Metaversum – die Verschmelzung von Realität und Virtualität "Es wird nicht die schöne neue Welt"
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03. April 2023, 11:37 Uhr
Was ist das Metaverse und was erwartet uns im grenzenlosen digitalen Raum? Als Experte für Virtuelle Welten und Digitale Spiele verfolgt Prof. Dr. Wolfgang Broll die Visionen und Entwicklungen, die für uns eines Tages den Traum vom Metaversum real werden lassen. Er verrät, was uns erwartet, wenn Realität und Virtualität grenzenlos miteinander verschmelzen und nimmt uns mit auf eine Reise ins zukünftige Metaverse.
Der Begriff Metaverse ist längst schon im Mainstream angekommen – obwohl das Metaversum, so wie es einmal werden soll, noch gar nicht existiert.
Wenn Unternehmen wie Microsoft, Facebook beziehungsweise sein Mutterkonzern Meta, Spielehersteller oder andere große Konzerne über das Metaverse reden, bekommt man eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie man wohl einst in den 70ern und 80ern wild zum Internet spekuliert haben muss. Denn noch steckt das Vorhaben Metaversum in den Kinderschuhen – auch wenn Anwendungen mit Virtual Reality- (VR) und Augmented Reality- (AR) Technik bereits heute im Sport- Kultur-, Bildungs- und vor allem im Gamingbereich überzeugen können.
Der Hauch virtueller Freiheit, der dort mitschwingt, kennt jedoch klare Grenzen. Dabei sind Grenzen genau das, was das Metaversum nicht mehr haben wird. Vielmehr erwartet uns in der Zukunft die nahtlose Verschmelzung von Virtualität und Realität, in der jeder von uns ein aktiver Teil sein kann. Und all das funktioniert komplett dezentral und geräteunabhängig. Allerdings ist das noch Wunschdenken: Alle derzeitigen Annäherungen sind somit noch nicht genügend ausgereift für die Schaffung eines Metaversums.
Bevor wir also unsere Avatare auf die nächste Evolutionsstufe des Internets aussenden können, wollen wir an dieser Stelle schon einmal genauer wissen, wofür das Metaversum steht, welche Bedeutung es haben wird und wie es um die Gefahren und Möglichkeiten bestellt ist, die uns dort erwarten.
Als Experte für Virtuelle Welten und Digitale Spiele an der Technischen Universität Ilmenau verfolgt Prof. Dr. Wolfgang Broll die Visionen und Entwicklungen um das zukünftige Metaversum und erschafft parallel eigene virtuelle Welten. Seit seinem Studium entwickelt er zukunftsorientierte Lösungen, die uns der immer realer werdenden Idee vom Leben im grenzenlosen digitalen Raum einen Schritt näherbringen.
Im Interview wagen wir mit Prof. Dr. Wolfgang Broll schon heute einen Blick ins zukünftige Metaversum.
Woher stammt der Begriff Metaversum?
Der Begriff Metaverse entspringt dem Science-Fiction-Roman "Snow Crash" von Neal Stephenson aus dem Jahr 1992. Darin beschreibt der Autor eine computergenerierte virtuelle Welt, die in einer nicht allzu fernen Zukunft existiert und in der die Protagonisten versuchen, als Avatare ihren Status im Metaverse durch technisches Wissen oder Mitgliedschaften in bestimmten Clubs zu heben. Zudem spinnt sich die Handlung um eine Droge namens Snow Crash, die ein Computervirus ist, der auch Menschen befallen kann.
Metaversum (englisches Pendant: Metaverse), setzt sich aus den Wörtern "Meta" (Jenseits) und "Universum" zusammen. Beim Metaversum handelt es sich nicht ausschließlich um Spielewelten, sondern um reale Räume, die über das Internet – etwa in Form eines Webbrowsers – betreten werden können. Allerdings befindet sich das Metaverse noch in der Entwicklung. Das Vorhaben, ein Metaversum zu erschaffen, gibt es bereits seit den 1980er-Jahren.
MEDIEN360G: Herr Prof. Dr. Broll, um das virtuelle Konstrukt Metaverse einmal "greifbarer" oder auch begreifbar zu machen: Was ist Metaversum?
Prof. Dr. Wolfgang Broll: Da geht’s ja schon los. (lacht) Es gibt selbstverständlich unterschiedliche Ansätze. Die einen sagen: Das ist eine umfassende Form einer globalen virtuellen Welt. Ich persönlich würde es eher so sehen, dass es ein umfassendes Verschmelzen unserer Realität mit der Virtualität ist. Das heißt also: Es gibt die Realität und daneben die Virtualität mit potenziell erst einmal allem, was es auch in der Realität gibt. Unsere Realität wird es damit in einer fast nicht zu unterscheidenden Form, quasi in Form einer virtuellen Kopie geben.
Dieser sogenannte "digitale Zwilling" wird nur ein Teil des Metaversums sein, d.h. es wird nicht darauf beschränkt sein. Denn es wird in der Virtualität noch viel mehr geben. Und dieser Übergang von "wir sind jetzt hier im Realen" und "wir sind dann im Virtuellen" wird im Metaversum verschwinden – beides wird miteinander verschmelzen. Das ist meiner Meinung der eigentliche "Meta"-Aspekt daran.
Was man auch immer wieder hört, ist, dass Leute sagen: Das Metaversum ist das Internet 2.0. Das vereinfacht das Ganze vielleicht zu sehr und ist auch ein wenig unpräzise. Das Metaversum wird selbstverständlich letztendlich auch auf dem Internet aufsetzen, das ist ganz klar eine Voraussetzung dafür. Aber es ist vielmehr ein zukünftiger Service auf Basis des Internets. Daher würde ich eher sagen: Es ist die nächste Generation des Word Wide Web, das heißt, eine neue Applikation, wo alles miteinander vernetzt, aber nicht primär auf Text, sondern auf einer virtuellen Welt basiert.
MEDIEN360G: Wie kann man sich das genau vorstellen?
Prof. Dr. Wolfgang Broll: Virtual Reality oder virtuelle Welten sind ja nicht wirklich etwas Neues. Die gibt es, wenn ich jetzt auf Ivan Sutherland zurückblicke, seit mehr als 55 Jahren. Das Entscheidende beim Metaversum ist, dass es hier keine isolierten Anwendungen mehr geben wird. Dass ich nicht mehr von einer Applikation aus starte und mich dann dort auch mit anderen treffe – was wir ja heute bereits mit VR-Welten auf Basis von AltspaceVR, VRChat, Mozilla Hubs und Horizon Worlds sehen. Und das gab es auch früher schon. Manche erinnern sich vielleicht noch an Second Live.
Das Entscheidende war immer – und das ist auch heute noch so: Es ist jeweils auf eine Applikation beschränkt. Ich kann nicht einfach mal sagen, ich bin jetzt hier und gehe – so wie ich das im Web kann – über einen Link auf eine andere Seite von jemand anderen, auf der mir ein völlig neues Umfeld und andere Inhalte zur Verfügung gestellt werden – also Seiten, die nichts miteinander zu tun haben, außer dieser Verlinkung. Diese Verbindung haben wir in einer virtuellen – in einer künstlichen, dreidimensionalen Welt noch nicht. Und das ist das, was das Metaversum auf der virtuellen Seite ausmacht: dass irgendwann in der Zukunft alles miteinander vernetzt sein wird. – Und auf der anderen Seite ist das Ganze wiederum vernetzt mit der Realität.
Das heißt auch, dass alle Personen sowohl real als auch virtuell sind: Jeder hat sein virtuelles Abbild oder vielleicht sogar mehrere virtuelle Abbilder und kann, wo immer er sich befindet, zu einem Meeting dann real oder virtuell gehen. – Das sehen wir ja auch heute schon bei unseren Videomeetings. Zunehmend spielt es nicht mehr eine so große Rolle, ob ich mich da jetzt in persona oder online treffe. Das wird mit dem Metaversum noch weniger wichtig, weil es da wirklich egal ist, ob ich in der Realität oder in der Virtualität bin und einen Ort oder ein Meeting als Avatar oder als reale Person besuche. Das Ganze ist ja miteinander verschmolzen.
MEDIEN360G: Lassen Sie uns doch mal an Ihren Erfahrungen mit virtuellen Welten teilhaben. An welcher Art von Metaversum arbeiten Sie denn gerade?
Prof. Dr. Wolfgang Broll: Vielleicht ein schönes Beispiel: Wir haben aktuell ein vom Land Thüringen gefördertes Projekt, zusammen mit der Bauhausuniversität in Weimar das heißt "MetaReal". Das ist letztlich so ein Beispiel-Metaversum. Dabei geht es eigentlich um ein virtuelles Wikipedia. Es bietet die Möglichkeit, sich an bestimmten Orten zu treffen – sowohl für Leute, die in der Realität diese Orte besuchen als auch für die, die sich in einer VR-Umgebung, in einer virtuellen Welt, befinden. Sie alle können gleichzeitig an einem Ort sein. Das Schöne ist einfach: Sie treffen sich dort auch. Sie sind tatsächlich gemeinsam an diesem Ort, obwohl die einen real dort sind und die anderen nur virtuell.
Die virtuellen Nutzer sehen also die Avatare der Personen, die sich real vor Ort befinden. – Und umgekehrt haben die Leute, die real vor Ort sind dann zum Beispiel über Augmented Reality (AR) die Möglichkeit, die virtuellen Besucher dieses Ortes ebenfalls zu sehen. Sie können mit ihnen kommunizieren, beispielsweise dort auch Dinge ausprobieren und diesen Ort gemeinsam erleben. Und das ist ja eigentlich genau das, was man sich von dem Metaversum in Zukunft letztendlich überall erhofft: Dass man die Möglichkeit hat, quasi wirklich fließend zwischen Realität und Virtualität hin und her zu wechseln und natürlich in der Virtualität – in der man, wie gesagt, keine Grenzen hat –, darüber hinaus noch Orte zu kreieren und sich an diese zu begeben, die es in der Realität nie geben kann und die es nie geben wird.
Ich weiß letztendlich unter Umständen nicht mehr unbedingt bei meinem Gegenüber: Ist es denn jetzt tatsächlich diese Person oder ein Avatar dieser Person oder ist es vielleicht nur ein Bot – irgendetwas Künstliches, was sich nur so verhält wie diese Person?
MEDIEN360G: Wenn wir über gemeinsame Erlebnisse in der Virtualität sprechen: Welche Möglichkeiten bieten sich da beispielsweise für sportlichen Aktivitäten?
Prof. Dr. Wolfgang Broll: Wenn Sie jetzt Sport ansprechen: Da gibt es in der AR-Anwendung bereits erste Ansätze, die so etwas bieten: Zum Beispiel kann ich beim Fahrradfahren einen virtuellen Mitfahrer mittels Augmented Reality gegen mich antreten lassen. Ich kann auch gegen mich selber fahren, wenn ich die Strecke öfter fahre. So etwas kann man sich selbstverständlich leicht vorstellen. Ob das jetzt aber eine andere Person ist, die sich an einem anderen Ort befindet und die man dann nur virtuell hinzugeblendet bekommt – oder ob das jetzt eine rein virtuelle, also eine künstliche Person ist –, das ist ja vollkommen offen im Metaversum. Also das ist natürlich auch so ein bisschen das Problem: Ich weiß letztendlich unter Umständen nicht mehr unbedingt bei meinem Gegenüber: Ist es denn jetzt tatsächlich diese Person oder ein Avatar dieser Person oder ist es vielleicht nur ein Bot – irgendetwas Künstliches, was sich nur so verhält wie diese Person?
Sie sehen es ja auch, wie jetzt bei ChatGPT, wie sich die Sachen im Bereich der Konversation auf Basis von KI entwickeln. Zukünftig kann ich vielleicht zu einem Meeting oder zu einem Interview wie diesem hier, einfach nur noch einen Avatar schicken, der von einem Bot gesteuert wird. Ich selber muss da überhaupt nicht mehr hingehen – und kein Mensch wird es merken. Das heißt, man weiß überhaupt nicht, wer sind die realen Leute und wer sind nur irgendwelche virtuellen Repräsentanten. Das wird auf jeden Fall noch mal eine spannende Angelegenheit.
MEDIEN360G: Da könnte man zukünftig ja vielleicht selbst auch (nur) einen Avatar von sich zum Freizeitsport oder in die Oper schicken … Womit wir bei der nächsten wichtigen Frage rund um die Visionen des Metaversums wären: Wann ist es denn so weit, dass wir unsere Avatare aussenden können?
Prof. Dr. Wolfgang Broll: Das kann man natürlich so pauschal gar nicht sagen. Es kommt auch darauf an, was erwartet man denn? In Ansätzen ist es natürlich heute schon da. Bestimmte Sachen gibt es schon. Aber es gibt auch vieles davon selbstverständlich noch nicht. Und vieles davon wird es auch in 20 Jahren noch nicht geben. Man kann da, glaube ich, nicht so eine harte Grenze festlegen. Also, was man sicherlich sagen kann: Es wird nicht so aussehen, wie wir es vielleicht aus irgendwelchen Filmen kennen. Und wenn man sich jetzt den Originalroman Snow Crash von Neal Stephenson anschaut: Auch so wird es sicherlich nicht aussehen. Auch nicht so wie in der Matrix und auch nicht wie jetzt die Werbung von Meta das momentan suggeriert. Das sind selbstverständlich alles prinzipielle Möglichkeiten, tatsächlich wird es vermutlich ganz anders werden. Man kann sich so etwas vorher nicht wirklich vorstellen bis es sich dann irgendwann etabliert hat und die Leute das entsprechend auch nutzen.
MEDIEN360G: Welche weiteren Aspekte halten Sie für absolut relevant für die Realisierung vom Metaversum?
Prof. Dr. Wolfgang Broll: Wir haben natürlich noch andere Sinne. Beispielsweise der Audiobereich – es müssen sich natürlich auch Sachen so anhören wie in der Realität –, da ist man zum Beispiel noch längst nicht so weit.
Man hat immer sehr stark den visuellen Aspekt in den Vordergrund gehoben und hat gesagt: Naja Audio, da mache ich so ein bisschen Stereo-Lautsprecher-Atmosphäre und Spezialsounds…
Audio ist ein Bereich, der aktuell gerade von den Kollegen in der TU Ilmenau stark erforscht wird – damit sich der Sound auch wirklich real anhört und ich auch wirklich den Eindruck habe, der Klang kommt von dem Gegenstand, der an dieser Stelle zu sehen ist. Aber es gibt ja noch mehr Sinne und Dinge, die wir letztendlich auch beeinflussen müssen: Geruch, Geschmack – das sind vielleicht noch die einfachen Sachen, die vielleicht nicht so wichtig sind. Aber was ist beispielsweise mit dem Gleichgewichtssinn? Ich muss ja auch das Gefühl haben, dass ich in einer virtuellen Welt bin … Auch dafür gibt es selbstverständlich Möglichkeiten. Aber hier sind wir einfach noch längst nicht so weit wie auf der visuellen Seite. Und das Wichtigste ist der haptische Aspekt: Alles, was rein virtuell ist, fühlt sich natürlich nicht so an wie in der Realität. Denn ich kann die Sachen in der Regel nicht anfassen. Ich fasse ins Leere. Und das ist selbstverständlich ein großes Problem. Solange das nicht möglich ist, kann ich einfach viele Sachen, die ich aus der Realität kenne, in der Virtualität so nicht machen. Und das Erlebnis ist auch nicht vergleichbar mit der Realität. Da fehlt einfach ein ganz wesentliches Element, was für eine solche zukünftige Welt nötig ist. Auch wenn es hier Ansätze gibt, ist es trotzdem immer noch weit von der Realität entfernt und es wird noch viele Jahre dauern, bis wir da irgendetwas haben, was ein vergleichbares Erlebnis erlauben wird.
Ich komme ja auch in der Realität nicht in jeden Club rein. Und so wird es dort selbstverständlich auch sein. Auch die negativen Aspekte der Realität wird es natürlich im Metaversum weiterhin geben. Es wird nicht die schöne neue Welt.
MEDIEN360G: Welche Grenzen, jetzt natürlich nicht virtuell gesehen, könnte es im Metaversum für Nutzerinnen und Nutzer geben?
Prof. Dr. Wolfgang Broll: Da es eher so etwas sein wird wie das World Wide Web, wird prinzipiell jeder die Möglichkeit haben, entsprechend teilzuhaben. Es braucht nur eine gewisse technische Ausstattung. Auf der anderen Seite: In so einem Metaversum wird es selbstverständlich immer irgendwo exklusive Orte geben, wie es in der Realität auch der Fall ist. Ich komme ja auch in der Realität nicht in jeden Club rein. Und so wird es dort selbstverständlich auch sein. Auch die negativen Aspekte der Realität wird es im Metaversum weiterhin geben. Es wird nicht die schöne neue Welt. Es wird dort genauso Vor- und Nachteile und Beschränkungen geben: Wenn ich das will, kann ich mir dort mein eigenes kleines Paradies schaffen, es wird beispielsweise auch Möglichkeiten geben, Geld zu verdienen – aber es wird selbstverständlich auch dort die Schattenseiten der Realität geben, wie etwa Kriminalität.
MEDIEN360G: Sprechen wir hier von so etwas wie Daten- und Identitätsdiebstahl?
Prof. Dr. Wolfgang Broll: Die Privacy-Aspekte sind ein nicht zu unterschätzender Punkt. Ein Beispiel: Um mit einem realistischen Avatar in so eine virtuelle Welt zu gehen, muss ich selbstverständlich viele Informationen von mir preisgeben. Und der Identitätsdiebstahl ist da auf jeden Fall auch ein großer Punkt. Beim Metaversum muss ich letztendlich durch diese Verschmelzung von Realität und Virtualität auch immer den Benutzer tracken, das heißt, wissen, wo er sich gerade befindet, wie er sich bewegt und was er gerade macht – und zudem das, was er hört und spricht, übertragen. Da besteht dann selbstverständlich immer potenziell die Gefahr, dass jemand Zugriff auf die Daten bekommt, der da nicht Zugriff haben sollte. Wie man das alles abgesichert bekommt, ist also schon ein Aspekt, den man sich sehr genau anschauen muss. Es gibt aber sicherlich noch ganz andere Aspekte. Eine Sache – und das ist ja damals schon bei Stephenson rausgekommen – und das haben wir ja auch bei der Matrix gesehen: Warum ist es für manche dann überhaupt noch attraktiv sich in der Realität aufzuhalten, wenn ich in der Virtualität machen kann, was ich will? – Weil ich dort ein Leben haben kann, wie ich es mir erträumt habe, was in der Realität nicht möglich wäre und ich dort sein kann, wer ich will. Diese Aspekte werden dann selbstverständlich auch irgendwann eine Rolle spielen.
MEDIEN360G: Was fänden Sie besonders reizvoll am Metaversum? Kurzum: Was würden Sie dort anstellen?
Prof. Dr. Wolfgang Broll: Ich glaube, ich bin dafür zu abgeklärt. (lacht) Ich beschäftige mich mit Virtualität seit meinem Studium, seit Anfang der 90er Jahre. Ich habe da, glaube ich, eine zu sehr technische Sicht auf das Ganze, um zu sagen: Was will ich da? Mir geht es vielmehr darum: Wie kann man das hinbekommen, dass man die Sachen noch realistischer macht, dass sie noch überzeugender sind, dass sie sich wirklich von der Realität nicht mehr unterscheiden? Es ist immer wieder schön zu sehen, was man jetzt machen kann, worüber man vielleicht schon vor 20 Jahren nachgedacht hat, als einfach die Technik noch nicht so weit war. – Und auf der anderen Seite stellt man wiederum fest, dass manche Probleme, die vor 30 Jahren noch nicht gelöst waren, auch heute noch nicht gelöst sind. (lacht) Es gibt immer etwas zu tun und das wird sicherlich mein Berufsleben überdauern, weil es da immer noch ganz viele offene Punkte geben wird.
MEDIEN360G: Herr Prof. Dr. Broll, haben Sie herzlichen Dank für das Interview!
Ein weiteres Projekt unter dem Mehr Meta-Aspekt an der TU Ilmenau
Mit dem CO-HUMANICS-Projekt erschafft die TU Ilmenau derzeit einen weiteren wichtigen Zugang zu digitalen Welten, die zukunftsweisend sind.
Prof. Dr. Wolfgang Broll erklärt dazu: "DasCO-HUMANICS-Projekt ist ein von der Carl-Zeiss-Stiftung gefördertes Projekt, das mittels Augmented Reality die Möglichkeit schafft, Leute virtuell zu besuchen. Man bekommt sie gewissermaßen wie ein Hologramm in seine Umgebung eingeblendet, kann sich mit ihnen unterhalten, vielleicht auch zusammen Karten spielen oder Bilder anschauen. Das sind ebenfalls Aspekte, die Teil des Metaversums sind: dass ich mich, auch wenn ich physisch vielleicht gar nicht mehr in der Lage bin oder es mir aus anderen Gründen gerade nicht möglich ist, an Orte begeben kann und dort nicht nur rein virtuell, sondern tatsächlich quasi in deren realer Umgebung bin. Das bedeutet, dass ich gerade mit Technologien wie mit Augmented Reality hier wirklich meine eigene Umgebung entsprechend erweitern kann und dort hinein nicht nur Gegenstände, sondern auch andere Personen hinein hole, die sich an einem anderen Ort befinden. Und für diese ist es genau umgekehrt: Für sie ist es so, als kämen die Leute bei ihnen zu Besuch. Jeder hat sozusagen bei sich zuhause die Menschen, mit denen er sich gerade trifft und das Erlebnis, als wären sie gerade tatsächlich da. Das ist ein schöner Ausblick. Wenn ich mir denke, dass mich meine Kinder später im Alter besuchen würden – so virtuell -, fände ich das auf jeden Fall viel besser, als wenn sie gar nicht mehr vorbeikommen würden."