MDRfragt Jugendkriminalität: Große Mehrheit fordert mehr Sozialarbeit
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30. Januar 2023, 05:00 Uhr
Spätestens seit der Silvesternacht sind die Themen Jugendgewalt und Jugendkriminalität wieder in der Diskussion. Um diese einzudämmen, fordern die MDRfragt-Teilnehmenden, dass mehr in Sozialarbeit investiert werden sollte. Das ist das Ergebnis der nicht repräsentativen, aber gewichteten Befragung von MDRfragt unter rund 26.000 Menschen aus Mitteldeutschland.
Die deutliche Mehrheit der Befragungsteilnehmenden wünscht sich mehr Sozialarbeit, um gegen Jugendgewalt und Jugendkriminalität vorzugehen. Konkret finden 86 Prozent mehr Sozialarbeit an Schulen sinnvoll. Fast ebenso viele – 87 Prozent – halten das auch außerhalb von Schulen für sinnvoll.
Warum sie mehr Sozialarbeit befürworten, erklären die MDRfragt-Mitglieder in den Kommentaren:
Ein Teil dieser Entwicklung kommt aus den Familien. Da müsste nach der Problematik geschaut werden, wie z.B. soziales Umfeld, Migrationshintergrund, Gewalt oder Suchtmittel in den Familien. Allein mit Strafen wird das Problem nicht an der Wurzel gelöst.
Die Jugendlichen sollten nicht mit bereits im Gefängnis lebenden Straftätern zusammengesteckt werden, sondern eher so was wie Sozialcamps durchlaufen und Sozialstunden ableisten als Wiedergutmachung. Im Knast lernen sie nur noch mehr Blödsinn.
Es gibt aber auch Befragte, die mehr Sozialarbeit nichts abgewinnen können:
Viele Jugendliche sind an Sozialarbeit etc. überhaupt nicht interessiert, lachen über Polizei und Streetworker. Sie wollen ihr Verhalten nicht ändern, letztendlich helfen wohl nur drakonische Strafen.
Die Jugend braucht Grenzen aufgezeigt und etwas Druck vermittelt. Dieser Schmusekurs gegenüber allen unwilligen, gewalttätigen, ziellosen Jugendlichen führt nur dazu, dass der Staat und seine Organe nicht mehr respektiert werden. Gewalttätiges und gesetzeswidriges Verhalten darf nie folgenlos und straffrei bleiben.
Ein Viertel hat persönliche Erfahrung mit Jugendkriminalität
Selbst schon Erfahrungen mit Gewalt oder Kriminalität durch Kinder oder Jugendliche hat rund ein Viertel der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer gemacht. Für den Großteil – 67 Prozent – trifft dies jedoch nicht zu.
Mehrheit hält Verschärfung des Jugendstrafrechts für sinnvoll
Potenzielle Maßnahmen, um die Jugendkriminalität einzudämmen – wie die Verschärfung des Jugendstrafgesetzes und die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters – treffen bei den MDRfragt-Teilnehmenden auf große Zustimmung. So sprechen sich 86 Prozent für härtere Strafen für jugendliche Straftäter aus. 71 Prozent sind dafür, das Alter für die Strafmündigkeit auf unter 14 Jahre zu setzen.
Unterschiede zeigen sich hier zwischen den Befragten mit und ohne minderjährigen Kindern. Während sich 63 Prozent der Eltern für die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters aussprechen, sind es bei den Befragungsteilnehmenden ohne Kinder deutlich mehr – und zwar 74 Prozent.
Welche Vorschläge sie zur Begrenzung der Jugendkriminalität außerdem haben, schreiben die MDRfragt-Teilnehmenden in den Kommentaren:
Gewaltprävention schon von Kita an. Und ja, Bestrafungen durch die Schule wie z.B. in der Pause unter Aufsicht Müll aufsammeln lassen, Hausarbeiten über Gewalt und Kriminalität, bei öffentlichen Taten auch öffentliche Entschuldigungen, Besuche JVA und das alles nicht scheibchenweise, sondern konsequent.
Ich bin ein absoluter Befürworter des sozialen Pflichtjahres zwischen Abi und Studium. Aus Erfahrung mit den eigenen Kindern finde ich, dass soziale Arbeit, egal auf welchem Gebiet, ungeheuer zur Reifung junger Menschen beiträgt.
Über diese Befragung
Die Befragung vom 16.01. - 19.01.2023 stand unter der Überschrift:
Arzneimittelknappheit: Reale Gefahr oder Panikmache?
Darin haben wir auch Fragen zum Thema Jugendkriminalität gestellt.
Insgesamt sind bei MDRfragt 63.157 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 19.01.2023, 12.30 Uhr).
26.182 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 282 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.582 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 11.047 Teilnehmende
65+: 11.271 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 13.429 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.405 (24 Prozent)
Thüringen: 6.348 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 12.190 (47 Prozent)
Männlich: 13.933 (53 Prozent)
Divers: 59 (0,2 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Fakt ist! | 30. Januar 2023 | 22:10 Uhr