Ein Auszug aus dem Gespräch mit... Prof. Dr. Tobias Rothmund
Hauptinhalt
22. November 2019, 13:39 Uhr
Wir befragen Prof. Dr. Tobias Rothmund, Professor für politische Psychologie an der Schiller-Universität in Jena, was unter Polarisierung und Fragmentierung öffentlicher Kommunikation zu verstehen ist und wie der aktuelle Stand der Forschung zu diesem Thema ist.
Also ein Phänomen, was in dem Zusammenhang diskutiert wird, ist natürlich Polarisierung und Fragmentierung.
Fragmentierung beschreibt im Prinzip eine Situation, in der die Öffentlichkeit sich in sehr viele Einzelteile zerlegt. Diese Einzelteile werden häufig auch als Echokammern und Filterblasen bezeichnet. Das heißt, sie sind Kommunikationsräume, in denen sich ein Teil der Bevölkerung der Öffentlichkeit trifft und austauscht.
Zwischen diesen Fragmenten gibt es aber wenig Berührungspunkte. Die Forschung dazu ist noch nicht so eindeutig. Wir sehen nämlich auch, dass in sozialen Netzwerken Menschen in Kontakt kommen mit Andersartigkeit, zum Beispiel durch sogenannte "Weak Ties", also schwache Verbindungen. Das heißt, wir sind in sozialen Netzwerken mit entfernten Bekannten verbunden mit Menschen, mit denen wir schon lange nicht mehr in Kontakt waren. Und über diese Wege wird man immer wieder auch konfrontiert mit Andersartigkeit und mit anderen Positionen. Das heißt, die Idee dieser Fragmentierung die ist zwar existent und stellt eine potenzielle Bedrohung für unsere Gesellschaft dar. Aber die empirische Forschungslage ist noch nicht so eindeutig, dass man sagen könnte: ja, wir sehen tatsächlich eine solche Entwicklung.