Ein kleines Mächen bewundert den erleuchteten Weihnachtsbaum, der mit Hutschenreutherkugeln geschmückt ist.
Was hat es mit der Tradition, eine Tanne ins Haus zu hoekn, auf sich? Bildrechte: imago images/Moritz Müller

Der Redakteur | 10.12.2024 Tradition: Warum stellen wir einen Weihnachtsbaum auf?

11. Dezember 2024, 12:45 Uhr

Klassisch wird am Morgen des Heiligen Abends der Baum geschmückt, oder? Aber praktisch stehen die Weihnachtsbäume vielerorts schon im Advent. Letztlich kann es natürlich jeder halten, wie er will. Wir suchen trotzdem die Antwort bei den Wurzeln des Baumes.

Thomas Becker
Bildrechte: MDR/Christoph Falkenhahn

Schon lange vor dem Christentum spielten im Winter immergrüne Pflanzen eine Rolle. Sie symbolisierten Lebenskraft und Hoffnung. So schmückten die Römer ihre Häuser zum Jahreswechsel mit Lorbeerzweigen, und in nördlichen Gegenden sollten Tannenzweige böse Geister abwehren.

Mit der Zeit verbanden sich diese heidnischen Bräuche mit christlichen Traditionen - und unser Weihnachtsbaum entstand letztlich aus Ermangelung, gepaart mit etwas Faulheit. Genau genommen ist er nämlich ein Apfelbaum und Teil des Paradieses.


Gedenktag von Adam und Eva

Der 24. Dezember war nämlich ursprünglich der Gedenktag von Adam und Eva. In den Kirchen wurde zu diesem Anlass das Paradiesspiel aufgeführt, das an den Sündenfall erinnern sollte, erklärt der Theologe und Brauchtumsforscher Prof. Manfred Becker-Huberti. Da echte Apfelbäume im Winter kahl waren, verwendete man auch hier immergrüne Bäume, nördlich der Alpen waren das nun einmal Nadelgehölze.

Daran kamen ein paar Äpfel, die eigentlich als Vitaminquelle für den Winter gedacht waren, fertig war der Paradiesbaum. Dass man den schon Wochen zuvor mit Äpfeln bestückt hat, die auch gegessen wurden, ist unwahrscheinlich.


Ist das Kult oder kann das weg?

Mit dem Paradiesspiel war der Kirchentag aber noch nicht zu Ende. Nach Adam und Eva wurde auch Jesus gefeiert. Und zwar mit dem Krippenspiel, das wir heute auch noch kennen. Und weil sich offensichtlich niemand an der verbliebenen Kulisse störte, stand der Baum auch während des Krippenspiels in der Kirche und blieb auch dort, während das Paradiesspiel in Vergessenheit geriet.

Der Sündenfall war schließlich im Gegensatz zur wunderbaren Geburt des Erlösers nicht gerade ein Grund zum Feiern. Aus den Äpfeln sind heute mittlerweile Kugeln geworden. Den Rest seines Schmuckes verdankt der Baum dem Auszug aus der Kirche und Martin Luther.

Unser Weihnachtsbaum ist ein Mix aus allem: Er vereint das Brauchtum der Innungen, die kleine Geschenke an die Bäume hängten, und das Paradiesbaum-Spiel.

Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti, Theologe und Brauchtumsforscher

Weihnachtsbaumschmuck
Aus den Äpfeln von früher sind heute mittlerweile Kugeln geworden. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Der Baum als Symbol für Hoffnung und Gemeinschaft

Es war Martin Luther, der das Weihnachtsfest aus den Kirchen in die Familien trug und der Baum zog einfach mit. Im 16. Jahrhundert stellten auch die Innungen Bäume auf für ihre "Betriebsweihnachtsfeiern", man schmückte den Baum mit kleinen Geschenken für die Kinder. Den Adligen hingegen verdanken wir die Kerzen. Ursprünglich waren es zwölf an der Zahl.

Diese beiden Bräuche wuchsen im Lauf der Jahrhunderte zusammen. Das heißt, wir haben heute Bäume, die die Kerzen enthalten, aber dann auch irgendwelche Sachen, die ursprünglich Geschenke waren.

Die Kerzen standen sinnbildlich für die zwölf Monate des Jahres, waren das Licht der Hoffnung und des Glaubens. Die letzte Kerze des Baumes wurde aufbewahrt und damit wurden dann im nächsten Jahr die Kerzen des neuen Weihnachtsbaumes entzündet. Mit der Tendenz zu Heiligabend oder vielleicht gar erst am 25. Dezember? Man weiß es nicht.

Denn eigentlich hatte man die Hände am 24.12. gar nicht frei, denn man betete in der Kirche in den ersten Weihnachtsfeiertag hinein, den Geburtstag von Jesus. Der 24.12. ist nämlich nur der Vorabend des Geburtstages, erklärt Prof. Becker-Huberti. Aber das ist eine andere Geschichte. 

MDR (ifl,thk)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 10. Dezember 2024 | 15:45 Uhr

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