Porträt von Martin Machowecz 15 min
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Martin Machowecz leitet seit 2017 das Büro von "ZEIT im Osten". Im Gespräch erklärt er, wie DIE ZEIT nach Sachsen kam und warum es in Deutschlands größter Wochenzeitung einen eigenen Regionalteil für Ostdeutschland gibt.

Do 24.09.2020 15:05Uhr 14:53 min

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MEDIEN360G im Gespräch mit... Martin Machowecz | Zeit im Osten

30. September 2020, 14:31 Uhr

Martin Machowecz ist Journalist bei "Der Zeit". Seit 2017 leitet er das Büro "Zeit im Osten" in Leipzig. Im Gespräch erklärt er, wie die "Zeit" nach Sachsen kam und warum es in Deutschlands größter Wochenzeitung einen eigenen Regionalteil für Ostdeutschland gibt.

Steffen Grimberg: Wir sind zu Gast bei Martin Machowecz. Er leitet das Büro Zeit im Osten. Das ist eine eigene kleine Einheit der Wochenzeitung Die Zeit aus Hamburg in Leipzig. Herr Machowecz, Zeit im Osten. Ja, wieso, weshalb, warum gibt es das eigentlich? Es gibt ja nicht Zeit im Westen oder Zeit im Süden.

Martin Machowecz: Ich glaube in erster Linie, um ein Versäumnis aufzuarbeiten und aufzuholen, was viele überregionale Medien in den letzten 20, 30 Jahren gemacht haben: nämlich, dass Journalismus über Ostdeutschland, wenn er überregional stattfand, immer aus dem Westen kam und die Reporter höchstens mal einflogen, wenn hier eine große Krise ausbrach. Und wir haben versucht und beschlossen, dass es eigentlich ganz gut wäre ein Büro zu haben, eine Redaktion zu haben, die hier im Osten ist, die aus dem Osten ganz alltäglich berichtet und Normalität auch vorfindet und beschreibt. Und das wollen wir machen. Wir wollen sozusagen dafür sorgen, dass sich der Osten von den überregionalen Medien nicht völlig ignoriert und ausgeblendet fühlt, sondern ganz selbstverständlicher Bestandteil davon ist. Und deswegen gibt es uns.

Steffen Grimberg: Zeit im Osten gibt es, glaube ich, seit zehn Jahren. Wie hat sich das entwickelt? Und ist da was spürbar? Dass da also Brücken gebaut werden quasi in den Westen?

Martin Machowecz: Also ich weiß noch, als wir vor zehn Jahren anfingen, damals noch in Dresden. Wir sind inzwischen nach Leipzig umgezogen und damals auch mit einem speziellen Fokus noch auf Sachsen. Da habe ich noch hier bei Landräten und Kommunalpolitikern angerufen und musste den erklären, was Die Zeit eigentlich ist. Die hatten noch nie davon gehört. Das ist total interessant. Dann habe ich gesagt: "Ja, das ist die Zeitung mit dem Herausgeber Helmut Schmidt.", und so. Und dann war sie langsam ein Begriff. Aber so richtig bekannt war das hier noch nicht. Und das hat sich natürlich total verändert. Am Anfang wurden wir auch noch gefragt: "Mensch, Journalismus über den Osten. Muss man denn heute überhaupt noch Ostdeutschland sagen?" Das fragt heute keiner mehr. Wir sehen ganz eindeutig, dass der Osten eigene Themen, eigene Befindlichkeiten, eigene Schwierigkeiten, aber auch eigene tolle Seiten hat. Und das es auch Sinn macht und sinnvoll ist, das zu beschreiben. Und da gibt es eine totale Entwicklung hin, glaube ich, dass man sagt, Journalismus aus Ostdeutschland muss was ganz Selbstverständliches sein. Und inzwischen haben auch andere Medienhäuser das erkannt, also auch viele andere Kollegen sind inzwischen ja hier und versuchen, was Ähnliches wie wir zu machen.

Steffen Grimberg: Trotzdem bleibt ja bei vielen Menschen in Ostdeutschland das Gefühl, dass sie schon beschrieben haben, sie kommen nicht vor, oder Ostdeutschland wird immer dann Thema, meinetwegen auch in den Nachrichten wie heute, Tagesschau oder RTL aktuell, wenn wieder Übergriffe von Rechten waren, wenn es irgendwelche anderen schlimmen Dinge gibt. Und ansonsten kommt der Osten relativ wenig vor. Würden Sie diese Analyse heute noch teilen?

Martin Machowecz: Also, das ist natürlich ein Prozess. Man hat schon erlebt, dass in den zehn, zwanzig Jahren nach der Einheit der Osten extrem wenig vorkam, dass es auch ganz wenige ostdeutsche Kollegen in den Redaktionen der überregionalen Medien gab. Und ich habe das Gefühl, dass sich das in den letzten zehn Jahren aber auch stark verändert hat. Also wir haben bei der Zeit inzwischen eine ganze Reihe von Kolleginnen und Kollegen, die aus dem Osten kommen, für die das hier die Heimat ist, wie für andere Kollegen das Ruhrgebiet die Heimat ist und die die Geschichten von hier reinbringen und die Haltungen von hier reinbringen. Und deswegen verändert sich da auch was. Aber natürlich ist das was, was lange dauert und was auch echt ein Prozess ist. So 20 Jahre Entfremdung, die davor lagen, holt man ja nicht in ein paar Monaten wieder auf.

Steffen Grimberg: 20 Jahre Entfremdung und auch davor ja eine, sagen wir mal getrennte Zeit, wo man auch nur spärlich oder in bestimmten Weisen gefärbt, übereinander Bescheid wusste. Gibt es denn da einen Unterschied zwischen den Medienarten? Sie arbeiten für eine Wochenzeitung. Viele überregionale Zeitungen machen jetzt mehr Berichterstattung aus den, auch nach 30 Jahren immer noch neuen Ländern, und das ist festzustellen. Auf der anderen Seite, wie sieht es im Fernsehen aus? Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt Haseloff redet ja gerne etwas ironisch von ARD und ZDF immer noch als Westfernsehen.

Martin Machowecz: Ja, das ist bei denen natürlich im Grunde dasselbe Problem. Wenn man sich anschaut... Reiner Haseloff erzählt das ja ganz gerne, wenn er irgendwie mal ein Redaktionsbesuch bei der Tagesschau gemacht hat, und wie er dann mal gefragt hat: "Gibt es denn hier eigentlich Ostdeutsche?" Und dann meldet sich irgendwie nur der Praktikant. Das ist, glaube ich, vor ein paar Jahren noch akut gewesen. Auch das ändert sich ganz langsam. Ich habe das Gefühl, dass inzwischen auch in den großen wichtigen Nachrichtenredaktionen der Fernsehsender, der eine oder andere Ostdeutsche vorkommt. Aber ja, schaut man sich die Sendezeiten an, schaut man sich an, in welchen Fällen hier berichtet wird und was so die Normalitäten sind in der Berichterstattung auch, da muss man schon sagen, das ist immer noch häufig sehr westdeutsch.

Und daraus entsteht auch eine Debatte die politische Debatte jetzt um die Rundfunkgebühren. Die kommt natürlich auch daher, dass viele ostdeutsche Politiker sagen: "Hey, komm ich schon ganz schön wenig vor. Wir haben ja immer noch relativ wenig Sendezeit. Und wenn ihr über politische Vorgänge und Prozesse berichtet, dann meistens aus westdeutschem Blick. Und solange sich das nicht ändert, können wir unseren Leuten auch nicht erklären, dass die mehr Rundfunkgebühren zahlen sollen." Ja und da ist schon auch ein bisschen was dran. Also, die Debatte kommt ja nicht ganz aus dem luftleeren Raum.

Steffen Grimberg: Braucht es dann eine Quote für den Osten? Das ist ja durchaus in der Diskussion. Einige Journalistinnen und Journalisten aus Ostdeutschland fordern das recht vehement. Was ist da Ihre Meinung?

Martin Machowecz: Das ist eine schwierige Frage. Also ich beschäftige mich auch häufig mit dem Umstand, dass es so wenige ostdeutsche Führungskräfte gibt, dass sowohl in den Gerichten, als auch an den Unis, als auch in den großen Unternehmen nur ganz wenige Ostdeutsche in Führungspositionen sind. Und (ich) habe da in den letzten Jahren schon ab und zu der Annahme geneigt, dass man da vielleicht eine Quote bräuchte. Was die Redaktionen selbst angeht, nehme ich wahr, dass sich das auch ohne Quote ganz langsam ändert. Das Problem ist so ein kleines bisschen, wenn man sich zum Beispiel Journalisten-Schulklassen heute anschaut, auch die sind immer noch total westdeutsch dominiert. Das liegt daran, dass Journalismus ein Beruf ist, den man sich ein bisschen leisten können muss. Also Leute, die Journalisten werden, die haben ja keine ganz sichere Verdienstperspektive, die haben keine ganz sichere Karriereperspektive. Deswegen sind es häufig Leute, die aus einem sozial "gesettelten" Umfeld kommen, die sagen: "Wir probieren das mal. Wir schaffen das schon." Und das sind offenbar überdurchschnittlich häufig Leute aus dem Westen, weil es im Osten eben noch nicht so selbstverständlich ist.

Steffen Grimberg: Der Journalist Birk Meinhardt, der lange bei der Süddeutschen Reporter war, hat ein Buch geschrieben, dass er sich ja von seiner Zeitung entfremdet hat, dass er also gemeint hat, diese Zeitung ist eben auch eigentlich nie aus dem Westen rausgekommen. Und er vertritt die These: Wer die Wende, den totalen Wandel aller Lebensumstände, der hier über die Menschen in der ehemaligen DDR dann hereingebrochen ist, muss man ja fast sagen, nicht miterlebt hat, der könne quasi gar nicht sich dem Ganzen hier entsprechend nähern. Das ist ja die Frage nach dieser Ost-Identität. Wie ist Ihre Position? Gibt es das?

Martin Machowecz: Eine Ost-Identität gibt es auf jeden Fall. Es gibt vielleicht sogar nicht nur eine Ost-Identität, sondern ganz viele verschiedene. Ich erlebe jetzt bei Leuten in der Generation derer, die vielleicht so was um die 25 bis 35 sind, dass die auch eine ganz eigene Ost-Identität haben, weil die in den Neunzigern aufgewachsen sind, in einer Zeit, in der ihre Eltern sich umorientieren mussten, in einer Zeit, in der sich für die irgendwie, auch als Kinder, das komplette Leben geändert hat. Also ich würde sagen, das macht schon einen Unterschied, ob man in den Neunzigern im Osten oder im Westen aufgewachsen ist. Und so gibt es für die Generation, die noch die DDR viel bewusster erlebt hat, natürlich noch eine viel größere und stärkere auch geschichtliche und historische Ost-Identität. Und natürlich setzt sich das fort. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ein Westdeutscher nicht in der Lage wäre, über den Osten zu berichten. Sondern ich glaube, da ist einfach eine Vielstimmigkeit der Blicke wichtig. Es ist total gut, dass es auch Westdeutsche gibt, die hierherfahren und sich eine Pegida-Demo angucken. Ich würde mir wünschen, dass es genauso selbstverständlich wäre, dass ein Ostdeutscher, weiß ich nicht, in Frankfurt am Main über die Banken berichtet und dass ein Ostdeutscher in Hamburg über die Hafen- und Reedereibetriebe berichtet, da muss es einfach eine Normalität geben. Die ersten Ostdeutschen in den überregionalen Medien, zu denen ja auch Birk Meinhardt gehörte, die hatten das natürlich schwerer, als wir es heute haben, weil die waren wirklich noch Exoten. Die sind wirklich noch in der Situation gewesen, dass sie an vielen Stellen aneckten und vielleicht einen anderen Ton hatten. Vielleicht eine andere Sicht auf viele Dinge. Und das ist vielleicht noch nicht in jedem Fall die absolute Offenheit gab, sich das anzuschauen. Und ich glaube aber, dass gerade dieser Punkt einer ist, von denen man jetzt spürt, dass sich da was tut und schon getan hat.

Steffen Grimberg: Könnte da auch eine Rolle spielen, dass ja Medien hier in den neuen Ländern zum Teil ohnehin etwas kritischer gesehen werden? Wir haben ja bei den einschlägigen Demos das Wort "Lügenpresse" oder "Staatsfunk" gehört. Das sind vielleicht Extremfälle. Aber es gibt ja auch durchaus eine, sagen wir mal ernstzunehmende Kritik. Sie haben einiges schon genannt, dass eben der Osten kaum vorkommt, die Lebenswirklichkeit der Menschen hier sich nicht wiederfindet in der Berichterstattung und generell den Medien unterstellt wird, eben doch eine sehr westliche Sicht zu haben, die dann gerne mit dem Begriff "Mainstream" zusammengefasst wird.

Martin Machowecz: Ein Problem des Ostens ist, dass hier keine überregionalen Medien ihren Sitz haben. Es ist einfach so, dass Die Zeit nun mal ihre Zentrale in Hamburg hat und Der Spiegel auch und die Süddeutsche in München sitzt und die FAZ in Frankfurt und das wird sich auch nicht ändern. Es wäre natürlich total gut für eine Region wie diese, die so ein wichtiger Teil der Republik ist, der so eine interessante Geschichte hat, wenn es ja auch mal so einen richtigen Klotz, so einen richtigen Hauptsitz eines wichtigen Mediums gäbe. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk könnte meiner Meinung nach vielleicht eine Vorreiterrolle spielen, vielleicht doch irgendwie mal darüber nachzudenken, ab und zu dann, wenn eine Entscheidungsstruktur geschaffen wird oder wenn eine Chefredaktion neu besetzt wird oder was auch immer, vielleicht mal zu überlegen: "Hey, wäre da vielleicht Leipzig mal ein besserer Ort als manch anderer im Westen?" Also ich glaube, wenn da mal was passieren würde, wäre es toll. Was die Regionalzeitungen angeht, also die werden natürlich auch immer schlecht geredet. Dabei sind sie auch echt große, stolze Blätter mit immer noch sehr vielen Lesern, die sich viele westdeutsche Redaktionen, glaube ich, wünschen würden in dieser Zahl und in dieser Größe.

Steffen Grimberg: Zeit im Osten funktioniert also. Wenn ich richtig informiert bin, erscheinen diese Seiten aber ja nur hier in der Auflage in den neuen Ländern. Warum "mutet" Die Zeit die nicht allen ihren Leserinnen und Lesern zu?

Martin Machowecz: Also es ist tatsächlich so, wir erscheinen in den fünf Ost-Ländern mit den Regionalseiten Zeit im Osten. Wir haben in Der Zeit auch andere regionale Ausgaben. Es gibt eine Nordausgabe in Hamburg. Wir haben in Österreich und in der Schweiz Ausgaben. Also im Grunde muss man den Westen ein bisschen bemitleiden, dass sie so etwas Tolles nicht haben. Aber wir fahren tatsächlich zweigleisig. Also wir wollen, dass die Texte und Inhalte und die Sachen, die wir hier machen, aus dem Osten überall in Deutschland gelesen werden. Und deswegen ist einer der zentralen Aufgaben dieses Büros ein Korrespondentenbüro zu sein und in allen Ressorts der Zeitung, die wichtigen großen Stücke von hier unterzubringen, was jede Woche passiert. Und ergänzend und vertiefend gibt es dann noch drei Regionalseiten, die das sozusagen nochmal verdichten und wo noch mal Themen noch ausführlicher behandelt werden können.

Wenn Sie mich fragen, warum erscheint das nicht im Westen kann ich sagen, es ist toll, dass Die Zeit sich so Seiten leistet. Es wäre einfach so natürlich noch mal ein riesiger wirtschaftlicher Aufwand zu sagen: "Hey, da legen wir jetzt in die komplette Auflage rein." Deswegen diese Zweiteiligkeit sozusagen, Korrespondentenbüro auf der einen Seite und Regionalseiten auf der anderen Seite.

Steffen Grimberg: Letzte Frage, es gibt in der ganzen Debatte "Ost-West und wie wichtig ist das nach 30 Jahren?" ja auch Stimmen, die sagen: "Mein Gott, ich kann das nicht mehr hören und nach 30 Jahren sollte doch vielleicht eigentlich mal gut sein." "Wir sind hier ein Deutschland mit mittlerweile eben einer 30-jährigen gemeinsamen Erfahrung. Viele junge Menschen kennen gar kein anderes Deutschland mehr." Wie ist da Ihre Haltung und würde vielleicht so etwas wie Zeit im Osten dann irgendwann nicht mehr gebraucht?

Martin Machowecz: Reiner Haseloff sagt ja: "Ost-West-Unterschiede dauern noch so ungefähr hundert Jahre an." Ich weiß es nicht. Vielleicht dauert es auch länger. Ich finde das gar nicht schlimm, dass es Ost-West-Unterschiede gibt, im Gegenteil. Deutschland ist sowieso ein Land mit ganz vielen verschiedenen Regionen und ganz vielen verschiedenen Kulturen. Und das ist doch cool, wenn der Osten selbstbewusst sagt: "Hey, wir haben dies und jenes, was bei uns anders läuft." Und der Westen auch. Und man kann sich auch gegenseitig befruchten. So funktioniert ja unsere Republik. Deswegen habe ich gar nicht so einen Einheitlichkeitsfetisch, dass das sich irgendwie unbedingt angleichen muss. Klar, ich würde mich freuen, wenn Ostdeutsche mal genauso viel Geld verdienen wie Westdeutsche und wenn Ostdeutsche auch in Führungspositionen kämen. Aber dass es kulturelle Unterschiede gibt, finde ich total okay. Ich nehme wahr, dass es vor so fünf, sechs, sieben, acht Jahren noch so eine, Frank Richter nannte das mal "politische Korrektheit" gab, dass man nicht mehr von Osten und Westen reden wollte, weil man hoffte, dass die Unterschiede auch weggehen, wenn man sie einfach nicht mehr ausspricht. Und ich glaube, da hat sich das Bewusstsein total geändert. Inzwischen sind diese Unterschiede so offensichtlich. Man hat es in den Wahlergebnissen gesehen. Man hat das bei den Demos auf den Straßen gesehen. Man sieht es sozusagen in jeder Deutschlandkarte, wo irgendwie verschiedene regionale Gegebenheiten verglichen werden. Der Osten ist einfach anders als der Westen und die Unterschiede gehen höchstens dann weg, wenn man darüber spricht. Und deswegen ist das Aussprechen dieser Unterschiede, glaube ich, viel wichtiger als es nicht auszusprechen. Und das gerade jetzt Leute, die 20 sind - wir hatten gerade noch eine Hospitantin, die war knapp über 20 und erzählte uns, dass in ihrer Generation jetzt ein ganz neues, noch stärkeres Ost-Bewusstsein ausgebrochen ist. Wo man die Leute, die wegziehen wollen, sozusagen schief anschaut, weil man doch jetzt hierbleibt. Das scheint sich auch in den Generationen fortzusetzen, was einfach nichts mehr mit der DDR zu tun hat, sondern mit dem eigenen kulturellen Hintergrund, mit dem, was man so erlebt hat, und finde ich auch gar nicht schlecht ist.

Steffen Grimberg: Martin Machowecz, herzlichen Dank für das Gespräch.

Martin Machowecz: Sehr gerne. Danke.

Weitere Infos zum Autoren Steffen Grimberg

Steffen Grimberg, Jahrgang 1968, stammt aus dem Ruhrgebiet und volontierte 1991 bei der aus dem Erfurter SED-Bezirksorgan Das Volk hervorgegangenen Thüringer Allgemeine. Schon zu DDR-Zeiten war für ihn Leipzig die spannendste Stadt in Ostdeutschland, weshalb er nach Stationen in Köln, Berlin und Hamburg 2016 beim MDR anheuerte.