Symbolbild zur Künstlichen Intelligenz
Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz verschiebt Grenzen für Mensch und Technik. Bildrechte: IMAGO / aal.photo

MDRfragt Große Sorge vor Missbrauch Künstlicher Intelligenz

20. April 2023, 11:36 Uhr

Die Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz überschlagen sich derzeit. Ob ganze Bücher oder täuschend echte Bilder – nahezu alles lässt sich automatisiert und in kurzer Zeit erstellen. Die MDRfragt-Teilnehmenden sehen diese Entwicklung kritisch, vor allem die Missbrauchsmöglichkeiten bereiten ihnen Sorge. Das zeigt eine nicht-repräsentative, aber gewichtete Befragung von MDRfragt unter rund 21.000 Menschen aus Mitteldeutschland.

Zuletzt kursierten Fotos von einer Verhaftung Donald Trumps im Internet, die allerdings nie stattfand. Die Bilder wurden mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz (KI) erstellt. Bei all den Fähigkeiten, die die Künstliche Intelligenz mit sich bringt, besteht also auch die Gefahr, dass durch sie Fehlinformationen verbreitet werden.

Grundlegend herrscht unter den MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern große Sorge, dass die Künstliche Intelligenz missbraucht werden könnte. 87 haben das angegeben. Lediglich elf Prozent machen sich darüber eher wenig oder keine Sorgen.

Rund acht von zehn MDRfragt-Mitglieder, die an der Befragung teilgenommen haben, befürchten, dass mit Hilfe künstlich erstellter Texte Missbrauch betrieben werden könnte. Noch größer ist die Sorge, dass das mit Hilfe künstlich erstellter Fotos und Videos geschehen könnte.

Sorge vor Missbrauch im Bereich KI
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Welche konkreten Befürchtungen die MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer hinsichtlich der Fähigkeiten Künstlicher Intelligenz haben, schreiben sie in den Kommentaren:

Wie kann man dann noch News von Fake-News unterscheiden? Ich habe aktuell große Sorge, meinen Teenager-Kindern beizubringen, wann News hinterfragt werden sollten. Ob es sich nicht doch um Fake-News handelt. Und auch ich als Erwachsene erkenne garantiert nicht alle Fake-News.

Ulrike, 45 Jahre, Zwickau

Manipulation und Machtmissbrauch der Massen wird zum Problem werden. Menschen werden niemandem, nicht mal ihrer eigenen Wahrnehmung, mehr trauen können, was zu riesigen psychischen und zwischenmenschlichen Problemen führen wird.

Maria, 44 Jahre, Weimar

Politische Falschmeldungen können somit kursieren und zu fatalen Fehlentscheidungen führen. Man verliert zunehmend das Vertrauen in den Berichterstattungen.

Heidrun, 68 Jahre, Wartburgkreis

Weil ich befürchte, dass der Missbrauch ein breites Feld einnimmt und die Kriminalität sich sehr schnell diese KI-Programme zu Nutzen macht.

Michael, 77 Jahre, Jena
Logo MDR 5 min
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6 von 10 Befragte können Falschinformationen heute schwerer identifizieren

Einem Großteil der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern fällt es heute schon schwerer als früher, zu erkennen, ob es sich bei einer Nachricht um eine richtige oder eine falsche Information handelt. 62 Prozent haben das angegeben. Auf rund ein Drittel trifft das nicht zu.

Erkennen „Fake News“ fällt persönlich schwer
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Jeder Zweite findet die Entwicklung von ChatGPT und Co. schlecht

Zuletzt machte das auf Künstlicher Intelligenz basierende Textprogramm "ChatGPT" Schlagzeilen. Egal, ob Gedichte, Hausarbeiten, Bewerbungsschreiben, Nachrichten oder ganze Drehbücher: Programme wie "ChatGPT" verfassen mithilfe selbstlernender Computersysteme auf Knopfdruck zu jedem x-beliebigen Thema und Anlass passgenaue Texte, die sich oft nur schwer von durch Menschen verfasste Texte unterscheiden lassen. Ihre Informationen holen die KI-Systeme aus dem Internet. Jeder kann die Programme derzeit online kostenlos nutzen. 

Die Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder, die an der Befragung teilgenommen haben, finden diese Entwicklung von KI-basierten Textprogrammen negativ. Etwa ein Drittel bewertet sie hingegen als positiv.

KI-basierte Textprogramme - Entwicklung
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Die MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer haben uns geschrieben, warum sie Künstliche Intelligenz befürworten bzw. ablehnen:

Das bedeutet aus meiner Sicht einen riesigen Sprung für die Menschheit, wenn diese Quellen von 'KI-Weisheit' offen jedem Menschen zur Verfügung stehen. Jeder hat nun einen potentiellen persönlichen Berater zu jeder möglichen Lebenslage in der Tasche. Und beide Seiten werden durch die Interaktion schlauer – ein Engelskreis.

Oliver, 39 Jahre, Meißen

Ich habe ChatGPT schon ausprobiert und finde es eine geniale Sache.

Sibylle, 62 Jahre, Magdeburg

Ich bin hin- und her gerissen, ich benutze ChatGPT ab und an und bin fasziniert und erschrocken zugleich. Ich glaube, wir spielen mit Dingen, die wir nicht beherrschen können in Zukunft und ich fürchte, wir können das schon jetzt nicht mehr aufhalten.

Sylvia, 56 Jahre, Vogtlandkreis

Dass dies im jetzigen Wirtschaftssystem als etwas Negatives auftritt, weil Arbeitsplätze verloren gehen, da diese nicht mehr gebraucht werden, ist das eigentliche Problem.

Erik, 23 Jahre, Landkreis Leipzig

Irgendwie beängstigend, weil die künftige Entwicklung nicht abschätzbar ist.

Grit, 55 Jahre, Magdeburg

9 von 10 Befragte besorgt wegen möglicher Cyberangriffe

Mit der zunehmenden Digitalisierung wächst auch die Gefahr von Cyberangriffen. Der großen Mehrheit der Befragten treibt das Sorgenfalten auf die Stirn. 90 Prozent haben angegeben, dass ihnen mögliche Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen Sorgen bereiten.

Sorge vor Cyberangriffen als Kriegswaffe
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Die Hälfte sorgt sich beim Surfen vor Kriminellen

Die persönlichen Erfahrungen der Befragten im Online-Bereich zeigen zweierlei: Zwar fühlen sich zwei Drittel beim Surfen im Netz sicher, dennoch schwingt bei der Mehrheit (52 Prozent) auch die Sorge mit, im Internet möglicherweise Opfer von Kriminellen zu werden. Diese Sorge teilen 46 Prozent hingegen nicht.

Angst vor Bestellung von Waren durch Dritte am größten

Konkret sorgen sich die Befragungsteilnehmenden am meisten davor, dass Waren durch Dritte auf ihre Kosten bestellt werden könnten. 67 Prozent haben das angegeben. Sechs von zehn haben aber auch Sorge, dass ihre Onlinebanking-Zugangsdaten ergaunert und so ihre Bankkonten geplündert werden könnten. Genauso viele haben Angst, dass ihre Kreditkartendaten durch das Hacken von Kundendatenbanken von Onlinehändlern missbraucht werden könnten.

Sorge vor Internetkriminalität
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Über ihre persönlichen Erfahrungen mit Kriminalität im Netz berichten die MDRfragt-Mitglieder in den Kommentaren:

Einmal auf einen Fake-Onlineshop hereingefallen, der die perfekte Werbung für mich hatte. Zum Glück nur 20 Euro. Eine heilsame Erfahrung! Ich bin jetzt noch vorsichtiger, hätte aber auch schon früher bei größeren Beträgen länger nach Erfahrungswerten recherchiert.

Katharina, 40 Jahre, Erfurt

Ja, beim Verkauf eines gebrauchten Handys hat man mich übers Ohr gehauen. Das Handy musste als Paket nach Belgien geschickt werden und Geld habe ich keins bekommen.

Olaf, 62 Jahre, Altenburger Land

Auf meinem Laptop erschien ein Bild, wie ich davor sitze und die Aufforderung 100 Euro für eine Play-Store-Karte zu zahlen, seitdem sind meine Kameras zugeklebt.

Falko, 50 Jahre, Nordsachsen

Ja, es wurden schon mal Kreditkartendaten gehackt, aber daran war ich auch selbst Schuld. Von unseriösen Webseiten sollte man einfach die Finger lassen.

Susanne, 47 Jahre, Weimar

Wunsch nach mehr Regulierung im Netz durch Politik

Unter den Befragten gibt es einen großen Wunsch danach, dass die Politik das Internet in Bezug auf Datensicherheit, Cyberkriminalität, Fake-News und Online-Mobbing stärker regulieren sollte. 78 Prozent befürworten das. 16 Prozent teilen diesen Wunsch hingegen nicht.

Wunsch nach mehr Regulierung im Internet
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Mehr aktuelle Inhalte zu Künstlicher Intelligenz

Über die Befragung Die Befragung vom 14.04. - 17.04.2023 stand unter der Überschrift:

Künstliche Intelligenz - Fluch oder Segen?

Insgesamt sind bei MDRfragt 65.388 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 17.04.2023, 16.00 Uhr).

20.533 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 223 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 2.489 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 8.335 Teilnehmende
65+: 9.486 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 10.678 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 4.978 (24 Prozent)
Thüringen: 4.877 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 8.638 (42 Prozent)
Männlich: 11.840 (58 Prozent)
Divers: 55 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Nachrichten

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Dieses Thema im Programm: Das Erste | Tagesschau24 | 20. April 2023 | 11:15 Uhr