MDRfragt - das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland Meinungsbarometer: Stimmung in Corona-Krise auf bisherigem Tiefstand
Hauptinhalt
09. Dezember 2020, 05:00 Uhr
Die Stimmung unter den MDRfragt-Teilnehmern ist so schlecht wie noch nie in der Coronakrise: Einem Viertel geht es nach eigenen Angaben derzeit schlecht. Rund 20.000 Menschen aus Mitteldeutschland haben sich an der aktuellen Befragung beteiligt. Mehr als die Hälfte von ihnen sorgt sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
Seit Beginn der Corona-Krise fragen wir regelmäßig danach, wie es den Menschen derzeit in der Corona-Krise geht. Mittlerweile gibt rund ein Viertel (24 %) der Menschen an, dass es ihnen schlecht geht. Das ist ein Tiefstand, denn bislang gaben stets weniger als 20 Prozent an, dass sie sich schlecht fühlen. Das heißt jedoch auch: 75 Prozent der Menschen und damit der deutlichen Mehrheit geht es in der jetzigen Situation noch recht gut.
Ende März | Mitte April | Mitte Mai | Anfang Juni | Anfang Juli | Anfang Dezember | |
---|---|---|---|---|---|---|
eher bis sehr gut | 81 | 83 | 84 | 88 | 88 | 75 |
eher bis sehr schlecht | 18 | 17 | 15 | 11 | 12 | 24 |
Einige Befragte haben uns dazu auch ihre Meinung geschrieben:
Mein finanziell wichtiger Nebenjob im Theater bricht weiterhin komplett weg, die Kontaktlosigkeit zu Familie, Freunden etc. führt zu einer Verstärkung meiner depressiven Grundstimmung.
Die momentanen Einschränkungen drücken schon jetzt ziemlich stark auf das Gemüt und die Stimmung.
Einfach nur besch* alles... Momentan nicht lebenswert. Kinder lernen nur wenig dieses Jahr: Lehrer an den Schulen krank, momentan nur bis mittags Unterricht. (...) Ewig zu Hause, keine Weihnachtsmärkte... Schlimm!
Wir haben die Befragten auch gebeten, in einem Wort auszudrücken, wie sie sich gerade fühlen. Die Ergebnisse zeigen, wie sehr die Gefühle schwanken – von genervt über zufrieden, von depressiv bis optimistisch, von vorsichtig bis gelassen.
Drei Viertel pessimistisch, dass Krise bald überstanden ist
In Hinblick auf das Ende der Corona-Zeit bleiben die MDRfragt-Mitglieder pessimistisch: 75 Prozent glauben nicht, dass die Krise bald überstanden sein wird. Eher bis sehr zuversichtlich zeigen sich 25 Prozent. Damit ist die MDRfragt-Gemeinschaft diesbezüglich nur unwesentlich zuversichtlicher als in unserer letzten Befragung von Anfang November. Damals gaben 79 Prozent der Teilnehmenden an, eher bis sehr pessimistisch zu sein.
Ebenfalls rund drei Viertel (74 %) sind pessimistisch, dass Wirtschaft und Gesellschaft ohne nachhaltige Schäden aus der Corona-Krise hervorgehen werden. 26 Prozent sind dahingehend zuversichtlich.
Mehr als die Hälfte sorgt sich vor Ansteckung
Mehr als die Hälfte der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, haben große oder sehr große Sorgen davor, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Bei 38 % ist die Sorge klein. Keine Sorgen vor einer Ansteckung haben 9 Prozent.
Bei der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen haben die wenigsten Sorgen vor einer Ansteckung (54 %). In der ältesten Gruppe der Über-65-Jährigen, die zur Risikogruppe zählt, ist die Sorge vor einer Ansteckung am größten (59 %).
Mehr als drei Viertel halten aktuelle Maßnahmen für nicht wirksam genug
Mehr als drei Viertel der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der aktuellen Befragung beteiligt haben, denken nicht, dass die allgemeinen Corona-Schutzmaßnahmen der Bundesregierung den Anstieg der Infektionszahlen wirksam begrenzen werden (78 %). Erst nach dem Ende der Befragung haben einige Bundesländer, darunter Sachsen, beschlossen, sehr viel härtere Maßnahmen zu ergreifen.
40 Prozent wollen sich bewusst stärker einschränken als die Regeln vorgeben
Die Bundesregierung hat an die Bevölkerung appelliert, sich noch stärker einzuschränken, als es die Regeln vorgeben. 40 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Befragung tun dies nach eigenen Angaben auch: Sie schränken sich bewusst stärker ein, als verlangt wird. 46 Prozent gaben dagegen an, sich zwar an die Regeln zu halten, aber alle erlaubten Dinge, auf sie sie Lust haben, zu tun. Für 12 Prozent sind die derzeitigen Regeln schon eine zu starke Einschränkung, die sie nicht immer einhalten.
Einige MDRfragt-Mitglieder haben uns auch geschrieben, inwiefern sie sich stärker einschränken:
Ich fahre nicht oft nach Hause in die Nachbarstadt, obwohl es erlaubt wäre. Nur maximal einmal die Woche sehe ich meine Familie. Wenn es nur nach mir gehen würde, würde ich auf den Kontakt bis Weihnachten verzichten und mich bis dahin quasi in Selbstisolation geben. Das ist mir aber aufgrund von Präsenzbetrieb an der Uni nicht möglich.
Nur Lebensmittel einkaufen, Weihnachten nur zu viert (zwei Hausstände), Silvester nur in Familie und Zuhause (hoffentlich ist das Fernsehprogramm dieses Jahr besser...)
Familienbesuche und Feiertagsessen in einem Restaurant fallen leider aus.
Auch zu Weihnachten wollen sich viele MDRfragt-Mitglieder bei Kontakten und Besschränkungen einschränken. 17 Prozent möchten das jedoch nicht machen.
Skepsis gegen Lockerungen über die Feiertage
Die Lockerung der Kontaktbeschränkungen zu Weihnachten finden 56 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eher falsch, 44 Prozent eher richtig.
Für Silvester ist die Ablehnung der geplanten Lockerungen sogar noch deutlicher: Sie finden 70 Prozent eher falsch, 30 Prozent eher richtig.
Über die Befragung
Die Befragung mit dem Titel "Corona zum Jahreswechsel - Rettung durch Impfstoff oder kompletter Lockdown?" lief vom 04.-07.12.2020.
Insgesamt sind mittlerweile 34.157 registrierte Mitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil der MDRfragt-Gemeinschaft (Stand: 07.12.20). An der Befragung haben 19.939 Menschen teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 30 Jahre: 385 Teilnehmende
31 bis 50 Jahre: 3.556 Teilnehmende
51 bis 64 Jahre: 8.761 Teilnehmende
65+: 7.237 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 10.334 (51,8 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 4.914 (24,6 Prozent)
Thüringen: 4.691 (23,5 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 54 Prozent
Weiblich: 46 Prozent
Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.
Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.
Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 2 | 09. Dezember 2020 | 14:00 Uhr