Auf der Suche nach dem großen Ruhm Trash-TV als Karrieresprungbrett
Hauptinhalt
16. Februar 2023, 07:00 Uhr
Es ist soweit - viele Fans haben gespannt gewartet: Heute startet die neue Staffel "GNTM" (oder für alle, die mit den Abkürzungen des Trash-TV nichts anzufangen wissen: "Germany's Next Topmodel")! Aber was ist Trash-TV überhaupt? Und kann man mit der Teilnahme wirklich erfolgreich werden?
Im deutschen Fernsehen wird gesucht: der Superstar, das Topmodel, die Dschungelkönigin und nicht zuletzt natürlich die große Liebe. Am Ende gibt's meist einen großen Gewinner oder eine Gewinnerin. Aber auch die Kandidatinnen und Kandidaten, die es nicht zum Sieg schaffen, können sich über mediale Aufmerksamkeit freuen.
Heute Abend ist Staffel-Start der erfolgreichen Casting-Show "Germany's Next Topmodel". Bereits zum 18. Mal sucht Heidi Klum ein Nachwuchsmodel. Dieses muss sich gegen 28 Konkurrentinnen durchsetzen und den Ansprüchen der Jury gerecht werden. Man setzt auf Druck, Challenges und vor allem das große Drama. Am Ende winkt der vermeintlich internationale Erfolg im Model-Business und nicht zuletzt die Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken.
Höchstes Ziel Dschungelcamp?
Aber was steckt eigentlich hinter Formaten wie "Germany's Next Topmodel"? Um die Jahrtausendwende herum hielten beliebte Castingshows - meist nach amerikanischem Vorbild - Einzug in die deutsche Fernsehlandschaft. Es wurde nach Talenten aller Bereiche gesucht: Model-Qualitäten, großartige Sängerinnen oder herausragende Tänzer. Parallel wurden auch Reality-Formate immer beliebter. Ob Spieleshows wie "Big Brother" oder Dating-Serien wie "Der Bachelor": das sogenannte Trash-TV boomt seit Beginn der 2000er Jahre.
Das Ziel dieser Shows ist klar: Neben einem Gewinn - sei es Geld, ein Platten- oder Kooperationsvertrag oder die vermeintlich große Liebe - winkt vor allem die Aufmerksamkeit in den Medien. Vor allem mit Zunahme der sozialen Netzwerke und Online-Boulevardblätter können die Kandidatinnen und Kandidaten ihre ganz persönliche Mediengeschichte schreiben. Talent steht dabei erst einmal an zweiter Stelle.
Häufig werden Personen, die an Trash-TV-Shows teilnehmen, zu Stars. Aber Achtung: Dies sind nicht automatisch diejenigen, die die größte Authentizität widerspiegeln. Oft ist der meiste Erfolg denen vorbehalten, die in der Show polarisieren, Zickenkriege anzetteln oder aber mit einem persönlichen Schicksal berühren wollen. Die Macherinnen und Macher der Shows inszenieren - häufig erst im Schnitt - Dramen, indem sie auf stereotype Rollenbilder setzen.
Einige der Teilnehmenden leben schließlich sogar davon, von einer Reality-Show zur nächsten zu springen. Schließlich gibt es in den meisten Fällen eine Aufwandsentschädigung. Zwischendurch finanzieren sie ihren Lebensunterhalt als Influencer in sozialen Netzwerken. Egal, wo man sie kennengelernt hat: Die meisten Z-Promis trifft man nach einigen Jahren der medialen Durststrecke im RTL-Format "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" - besser bekannt als das Dschungelcamp - wieder.
Wie viel "Reality" steckt in Reality-Shows?
Castingshows, Reality-Shows, Datingshows: Eine Bezeichnung für all diese Formate, die sich in den letzten Jahren etablieren konnte, ist Trash-TV. Trash ist englisch und bedeutet übersetzt "Müll".
Warum aber schauen wir uns immer wieder "Müll" an? Über die Nutzungsmotive lässt sich sicher streiten. Wo einige von uns einen unterhaltsamen Mädelsabend planen, möchten andere einfach nur Woche für Woche auf dem Schulhof oder in Büro-Gesprächen mitreden können. Vor allem Heranwachsende finden in Reality-Formaten auch Orientierung. Damit sind die Formate seit Jahren Teil der Identitätsbildung vieler Jugendlicher. Die Vorbildfunktion der vermeintlichen "Stars" birgt daher auch Risiken.
Die verschiedenen Trash-TV-Formate werden in den letzten Jahren zunehmend auch dem Genre "Dokutainment" zugeordnet.
Was ist Dokutainment? "Dokutainment" setzt sich zusammen aus "Dokumentation" und "Entertainment". Reality-Formate bedienen sich häufig an Stilmitteln aus Dokumentationen. Im Trash-TV sind das meist Einspieler oder Interviews, in denen die Protagonistinnen und Protagonisten der Show vorgestellt werden und selbst etwas zu ihrer Person sagen können. Natürlich haben Interviews in Reality- und Castingshows aber auch einen gewissen Entertainmentfaktor.
Die verschiedenen Dokutainment-Formate unterscheiden sich in vielen Merkmalen grundlegend. Bei Casting- und Spieleshows geht es eindeutig ums Gewinnen. Klar ist auch, dass die Teilnehmenden in Datingshows die große Liebe finden wollen. Bliebe noch zu klären, was es mit Scripted Reality, Reality-Shows und Doku-Soaps auf sich hat.
Was ist Scripted Reality?
Laienschauspieler und dokumentarischer Stil: Bei Scripted-Reality-Formaten gibt es ein Drehbuch, welches aber "wirklichkeitsnah" geschrieben ist und somit Alltagssituationen darstellen soll. Beispiele für Scripted Reality sind "Die Trovatos - Detektive decken auf" oder "Berlin - Tag und Nacht".
Was ist eine Reality-Show?
In einer Reality-Show werden die Kandidatinnen und Kandidaten einer unnatürlichen Situation ausgesetzt. Beispiele sind etwa Shows wie "Ich bin ein Star, holt mich hier raus", wo die Teilnehmenden im australischen Dschungel auf engstem Raum zusammenleben, oder "Big Brother", wo die Kandidaten in einem Container "eingesperrt" sind.
Auf engstem Raum zusammenleben ist allerdings das Motto der meisten Reality-Formate. Sonst würde es wohl zu wenig Anlass für Eifersuchtswahn, Machogehabe und dicke Luft geben.
Was ist eine Doku-Soap?
Eine Doku-Soap bedient sich der Genres "Dokumentation" und "Soap-Opera". Es werden reale Personen oder Sachverhalte dargestellt. Dabei fließen auch dramaturgische Mittel aus Soaps ein. Doku-Soaps bieten ein hohes Identifikationspotenzial für die Zuschauenden, da sich die Handlungen oft an ihrem Alltag orientieren. Beispiele sind "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" oder "Elefant, Tiger & Co.".
Mitteldeutsche Trash-TV-Stars
Auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen findet sich der ein oder andere ehemalige Teilnehmende einer Casting- oder Reality-Show. Wir präsentieren hier ein paar bekannte Gesichter:
Ob "Germany's Next Topmodel" in diesem Jahr aus Mitteldeutschland kommt? Nun, wir können zumindest hoffen: Slata (19) aus Leipzig und Indira (20) aus Magdeburg wollen ihr Können auf dem Laufsteg präsentieren und sich so zum großen Durchbruch modeln.