungen hatten, Atemprobleme hatten, Schmerzen hatten im Mund, beim Atmen. Und für uns war es dann bei der Recherche wichtig, auch selber dort hinzufahren und mit den Leuten zu sprechen und das wirklich auch zu verifizieren. Dass wir uns eben selber einfach ein klares Bild machen können.
SK
Ihr seid da hingefahren, du und dein Kollege Christian Werner. Ihr habt verschiedene Leute getroffen, unter anderem eine Investigativjournalistin, die viel zu dem Unternehmen recherchiert hat. Die war vor Ort und hat erzählt über ihre Recherchen, was sie da entdeckt und aufgedeckt haben.
SungEel verarbeitet verbrauchte und defekt hergestellten Batterien in einer riesen Menge, den produktionsausschuss. Ich verfolge das seit Jahren, und es kommen immer mehr Widersprüche zu Tage. +++ Im Beschluss der Behörde steht auch, dass die Abfälle auch im Hof gelagert wurden. Im allerletzten Winkel. Ohne Genehmigung. Einfach, weil man keinen Platz mehr hatte.
BA
Die Zsuzsanna Bodnár spielt da schon eine zentrale Rolle, weil das eigentlich ihr Fachgebiet ist. Also sie recherchiert zur E-Mobilität, zur Batterieproduktion seit Jahren. Auch zu den verschiedenen Unternehmen, die dort ansässig sind und kennt sich da sehr gut aus. Die Batterieproduktion und das Recycling ist in Ungarn einfach auch ein Riesenthema, weil das Land sehr auf auf diese Branche setzt und auch attraktive Bedingungen schafft. Das also hat damit zu tun, dass die Umweltstandards relativ gering sind. Beispielsweise, hat auch mit Steuermodellen zu tun. Deswegen ist die Branche sehr, sehr, sehr gewachsen in den letzten Jahren in Ungarn und hat immer wieder auch schlechte Presse verursacht. Und bei der Recherche zu SunGeel gibt es eben ein zentrales Element. Und das ist auch die Lagerung von Abfällen, also die Batterien sind ja einfach gefährliche Abfälle. Du kannst Du nicht irgendwo hintun. Und nun ist es so, dass in Ungarn, beide Werke von SungEel temporär geschlossen wurden, aufgrund der Vorkommnisse. ..
SK
.. die Ungarn haben die geschlossen??..
BA
Ja, die haben die tatsächlich geschlossen, erstmal temporär und durften halt keine weiteren Batterien recyceln. Diese Schreddermaschinen waren gestoppt, und trotzdem ist es aber weiter zur Anlieferung von Material gekommen. Die konnten sozusagen nicht einfach auf die Stopptaste drücken. Die hatten eben Verträge mit anderen Werken, mit Batterieherstellern. Die Batterienhersteller haben trotzdem weiter geliefert. Ist ja vertraglich geregelt, und so wurde der Haufen an Batterien immer immer größer. Und das Unternehmen wusste nicht so wirklich, wohin eigentlich damit. Und da ist so halt eine Kette entstanden, die im Ergebnis, glaube ich, weder schön für die Umwelt war, noch für das Unternehmen.
SK
Als ihr jetzt vor Ort wart- Wie ist denn da überhaupt die die Situation vor Ort gewesen?
BA
Ja, wir haben uns also da getroffen, in einem Vorort von Budapest, wo das erste Werk von SungEel steht. Wir haben noch und zwei lokale Politiker kennengelernt. Und zusammen sind wir dann losgezogen in den Gewerbepark, wo das eine geschlossene Werk, indem es die Todesfälle gegeben hat, steht. Und waren tatsächlich auch erst mal ein Stück weit erstaunt. SungEel heißt ja mit vollem Namen SungEel Hightech. Da erwartet man ja so ein bisschen Hightech. Aber das war halt gar nicht so. Das war ein alter sozialistischer Bau, so kam mir das vor.. Also auf jeden Fall nicht mehr das neueste und intakteste Gebäude. Es sah einfach aus, wie eine Abfallsammelstelle. Also wenn man auf einen Recyclinghof fährt, hat man hat man auch keinen anderen Eindruck. Wir sind dort auch nicht willkommen geheißen worden. Es waren halt Arbeiter vor Ort, da stand auch ein Lkw. Da passiert halt was auf dem Gelände, auch wenn die derzeit nicht schreddern dürfen, geht es dennoch darum, die vorhandenen Abfälle weiter zu sortieren und auch den Hof leerzubekommen. Also da passiert schon was. Und wir wurden dann auch erstmal gefilmt, von einigen Mitarbeitern. Die haben ihr Handy rausgeholt und sind auf uns zu und haben dann aber gesehen, die Kamera läuft, also unsere Kamera. Die waren dann sehr defensiv, haben sich wieder zurückgezogen. Aber einen Stinkefinger haben wir natürlich auch hinterher bekommen. Also willkommen waren wir an der Stelle nicht, und einen guten Eindruck hat das Werk auch nicht hinterlassen. Das muss man ganz klar sagen, ist aber nur der äußere Eindruck. Das muss ja nichts darüber sagen, wie das da in der Halle aussieht. Vielleicht ist die Hightech, die Hochtechnologie, ja einfach hinter den Mauern.
SK
Seid ihr rein gekommen?
BA
Nein, da sind wir nicht reingekommen. Wir sind nicht aufs Gelände gekommen.
SK
Aber ihr hat doch mit Sicherheit Kontakt aufgenommen zu SungEel..?
BA:
Also. Wir haben Kontakt aufgenommen zu SungEel Thüringen klar. Das ist ja auch ein Unternehmen, die waren dann auch aussagefähig für Ungarn letztendlich und dadurch, dass die sich einen externen Pressemenschen eingekauft haben, war da die Kontaktaufnahme erstmal erst einmal problemlos. Ich meine, wenn wir nach Südkorea geschrieben hätten, hätten wir wahrscheinlich lange gewartet. Aber so ging erst mal die Kontaktaufnahme gut, und es waren dann allerdings sehr, sehr, sehr lange Vorgespräche, viele lange E-Mails, wo, wo ich erst einmal dargelegt habe, was sind unsere Fragen? Für wen wollen wir publizieren? Warum machen wir das? Bis es dann auch zu einer Verabredung kam, zu einer ganz konkreten und auch zu einem Interviewtermin mit dem Geschäftsführer von von SungEel Thüringen, dem Wonyoung Kang.
SK: Und da hören wir grad rein. Der war ja um Transparenz bemüht, hat unter anderem die Vorfälle, Todesfälle, Lagerunsggeschichte auch bestätigt ..
Ja, es gab zwei Unfälle in der ungarischen Anlage, die aber hauptsächlich auf menschliche Fehler zurückzuführen waren. +++The Problem was: during, the, stop time of the machine operations, the stock was increased. (Das Problem war: als die Anlage (nach den Unfällen) gestoppt wurde, kam es trotzdem zu weiteren Lieferungen von Material.)
SK
Ben welchen Eindruck hattest du denn von dem Gespräch?
BA
Na, wie du schon gesagt hast. Also ich hatte den Eindruck, die wollen hier wirklich sich transparent machen. Die wollen sich auch diesem Gespräch stellen, was auch ganz klar ein kritisches Gespräch war. Also es sind viele, viele, viele Kritikpunkte, die dort vorgebracht werden. Und dem haben die sich erst einmal ausgesetzt. Und das finde ich letztendlich - also aus Unternehmensseite - auch die richtige Strategie. Weil, wenn der Unternehmer jetzt sagen würde, nee ich gebe nur eine schriftliche Antwort, dann ist, glaube ich, der Eindruck nach außen noch mal ein ganz anderer, als wenn Unternehmer sich wirklich hinsetzen, sagt ja, es stimmt schon. Wir haben da Mist gebaut. Also er hat das natürlich auch gleich eingeschränkt. Also die Todesfälle, die es da gab, hat er sozusagen auf menschliches Versagen geschoben. Das war für ihn kein Fehler in der Technologie, sondern ein Fehler, der Mitarbeitenden. Muss man natürlich trotzdem fragen, wie kann das überhaupt passieren? Das es zu so einem worst case kommt. Seine Argumentation war, so ein bisschen zugeben, aber auch auch einschränken im selben Atemzug. Und was er aber auch immer wieder betont hat, war zu sagen, wir haben die Technologie weiterentwickelt. Das funktioniert jetzt alles besser. Und die Menschen in Gera müssten sich eben keine Sorgen machen. Und Umweltschutz sei sozusagen auch seine seine, seine höchste Priorität.
This plant is safe and environmentally okay. So our top priority is environmental protection, and safety. That's the top priority from our management that we are following. Das Werk ist sicher, auch unter Aspekten des Umweltschutzes. Unsere allererste Priorität ist der Schutz der Umwelt. Das steht ganz bei unserem Management ganz oben.
SK
Aber trotzdem, im Verlaufe der Recherche, auch weil die Bürgerinitiative sich an das Unternehmen gewendet hat, habt ihr euch ja auch die Genehmigungsunterlagen für Gera angesehen.Und da habt ihr auch festgestellt da gibt es naja, ich weiß nicht, ob man es Ungereimtheiten nennen kann… aber zumindest ist es an einigen Stellen nicht schlüssig…
BA
Es gibt da in der Tat viele, viele Fragezeichen. Und muss man sagen, diese Genehmigungsunterlagen, das ist ein 1000-seitiges Papier. Das ist schon Arbeit, sich da durchzuarbeiten. Ein paar Sachen fallen einem halt relativ schnell ins Auge, wie beispielsweise diese Wasser-Entladung. Über die hatten wir ja schon am Anfang gesprochen und beispielsweise auch ein weiteres spannendes Detail, da habe ich auch Wonyoung Kang, darauf angesprochen, und er hat es dann auch wieder eingeschränkt und gesagt ja, das sei gar nicht so geplant. Das sei mehr die Maximallast, die das Werk fahren könne, aber man wolle gar nicht so sehr auf die Wasser- Entladung setzen. Was aber ein klarer Widerspruch ist zu dem, was in den Zahlen, in dem Papier, drinsteht. Letztendlich mussten aber auch wir uns als Journalisten Unterstützung suchen, um diese Genehmigungsunterlagen im Detail zu verstehen. Und wir sind dann dafür in ein Start-Up gefahren. Duesenfeld heißt das, das ist aus einem Forschungsprojekt hervorgegangen zum Batterie-Recyclin. Die entwickeln Anlagen.. Also muss man vielleicht auch hier anmerken, eine gewisse Konkurrenz zu SunGeel ist da schon gegeben. Das muss man vielleicht mitdenken, wenn man deren Beurteilungen des Genehmigungsantrages sich anschaut. Aber die Harald kein gutes Haar am Genehmigung an den Genehmigungsunterlagen gelassen. Das hat mich sehr verblüfft mit, mit welcher Klarheit und Deutlichkeit dann die Duesenfelder Ingenieure diesen Antrag zerlegt haben und gesagt haben Nein, so geht das eigentlich nicht.
SK
Und was der Till Bußmann, der technische Geschäftsführer von Duesenfeld, zu den Unterlagen gesagt hat da hören wir jetzt auch gleich noch mal rein.
Für den Fachmann ist es offensichtlich, dass eigentlich viel weniger Schadstoffe angegeben werden, als eigentlich entstehen müssten.
SK
Jetzt ist es ja so ... wir sprechen von Genehmigungsunterlagen. Wer genehmigt denn jetzt eigentlich den Bau der Anlage? Also wer prüft das denn eigentlich?
BA
Die Genehmigungsunterlagen sind eingereicht beim Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz. Die müssen das jetzt prüfen und sich eben diese tausend Seiten anschauen und beurteilen hat das alles Hand und Fuß, was da drin steht? Ist das zumutbar? aufgrund der Schadstoff Emissionen? Ist da zu befürchten, dass zu viel Schadstoffe emittiert werden? Wie sind die Sicherheitskonzepte? Wie ist der Arbeitsschutz, also eine Vielzahl von Fragen, die eben in diesem Genehmigungsverfahren eine Rolle spielen? Und man muss auch dazu sagen, eigentlich ist es gar nicht gedacht, dass die sich jetzt Dritte dazu holen, die das alles bewerten. Das soll schon von den Mitarbeitenden im Landesamt so auch beurteilt werden können, die natürlich da auch vor einer Herausforderung stehen. Weil für die ist das auch Neuland. Das ist das eine und das zweite, die Öffentlichkeitsbeteiligung mit den erwähnten 8000 Einwendungen, das ist schon ein Haufen Arbeit, der dort jetzt auf dem Tisch liegt.
SK
Gibt es denn eine Art Frist/ einen Zeitrahmen? wo man sagen kann bis dahin ist es entschieden. Und dann haben sowohl das Unternehmen, als auch die Bürger vor Ort Gewissheit, wie es da weitergeht in Gera?
BA
Durch diese Vielzahl der Einwendungen, scheint es so, als wenn sich das jetzt alles erstmal noch verschieben würde. Bis Anfang April konnten ja die Bürger ihre Einwendungen vorbringen. Und dann war eigentlich bereits für Ende Mai eine Anhörung zu diesen Einwänden geplant mit dem Unternehmen und dem Landesamt - öffentlich. Und das wurde jetzt erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Also ich habegehört, es könnte vielleicht im September oder so in die Richtung stattfinden, ist aber völlig unklar. Auch die Tatsache, das Unternehmen hatte auch einen vorzeitigen Baubeginn beantragt bereits für den Monat März, findet auch nicht statt. Auf dem Gelände findet noch nichts statt. Also das alles liegt jetzt scheinbar erstmal ein Stück weit auf Eis, will ich nicht sagen. Aber ist es verschiebt sich, und keiner weiß gerade, wie lange das Ganze dauern wird. Also ich persönlich gehe auch davon aus, dass auch wenn es jetzt kein klares Nein gibt, es zumindest die Forderungen geben wird von Nachbesserungen in den Genehmigungsunterlagen. Dass ist zwar Spekulation, das ist ein bisschen so in die Glaskugel schauen. Aber das ist mein Eindruck, dass das durchaus so kommen könnte, dass man eben sagt mit den Genehmigungsunterlagen, so wie sie hier eingereicht wurden, sind wir an der und der Stelle einfach noch nicht zufrieden. Insofern kann das alles auch noch eine Weile dauern, bis es da zu einer konkreten Entscheidung kommen.
SK
Wir werden bei abwarten und eine ganz kurze Frage zum Schluss: Beteiligt sich das Land Thüringen eigentlich mit Fördermitteln. Also gibt es Fördermittel für dieses Werk?
BA
Ja, Fördermittel sind schon bewilligt. In der Größenordnung von 9 Millionen Euro aus Landesmitteln. Die Bewilligung ist allerdings natürlich geknüpft an die Genehmigung des Werkes. Also nur wenn jetzt das Landesamt sagt, ja alles in Ordnung, baut die Recyclinganlage, dann fließen auch die Fördermittel.
SK / BA
Vielen Dank für dieses Gespräch. Ben Arnold ja, gerne. Vielen Dank an dich und vielen Dank fürs Zuhören.
MDR INVESTIGATIV - Hinter der Recherche