MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland Befragung: Kaum Lust auf Olympia
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16. Juli 2021, 07:00 Uhr
In einer Woche starten die Olympischen Spiele in Tokio. Doch das olympische Feuer ist bei den meisten MDRfragt-Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht entfacht. So will etwa nur knapp die Hälfte die Spiele in diesem Jahr verfolgen. Und ob Olympia unter Coronabedingungen überhaupt stattfinden sollte, darüber sind die Befragten geteilter Meinung. Das sind die Ergebnisse der aktuellen Befragung mit über 19.000 Teilnehmenden aus Mitteldeutschland.
Die Olympischen Spiele wurden im vergangenen Jahr aufgrund der damaligen Corona-Lage verschoben. Aber: Auch in diesem Sommer ist Corona nach wie vor ein Thema und in einigen Ländern sorgt die Delta-Variante für steigende Infektionszahlen. Ob es richtig ist, trotz der Coronalage die Olympischen Spiele stattfinden zu lassen, da sind sich die MDRfragt-Mitglieder uneins: Etwa gleich viele finden es falsch und richtig (45 bzw. 44 Prozent).
Die gespaltene Meinung spiegelt sich auch in den persönlichen Kommentaren der Befragungsteilnehmer wider:
Olympische Spiele unter solchen Bedingungen erscheinen mir nicht angebracht. Ohne Zuschauer ist es traurig und es wäre aus meiner Sicht besser gewesen, es ganz sein zu lassen.
Die Olympiade soll die Jugend der Welt vereinigen. Der Sport ist mehr oder weniger Mittel zum Zweck. Unter den aktuellen Bedingungen hätte die Olympiade ausfallen müssen. Während des Krieges war es auch so.
Ich kann die Sportler verstehen. Es ist für viele die einmalige Möglichkeit, an einer Olympiade teilzunehmen. Jahrelanges Training soll dann belohnt werden.
Hygieneauflagen für Mehrheit richtig
Wegen der Pandemie finden die Olympischen Spiele unter besonderen Bedingungen statt: So wird es beispielsweise kein Publikum geben und die Athleten dürfen sich nur in ihren Quartieren bzw. an ihren Wettkampfstätten aufhalten. Die Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer findet diese Regeln richtig (58 %). Rund ein Fünftel (21 %) findet sie zu streng, rund ein Zehntel (11 %) zu lasch.
Rund die Hälfte will Olympia in diesem Jahr nicht verfolgen
Die Olympischen Spiele in Tokio will rund die Hälfte der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer nicht verfolgen (49 %). Ein Drittel (33 %) möchte hin und wieder zuschauen, 14 Prozent so oft es geht.
Viele Mitglieder kritisieren dabei vor allem die Kommerzialisierung der Spiele:
Olympische Spiele sind keine Olympischen Spiele mehr, sondern nur noch der Zweck viel Geld zu verdienen. Die Sportler, die eigentlichen Akteure sind nebensächlich.
Corona-Bedingungen schmälern nur etwas das Interesse an Olympia
Das mangelnde Interesse an Olympia liegt jedoch nicht (allein) an den besonderen Bedingungen der diesjährigen Olympischen Spiele. Lediglich 34 Prozent haben angegeben, dass die Bedingungen ihr Interesse an Olympia schmälern. Für 61 Prozent ist das jedoch nicht der Fall.
Medaillenerfolge für knappe Mehrheit unwichtig
51 Prozent ist es unwichtig oder unwichtig, dass die deutschen Athletinnen und Athleten bei der Medaillenvergabe erfolgreich abschneiden. Etwas weniger (44 %) finden dagegen, dass Medaillenerfolge wichtig sind.
Mehr finanzielle Förderung für olympische Sportarten gewünscht
60 Prozent der MDRfragt-Teilnehmerinnen und –Teilnehmer würden sich wünschen, dass olympische Sportarten in Deutschland mehr gefördert werden. Der Großteil davon (41 %) finden, dass alle Sportarten gleichermaßen gefördert werden sollten. Gegen eine stärkere finanzielle Förderung sprechen sich 27 Prozent aus.
Hierzu haben uns etliche Kommentare erreicht:
Olympische Spiele sind die Krönung einer sportlichen Laufbahn. Aber der Grundstein dazu wird im Kindesalter und vor allem in der Schule gelegt. Hier gibt es erhebliche Defizite!
In Bezug auf die Förderung der Sportler finde ich, dass sie in der DDR um einiges besser war.
Über diese Befragung
Die Befragung vom 06.-12.07.2021 stand unter der Überschrift: "Sport in Corona-Zeiten: Leichtsinn oder Lebenselixier?"
An der Befragung haben 19.533 Menschen teilgenommen. Aktuell sind bei MDRfragt 46.498 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angemeldet.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 354 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.096 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 8.182 Teilnehmende
65+: 7.901 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 9.924 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 4.930 (25 Prozent)
Thüringen: 4.679 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 54 Prozent
Weiblich: 46 Prozent
Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.
Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.
Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 17. Juli 2021 | 19:00 Uhr