Landkreis Weimarer Land Zottelstedt - Ortsteil der Stadt Apolda
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14. März 2019, 11:10 Uhr
Verdanken die "Zottelstädter" ihren Ortsnamen den wallenden Mähnen oder zotteligen Frisuren? Ganz auszuschließen ist es laut Namenforscher Prof. Udolph nicht.
Historische Belege:
- (776-786? [802-815]) (Abschrift 12. Jh.): in Zotanesstede (Brevarium sancti Lulli)
- 876 (Abschrift 10. Jh.): Zotanesstat (MGH DLdDt Nr. 170 S. 240)
- 876 (Fälschung 11. Jh.): Zotanestat (MGH DLdDt Nr. 175 S. 270)
- 1215: Zodenstete (Urkunde im Koster Heusdorf)
- 1219: Zotenstete (Dobenecker II Nr. 1849 S. 336)
- 1246: Zotenstete (Dobenecker III Nr. 1323 S. 214)
- 1252: Zotenstede (Dobenecker III Nr. 2067 S. 326)
- 1267: Zozenstete (Dobenecker IV Nr. 70 S. 11)
- 1277: Zotenstete (Dobenecker IV Nr. 1393 S. 199)
- 1284: Sczozenstete (Dobenecker IV Nr. 2318 S. 332)
- 1922: Zottelstedt (StaLA 6)
Zur Bedeutung des Ortsnamens:
Aus dieser Überlieferung wird klar, dass der Namen neben -sted, auch -stet und -stat, ursprünglich nicht Zottel- enthalten hat, sondern zunächst Zotanes-, das sich dann allmählich über Zodenstet, Zotenstet und Zozenstet zu Zottelstedt entwickelt hat. Dabei hat sicherlich das deutsche Wort Zotteln eingewirkt, das aber ursprünglich in dem Namen nicht enthalten war.
Ferner wird deutlich, dass im ersten Teil des Namens ein Personennamen stehen muss. Das ist erkennbar an dem -es- des Bestandteils Zotanes-, es ist der Genitiv eines Personennamens, wahrscheinlich Zotan.
Dieser ist gut bezeugt, schon im Altdeutschen Namenbuch von E. Förstemann wird diese Verbindung vorgeschlagen. Zotan ist eine Erweiterung von Vornamen wie hochdeutsch Zotto, Zoddo, niederdeutsch Toto, Tota. Die Form Zotan findet sich seit dem 8. Jahrhundert in süddeutschen Texten. Für die Herkunft denkt man gern an hochdeutsch zota "Haar, Haarzottel”, mittelhochdeutsch zot(t)e "Haarzotte, Flausch", althochdeutsch zata, zota, zato "Mähne", mittelniederdeutsch tot "Zotte", aber überzeugender ist eine Verbindung mit den zahlreichen Vornamen, die mit german. theuda "Volk" zusammen hängen, wie etwa Dietmar, Dieter, Dettmar und deren Kurzformen wie Theuda, Teuto, Thiodo, Tiedo, Dieto u.a.m.
Eine Erklärung mit Hilfe eines awarischen Titels Tudun "Fürst", der dann als Zotanin den historischen Quellen erscheint, und die gelegentlich vorgeschlagen wurde, ist abzulehnen.
Literatur-Angaben:
E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch. Personennamen, 2. Aufl., Bonn 1900, Sp. 1676,
H. Kaufmann, Ergänzungsband zu: E. Förstemann, Personennamen, München-Hildesheim 1968, S. 424.
E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale, Halle 1957, S. 105.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 285.
A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 56.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 14. März 2019 | 11:10 Uhr