Kyffhäuserkreis Holzsußra, Marksußra, Rockensußra
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Namenforscher Jürgen Udolph erklärt hier die Bedeutung des Ortsnamens Holzsußra. Es gibt noch zwei Nachbargemeinden die auf -sußra enden. Das ist Rockensußra und ein ehemaliges Kloster Marksußra, das heute zur Stadt Ebeleben gehört.
Historische Belege - die ältesten Belege zeigen noch keine Zusätze:
- 772: [S]û(ue)zore (Walther, S. 234)
- 8. Jh.: Suzare (Wenck II, Nr. 12)
- 876: Suozara (Walther, S. 234)
- 979: Suozare (Förstemann II, 2 Sp. 943)
- 1143: Suzere (Werneburg, S. 85)
- 12. Jh. (K. um 1160): in Suzere (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), I, S. 310)
- 12. Jh. (K. um 1160): in Suzzaren (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II, S. 139)
Holzsußra
- 876 (Kopie 10. Jh.): Holzhus (!),Variante: Holzhusa (!) (MGH DldDt, Nr. 170)
- (um 1000) (Kopie 12. Jh.): Holzhusa(!), Holzsufera (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II, S. 61)
- 12. Jh. (K. um 1160): Holzsuzen,Variante: Holzhusen (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II, S. 177)
- 12. Jh. (K. um 1160): Holzsuze (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II, S. 285)
- 12. Jh. (K. um 1160): in Ruzore (!) (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II, S. 96)
- 1206: de Honsuzere (UB H. Halberstadt I, Nr. 133, S. 387)
- 1293: Holzuzere (Francke, Neue Beiträge III, S. 114)
- 1294: de Holtsozer (UB Eichsfeld, Nr. 722, S. 442)
- 1326: in Holtzsusra (Dipl. et script. I, S. 796)
- 1796: Holzsüßra (Bube 120)
Marksußra
- 1268: de Marchtsuzre (Dipl. et script. I, S. 761)
- 1272: in Marcsusre (UB Eichsfeld, Nr. 531, S. 325)
- 1287: in Marc Suzre (UB Eichsfeld, Nr. 633, S. 385)
- 1287: des … Frauenklosters Marksussern (Reg. Eichstätt, Nr. 1026)
- 1291: Marcosuzer (Werneburg, S. 85)
- 1301: de Abbatissis Marcksusserensibus (Otto, Thuringia Sacra, S. 599)
- 1311: in Susszra, zu Sußra (Otto, Thuringia Sacra, S. 594)
- 1347: in Martsuzere (Otto, Thuringia Sacra, S. 595)
- 1485: Conuentui … Marchsusserensium (Otto, Thuringia Sacra, S. 596)
- 1487: monialibus Marcksusserensibus (Otto, Thuringia Sacra, S. 598)
- 1796: Marktsüßra (Bube 120)
Rockensußra
- 1279: (Abschrift 15. Jh.) in Rockensuren (!) (UB. Erfurter Stifter I, Nr. 490, S. 287)
- 1294: in campis ville Lokinsusre (Francke, Neue Beiträge I, S. 115)
- 1299: Rockenscher (!) (ZVThürGA VI, S. 353)
- 1350: Rockensozzer (Lehnbuch, S. 189)
Zur Bedeutung des Ortsnamens:
Die Ortsnamen sind schwierig. Nach H. Walther ist von einem alten Gewässernamen *S(w)ôtara, einem Nebenfluss der Helbe bei Ebeleben, auszugehen. In diesem könnte man althochdeutsch s(w)uozi, mittelhochdeutsch sûze, sôze "süß" sehen.
Eine andere Möglichkeit kann man in einer Verbindung mit althochdeutsch sioza "Landgut", in Flurnamen auch "Weideplatz, Ansitz, Waldeigentum", sehen, das zum Beispiel in Süßen bei Göppingen gesucht wird. Interessant ist, dass in Hessen auch der Ortsname Rockensüß bezeugt ist. In diesem sieht man einen Personennamen und das hier angesprochene Wort sioza, siaza.
Die Verbindung mit einem - nicht bezeugten - Flussnamen ist schwierig, weil die drei Orte Rockensußra, Marksußra und Holzsußra doch recht weit auseinander liegen und eher auf einen alten Gelände- oder Flurnamen weisen, von dem alle drei ihren Namen erhalten haben. Daher möchte ich doch die Verbindung mit dem alten Wort für "Weideplatz, Landgut" vorziehen. Man muss ja auch bedenken, dass im Gegensatz zur Rockensüß in Hessen die thüringischen Ortsnamen noch einen Zusatz -(a)r- enthalten, der auch noch erklärt werden muss. Dafür bieten sich altgermanische Ortsnamen mit -r-Element wie Artern, Diever, Dinker, Fahner, Kelbra, Nebra u.a.m. an, die so viel besagen, als dass das, was im ersten Teil steht, hier auffällig vorhanden ist (ausführlich dazu J. Udolph, Germanenproblem S. 169-199).
Wenn man also den Weg mit dem Wort siaza, sioza wagt, dann könnte man auf einen altgermanischen Ortsnamen bzw. besser Flurnamen "Weideplatz, Weidefläche" schließen.
Die Zusätze können wohl wie folgt erklärt werden:
- Holzsußra dürfte "Holz" = "Wald" enthalten,
- Marksußra Mark- im Sinn von "Waldwildnis zwischen einzelnen Siedlungsinseln; unverteilter Wald", dazu dann Waldmark, Holzmark;
- Rockensußra dürfte einen Personennamen enthalten, Werneburgs Vorschlag - zu Roggen - passt wohl nicht.
Literatur-Angaben:
E. Förstemann: "Ortsnamen, Altdeutsches Namenbuch" Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, Teil 2, Nachdruck Hildesheim usw. 1983, Sp. 942f.
J. Udolph: "Namenkundliche Studien zum Germanenproblem", Berlin-New York 1994, S. 169-199, vor allem S. 194.
H. Walther: "Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts", Berlin 1971, S. 234.
A. Werneburg: "Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens", Nachdruck Köln/Wien 1983, S. 85.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 13. Dezember 2018 | 11:10 Uhr