Sänger über die schlimmste Zeit seines Lebens Howard Carpendale ungewohnt offen: "Ich hatte keine Gefühle mehr. Ich war tot."
Hauptinhalt
08. Januar 2024, 16:52 Uhr
Howard Capendale war Rugby-Spieler, Kugelstoßer, auf der Bühne versprüht er Lockerheit, Sicherheit. Doch der Sänger hat eine Zeit durchlebt, in der er nichts mehr gefühlt hat, nach seinen Worten "tot" war. Im Interview mit der "Zeit" hat der 77-Jährige ungewohnt offen über die dunkelste Etappe seines Lebens gesprochen.
Eigentlich wollte Howard Carpendale Profi-Sportler werden, ging deshalb 1966 nach England. Um Geld zu verdienen, sang er nebenbei in einer Bar. Vier Jahre später gewann er den Deutschen Schlagerwettbewerb. Mit Hits wie "Hello again" oder "Du fängst den Wind niemals ein" feierte er seine größten Erfolge. 2003 kündigte er seinen Rückzug aus dem Musikbusiness an, wollte sich neuen Aufgaben widmen. Dazu kam es jedoch nicht, der schier endlose Kampf gegen die Alkohol-Sucht seiner Frau ging weiter. 2006 brach Howard Carpendale zusammen. Der einstige Leistungssportler, so Carpendale, habe nur noch dagesessen und an die Wand gestarrt, tagelang.
Ich hatte keine Gefühle mehr. Ich war tot. Kein Glück, keine Trauer.
Seiner Depression vorangegangen waren Jahre des verzweifelten Kampfes gegen die Alkoholabhängigkeit seiner Frau Donnice. Resümierend sagt Howard: "Meine Frau Donnice und ich haben höllische Krisensituationen durchgemacht. Ich halte es für die größte Leistung meines Lebens, das durchgehalten zu haben."
Schließlich holte Wayne Carpendale seinen Vater nach Deutschland, in einer Klinik in Bayern erholte sich der Sänger. 2007 kehrte er zurück auf die Bühne, gab zehn Konzerte in Deutschland und veröffentlichte ein neues Album. Auch Donnice holte er nach, zunächst jedoch hatte der Alkohol sie weiter fest im Griff. Erst ein Entzug 2016 in Memmingen half Donnice Pierce, trocken zu werden. Seitdem, so Howard, habe Donnice keinen Schluck Alkohol mehr getrunken. 2018 heiraten die beiden, das hatten sie sich versprochen.
Über die Alkoholsucht seiner Frau sagt Howard Capendale, dass sie keine Partytrinkerin gewesen sei, sondern sich habe betäuben wollen. Möglicherweise nicht ganz ohne seine Schuld. Er habe eine Affäre gehabt, die ziemlich ernst gewesen sei. Donnice habe zudem eine sehr schwere Kindheit gehabt, habe bei 32 Pflegeeltern gelebt. Sie sei nur herumgeschubst worden, drei Monate hier, drei da. Bis heute sage sie, dass er der einzige Mensch sei, dem sie wirklich vertraue.