Der Redakteur | 12.12.2023 Wie gründe ich einen gemeinnützigen Verein?
Hauptinhalt
12. Dezember 2023, 18:30 Uhr
Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Doch woran erkenne ich, ob ich mein Geld in seriöse Hände gebe - und wie sammle ich selbst rechtssicher Spenden ein?
Es sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Das Spendensammeln ist grundsätzlich erlaubt. Das ist eine gute Nachricht für alle, die Gutes tun wollen, bedeutet aber auch: Theoretisch können sich auf dem Markt auch sehr schnell unseriöse Truppen tummeln. Für einen ersten Check ist das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen die richtige Anlaufstelle. Das DZI gibt ein Spendensiegel aus und führt ein Zentralregister der Organisationen, die dieses Siegel führen dürfen.
Die Überprüfung wird jährlich durchgeführt und kostet eine Grundgebühr von 500 Euro und einen Zusatzbetrag in Höhe von 0,035 Prozent der jährlichen Gesamteinnahmen. Abgesehen von der "Positivliste" führt das DZI auch eine "Negativliste", darauf finden sich Organisationen wieder, vor denen ausdrücklich gewarnt wird. Thüringen ist zudem eines von drei Bundesländern, die ein Sammlungsgesetz haben.
Dabei geht es um Sammlungen, die in der Öffentlichkeit durchgeführt werden, also die klassische Sammelbüchse in der Fußgängerzone oder das Sammeln von Haus zu Haus. Beantragt werden kann die Erlaubnis bei der Gemeinde oder der Stadt, wo gesammelt werden soll. Ist es der Kreis, dann ist das Landratsamt zuständig. Für Sammlungen in ganz Thüringen wäre das Landesverwaltungsamt zuständig.
Wer nur unter Personen sammelt, mit denen er durch persönliche Beziehungen verbunden ist, braucht keine Erlaubnis. Das gilt auch für Sammlungen, die zeitgleich mit einer Versammlung in abgegrenzten Räumen oder Grundstücken stattfinden, also die klassische Mitgliederversammlung eines Sportvereins zum Beispiel.
Die Tücken privater Initiativen
Grundsätzlich kann man für in Not geratene Menschen Geld einsammeln, es gibt einschlägige Online-Plattformen, die man dafür nutzen kann. Einige sind selbst gemeinnützig, andere verdienen damit Geld, das sollte man wissen. Sehr erfolgreich sind hier oft Sammlungen für Privatpersonen, die zum Beispiel Geld für eine teure OP brauchen oder deren Haus abgebrannt ist.
Oft kommt hier mehr Geld zusammen, als tatsächlich gebraucht wird, oder Versicherungen zahlen dann doch oder staatliche Hilfen fließen zusätzlich. Spendenempfänger sollten sich unbedingt Rat beim Steuerberater holen. Aber neben der rechtlichen Seite gibt es auch soziale Aspekte, die hinterher immer wieder zu Problemen führen.
Wenn zum Beispiel die Begünstigten so viel Geld bekommen, dass das Haus am Ende aus Sicht der einst Hilfsbereiten "goldene Türklinken" bekommt. Neid sei auch in solchen Fällen keine Seltenheit, sagt Burkhard Wilke. Er empfiehlt deshalb, sich an Stiftungen zu wenden, die sich um Einzelschicksale kümmern, die durch die vorhandenen Hilfsnetze gefallen sind.
Es gibt zum Beispiel die Hans-Rosenthal-Stiftung oder die Marianne-Strauß-Stiftung, die Hilfe für Bedürftige organisieren, die durch das Raster der staatlichen und sozialen Hilfen durchgefallen sind.
Wie gründe ich einen gemeinnützigen Verein?
Wer sein Spenden-Projekt auf eine rechtliche, sichere Basis stellen will, der sollte über eine Vereinsgründung nachdenken. Das schließt aber nicht aus, sich vorher nach Vereinen umzuschauen, die es schon gibt. Wer sich beispielsweise in Afrika engagieren will, findet unter Umständen Organisationen, die ähnliche Ziele verfolgen und mit denen man zusammenarbeiten kann. Die haben schon das Knowhow, das man sich erst aneignen muss.
In vielen Fällen ist es besser und wirtschaftlicher, eine solche Sammlung über eine etablierte Organisation zu machen.
Wer vom Schlage "Selbst ist der Mann" ist, der braucht noch mindestens sechs weitere Enthusiasten, um den Verein zu gründen. Dann ist ein bisschen Papierkram nötig, Businessplan und Vereinssatzung müssen verfasst werden, da gibt es Unterstützung auf der Seite "Gründerplattform" von der KfW und dem Bundeswirtschaftsministerium.
Hier finden Sie auch Online-Lehrgänge und anderes Informationsmaterial. Das Bundesjustizministerium hat auch eine Mustersatzung auf seiner Website. Im Ergebnis hat man dann eine juristische Person geschaffen, die vom örtlichen Finanzamt als gemeinnützig anerkannt werden kann, die ein Konto hat und auch Fördermittel beantragen kann. Das heißt: Man ist nicht unbedingt komplett auf Spenden angewiesen.
Zum Aufklappen: Wie gründe ich einen gemeinnützigen Verein?
- Vereinsidee entwickeln und mindestens sechs weitere Mitglieder finden
- Businessplan schreiben und Vereinssatzung entwerfen
- Gründungsversammlung abhalten und protokollieren
- Vorstand wählen
- weitere Organe wählen - z. B. Vertreterversammlung, Kassenwart, Beirat etc.
- Vereinssatzung verabschieden und von mindestens sieben Mitgliedern unterschreiben lassen
- Unterschriften notariell beglaubigen lassen
- Gemeinnützigkeit vom Finanzamt prüfen lassen
- Verein im Vereinsregister eintragen
- Geschäftskonto eröffnen
- evtl. Fördergelder beantragen
Quelle: Gründerplattform von KfW und Bundeswirtschaftsministerium
MDR (ost/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 12. Dezember 2023 | 13:25 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/834c774d-f1f5-4dc8-9a85-1fec0bb25d33 was not found on this server.