Wartburgkreis Mihla
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Mihla ist die zweitgrößte Gemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Hainich-Werratal Wartburgkreis. Der Ort erstreckt sich auf der Westseite des Hainich in einem kleinen Talkessel der Werra auf einer geschützten Anhöhe über dem Werraknie.
Historische Belege:
- 775 et fisco nostro qui vocatur Milinga super fluvium Uuisera
- (780-802) (Kopie 14. Jh.) Melach
- (um 800) (Kopie 14. Jh.) Milinge
- 973 Ostmilinge … Uuestmilinge; Ostmilinge … Uuestmilingero marcam
- 975 (Kopie 12. Jh.) in marca Ostmilingi
- 1090 Mela
- 12. Jh. (K. um 1160) in Milahen
- 12. Jh. (K. um 1160) in villa Mîlahe, Variante: Malahe
- 1152 Miela
- 1186 Hermannus de Mel
- 1231 Mila
- 1243 Myela
- 1249 in Mila
- 1260 Milaha
- 1262 Mela
- 1272 de Mila
- 1278 Hermanni de Myla
- 1289 Hermanni de Miela
- 1292 Hermanus de Mile
- 1293 de Mila
- 1295 Henricus de Mila
- 1297 Mila
- 1300 Heinricus de Mila
- 1305 Miela
- 1324 de Mila
- 1325 de Mela
- 1349/50 de Mila
- 1487 Myla
- 1796 Mihla
Zur Bedeutung des Ortsnamens:
A. Werneburg und B. Goth sehen in dem Ortsnamen einen von dem Bachnamen Mihlabach, offenbar einem Teilabschnittsnamen des heutigen Lauterbachs, abgeleiteten Namen, der zum Wort für "Mühle" zu stellen ist. B. Goth ergänzt diese Vermutung allerdings mit der Bemerkung: "Der Gewässername Mihla als älterer Name des Baches, der heute die Lauter heißt, könnte auf german. *melh-ՙzermalmen, zerreiben՚ + -aha zurückgeführt werden".
Die Mühle bleibt fern, schon E. Förstemann hatte keine Verbindung mit dem Wort angenommen. Das Wort Mühle, eine Entlehnung als latein. molina(e), enthält nie ein -i-, das die Überlieferung des Ortsnamens deutlich zeigt. Daher ist ein anderer Weg zu gehen. Dabei ist zunächst zu klären, welche Grundform man für den Namen anzusetzen hat. Fast alle Versuche gehen aufgrund der Belege Melach, Milahe u.a. von einem Kompositum mit german. -aha "Wasser, Fluss" aus, dessen zweiter Teil -aha dann im Laufe der Zeit zu -a vereinfacht wurde. Da das bei nicht wenigen Gewässernamen geschehen ist, wird man diesem Weg vertrauen können.
Bevor man sich dem ersten Teil zuwendet, sind aber Bemerkungen zu den Belegen Milinga, Ost- und Westmilinge zu machen. Man weiß nicht, welche Orte damit gemeint sind, vermutet sie aber, und das wohl zu Recht, in der Nähe von Creuzburg (man nimmt auch an, dass die Orte in Creuzburg aufgegangen sind). Sie stehen aber wohl ziemlich sicher in einem Zusammenhang mit Mihla, alt Milaha. Die Bildung auf -ing- ist alt und könnte sich auch wegen der wohl etwas größeren Ausdehnung - dafür spricht die frühe Erwähnung von Westmilinge und Ostmilinge - auf eine Fläche, eine Flur bezogen haben. Die Zusammensetzung mit -ing- bei alten Namen kann zumeist so verstanden werden, dass das, was im ersten Teil steht, hier vorhanden ist (in Göttingen gibt es einen Wasserlauf, niederdeutsch gote, in Groningen, Gröningen ist es grün usw.). Das sollte man bei der Deutung von Mihla berücksichtigen.
Und damit zum ersten Teil von Mil-aha.
Zu diesem hatte E. Förstemann wohl richtig knapp notiert: Zu "Mil in Flussnamen". H. Walther vergleicht damit die Milse aus *Milisa, die in dem Ort Milzau, 9. Jh. Milisa, vermutet wird und denkt zum einen an indogermansich *mel- "mahlen, zerreiben", auch "Sand", zum andern an *mel- "dunkel, schmutzig, schwarz". Weitere Gewässernamen, die hier angeschlossen werden können, haben E. Eichler (Beiträge zur Namenforschung, Neue Folge 16, 1980, S. 49f.), H. Krahe (Beiträge zur Namenforschung 16, 1965, S. 227f.), G. Kvaran Yngvason (Untersuchungen zu den Gewässernamen in Jütland und Schleswig-Holstein. Diss. Phil. Göttingen 1981, S. 13f.) genannt.
Damit sind die Ortsnamenprobleme im Wesentlichen gelöst, es ist bei dem Ortsnamen Mihlavon einem Gewässernamen auszugehen. Zwischen diesem und den Namen Milinga, Ost- und Westmilinge dürfte eine Beziehung bestehen. Kaum zu lösen ist allerdings die Bedeutung des ursprünglichen *mel-oder *mil-: "zerreiben, zermahlen" + "(daraus entstehend) Sand" ist die wahrscheinlichste Lösung.
Literatur-Angaben:
B. Goth
Die Ortsnamen des Raumes Eisenach
Mag.-Arbeit Leipzig 1999, S. 36.
E. Förstemann
Ortsnamen, Altdeutsches Namenbuch
Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, Teil 2
Nachdruck Hildesheim usw. 1983, Sp. 288.
B. Lex
Ortsnamen der ‘Thüringischen Landeschronik’
(Codex Gothanus Chart. B 180)
Mag.-Arbeit Jena 2001, S. 52.
H. Walther
Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts
Berlin 1971, S. 257.
A. Werneburg
Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens
Nachdruck Köln/Wien 1983, S. 10f.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 20. Dezember 2018 | 11:10 Uhr