MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland Mehr als zwei Drittel wünschen sich mehr gesellschaftliche Beachtung für Kinder
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01. Juni 2021, 05:00 Uhr
Kinder sollten mehr Beachtung und Wertschätzung in der Gesellschaft erfahren - dieser Meinung ist die Mehrheit bei einer aktuellen Befragung zum Kindertag. Rund 23.000 Mitglieder von MDRfragt haben sich daran beteiligt. Zum Thema Kinderfreundlichkeit in Deutschland ist die Meinung indes gespalten.
Welchen Stellenwert haben Kinder in unserer Gesellschaft? Wenn es nach der Meinung der MDRfragt-Gemeinschaft geht, dann ist er noch ausbaufähig. 67 Prozent sind der Ansicht, die Kleinsten sollten mehr Beachtung und Wertschätzung erfahren. 31 Prozent finden ihn dagegen angemessen.
Viele MDRfragt-Mitglieder haben uns in Kommentaren geschrieben, wo sie Nachholbedarf sehen:
Es ist ein verständnisvoller und wohlwollender Blick auf Kinder nötig. Sie werden zumeist nur als Störfaktor und Unruhestifter wahrgenommen und sollen funktionieren.
Kinder müssen besser vor Gewalt geschützt werden. Zudem sind die Interessen der Kinder besser in politische Entscheidungen einzubeziehen.
Kinder sollten oft mehr gesehen werden. Vor allem immer dann, wenn es um deren Zukunft geht. Beim Bau von Kitas, Schulen, Spielplätzen. Die Gemeinden und Städte müssen kinderfreundlicher werden.
Wir brauchen mehr Zeit für Kinder und das Bewusstsein, dass Kinder uns brauchen und nicht immer neuere und teurere Handys und Spielkonsolen.
Einige haben sich aber auch kritisch über den Umgang mit Kindern geäußert:
Kinder werden heutzutage verwöhnt und in Watte gepackt. Bei jedem Bisschen kommt gleich der Rettungsdienst oder der Rechtsanwalt. Schlimm!
Die aktuell sehr starke Kindzentriertheit unserer Gesellschaft halte ich für wenig förderlich für die kommenden Generationen.
Kinder sind unsere Zukunft, aber man sollte mehr auf Disziplin, Ordnung und Verantwortung achten.
Besonders deutlich vertreten ist die Meinung, dass Kinder mehr Beachtung und Wertschätzung erfahren sollten, bei denjenigen, die derzeit selbst ein Kind im minderjährigen Alter haben, und bei den 16- bis 18-jährigen MDRfragt-Mitgliedern: Sie stimmen dieser Aussage zu 80 bzw. zu 77 Prozent zu. Bei denjenigen, die selbst Großeltern sind, ist die Zustimmung geringer ausgeprägt.
Gespaltene Meinung zum Thema Kinderfreundlichkeit
Bei der Frage, ob Deutschland ein kinderfreundliches Land ist, ist die MDRfragt-Gemeinschaft gespaltener Meinung: 50 Prozent stimmen dieser Aussage zu, 49 Prozent nicht.
Deutlicher fällt die Antwort bei den Eltern, die bei der Befragung mitgemacht haben, aus: Sie sind zum Großteil (59 %) der Meinung, Deutschland ist nicht kinderfreundlich. Bei den Großeltern sind es dagegen nur 48 Prozent.
Deutliche Mehrheit befürchtet langfristige Prägung der Kinder durch Corona
In den vergangenen Monaten ist der Stellenwert von Kindern und Jugendlichen in der Gesellschaft immer wieder diskutiert worden, vor allem im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf die junge Generation. Acht von zehn MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern befürchten, dass die Pandemiezeit die Kinder von heute langfristig prägen wird.
Diese Sorge tragen mehr Frauen (84 %) als Männer (75 %), die sich an der Befragung beteiligt haben. Einige haben uns ihre Meinung in Kommentaren gespiegelt:
Es ist auf alle Fälle eine Lebenserfahrung - keine Schule zu haben und sich dann wieder auf Schule zu freuen bzw. zu spüren, wie wichtig Freunde und soziale Kontakte sind.
Kommt drauf an, wie es dem einzelnen Kind geht. Kinder, die auch zuhause gefordert und liebevoll behandelt werden, werden weniger geprägt werden, als solche, denen es, ganz allgemein gesagt, schlecht geht zuhause.
Vor allem die Lerndefizite werden die Kinder merken. Den Umgang miteinander lernen sie schnell wieder.
Über diese Befragung
Die Befragung vom 30.04.-10.05.2021 stand unter der Überschrift: "Familienleben in Deutschland - klassische Erziehungsregeln oder neue Wege des Miteinanders?"
An der Befragung haben 22.747 Menschen teilgenommen. Aktuell sind bei MDRfragt 43.914 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angemeldet.
Davon…
Eltern mind. eines minderjährigen Kindes: 4.527 (20 Prozent)
Großeltern mind. eines minderjährigen Kindes: 11.405 (50 Prozent)
Nahestehende, enge Kontaktperson mind. eines minderjährigen Kindes: 3.895 (17 Prozent)
Beruflich bedingt enge Kontaktperson mind. eines minderjährigen Kindes: 2.157 (9 Prozent)
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 30 Jahre: 398 Teilnehmende
31 bis 50 Jahre: 4.164 Teilnehmende
51 bis 64 Jahre: 9.340 Teilnehmende
65+: 8.845 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 11.492 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.840 (26 Prozent)
Thüringen: 5.415 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 55 Prozent
Weiblich: 45 Prozent
Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.
Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.
Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 01. Juni 2021 | 16:00 Uhr