MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland Zum Wohle der Insekten - große Mehrheit bereit zu persönlichen Einschränkungen
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31. Juli 2020, 05:00 Uhr
Insektenfreundliche Pflanzen und wenig chemische Bekämpfungsmittel im Garten: Viele Mitglieder von MDRfragt tun etwas für den Insektenschutz, wie aktuelle Befragungsergebnisse zeigen. Mehr als zwei Drittel derjenigen, die an der Befragung teilgenommen haben, sind auch bereit, persönliche Einschränkungen für den Insektenschutz in Kauf zu nehmen. Auf vielfachen Wunsch stehen die kompletten Ergebnisse der Befragung nun auch zum Download am Ende des Artikels bereit.
Die deutliche Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (70 %) würde für den Insektenschutz persönliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Das ergab eine Befragung des MDR-Meinungsbarometers Anfang Juli.
Jeweils 15 Prozent der Teilnehmenden sind nicht bereit dazu, persönliche Einschränkungen hinzunehmen oder haben zur Frage keine Angabe gemacht. Diejenigen, die angegeben haben, dass sie sich einschränken würden, haben wir befragt, was sie konkret ändern würden:
- Ein Großteil würde auf Bauprojekte zugunsten von naturnahen Flächen verzichten und mehr Geld für Lebensmittel ausgeben (67 bzw. 64 %).
- Etwa die Hälfte (51 %) wäre für Auflagen für die Bepflanzung oder Gestaltung von Privatgärten.
- Steuern oder Abgaben für den Insektenschutz können sich nur 13 Prozent vorstellen.
mdrFRAGT-Gemeinschaft bemerkt Insektensterben in der Region
Weltweit ist die Zahl landlebender Insekten in den letzten Jahren gesunken. Das bemerken auch die Menschen, die an der Befragung von MDRfragt zum Insektensterben teilgenommen haben.
70 Prozent von ihnen geben an, dass sie heute eher oder deutlich weniger Insekten als früher beobachten. Eher oder deutlich mehr beobachten dagegen nur 14 Prozent. Genauso viele sehen keine Veränderung im Vorkommen der Insekten in ihrer Region.
Drei Viertel der Garten- und Balkonbesitzer achten auf insektenfreundliche Bepflanzung
Dabei tun viele im heimischen Grün schon einiges dafür, dass sich Insekten dort wohl fühlen. Die überwiegende Mehrzahl derjenigen, die an der Befragung teilgenommen haben, besitzen einen Garten oder Balkon (96 %). Sie haben wir gefragt, ob die Diskussionen um das Insektensterben dazu geführt haben, dass sie ihren Garten oder Balkon verändert haben:
- Knapp ein Viertel (23 %) hat darauf mit "nein" geantwortet, das bedeutet also: Mehr als drei Viertel haben etwas an ihrem Balkon oder Garten verändert.
- Besonders häufig genannt wurden insektenfreundliche Pflanzen: Mehr als die Hälfte aller Garten- oder Balkonbesitzer haben angegeben, in dieser Hinsicht etwas geändert zu haben (56 %).
- Außerdem legen den Angaben zufolge 35 % der Gärtnerinnen und Gärtner Wert auf eine naturnahe Gestaltung (35 %).
- Insektenhotels oder -tränken haben ebenfalls rund ein Drittel bzw. ein Viertel der Garten- oder Balkonbesitzerinnen und -besitzer aufgestellt (32 bzw. 26 %).
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben uns weitere Maßnahmen genannt, die sie im Garten oder auf dem Balkon umgesetzt haben. Hier einige Beispiele:
Ich lasse grundsätzlich alles wachsen, was von allein kommt, egal was es ist.
Ich bin schon sein 22 Jahren Hobbyimkerin.
Ich dulde Wespen und auch Hornissen in meiner näheren Umgebung und kläre Nachbarn über deren Nützlichkeit auf.
Ich habe schon immer viele Blumen und dünge nur mit Hornspänen, ich musste meinen Garten nicht verändern.
Wir haben schon immer einen richtigen großen Bauerngarten. Große Teile werden nur 2-3 mal gemäht.
Viele haben uns geschrieben, sie praktizierten all die Maßnahmen schon seit Jahren, auch ohne die Diskussion um das Insektensterben.
Ein Drittel bekämpft Insekten nicht – viele nutzen natürliche Bekämpfungsmethoden
Wir haben die Garten- und Balkonbesitzerinnen und -besitzer in unserer Befragung danach gefragt, ob sie unerwünschte Insekten bekämpfen. Etwa ein Drittel (32 %) tut dies nicht. Bei den anderen stehen natürliche Bekämpfungsmethoden im Vordergrund:
- 39 % der Beteiligten geben an, natürliche Bekämpfungsmittel zu nutzen.
- Auch die Nützlingsförderung (23 %) sowie das Abstimmen von Pflanzen und Standort (17 %) stehen hoch im Kurs.
- Chemische Bekämpfungsmittel nutzen nur 12 Prozent.
Bienen sind die meistgenannten, schützenswerten Insekten
Wir haben unsere Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer gefragt, welches Insekt ihrer Meinung nach besonders schützenswert ist. Die Antworten konnten frei eingegeben werden. Am häufigsten genannt wurden Bienen, hinzu kommen Unterarten wie Wild-, Honig- oder Holzbienen. Auch Schmetterlinge, Hummeln und Marienkäfer wurden häufig genannt.
Häufig gab es auch Antworten wie "Alle Insekten außer Fliegen / Zecken / Schädlinge".
Fast drei Viertel für verpflichtenden Insektenschutz für Landwirte
Dafür, dass Landwirtinnen und Landwirte zum Insektenschutz verpflichtet werden sollten, sind rund drei Viertel (73 %) der beteiligten mdrFRAGT-Mitglieder. Dagegen sind 15 Prozent, 12 Prozent haben zu dieser Frage keine Angabe gemacht.
Fast drei Viertel für Ausgleichszahlungen an Landwirte
Außerdem sind jeweils 71 Prozent dafür, dass Bäuerinnen und Bauern Ausgleichszahlungen erhalten, wenn sie für den Insektenschutz die naturbelassenen Anteile ihrer Äcker erhöhen sowie weniger Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen. Jede oder jeder Fünfte (20 %) ist bei beiden Fragen dagegen.
Über die Befragung
In einer Befragung vom 17. bis zum 20. Juli 2020 wollten wir von den mdrFRAGT-Teilnehmerinnen und Teilnehmern wissen: "Grundeinkommen und Insektenschutz: Was macht unser Leben in Zukunft aus?"
An der Befragung haben 15.633 Menschen teilgenommen. Insgesamt waren zum Zeitpunkt der Befragung 29.489 registrierte Mitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil der mdrFRAGT-Gemeinschaft.
51 Prozent der Befragten kommen aus Sachsen, 25 Prozent aus Sachsen-Anhalt und 24 Prozent aus Thüringen. Das entspricht in etwa der Verteilung der Einwohner in den drei Bundesländern.
56 Prozent der Befragten sind männlich und 44 Prozent weiblich.
Die Teilnehmer dieser Befragung verteilen sich auf folgende Altersgruppen:
363 Menschen sind zwischen 16 und 30 Jahre alt,
3.119 zwischen 31 und 50 Jahren,
6.520 zwischen 51 und 64 Jahren und
5.631 Teilnehmer sind 65 Jahre und älter.
Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Beruf gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.
Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.
Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "mdrFRAGT". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Spezial: Nützling, Schädling, Plagegeist? Von Insekten und Menschen | 31. Juli 2020 | 18:00 Uhr