Landkreis Sömmerda Ostramondra
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Ostramondra liegt im thüringischen Landkreis Sömmerda. Hinsichtlich der Namendeutung ist es nicht von Großmonra - einem Ortsteil der Stadt Kölleda - zu trennen. Beide Orte stehen im Zusammenhang mit dem Fluss(namen) Monna.
Historische Belege zu Ostramondra:
- 1264: in Monre (mehrfach), de Monre (Dobenecker III, Nr. 3211, S. 503ff., 577)
- 1382: Crafte von Munire (Rote Buch Weimar, S. 57)
- 1395: Ostirmonra (Reg. Wangenheim II, Nr. 155, S. 92)
- 1396: Oster Munre (Regesten Wangenheim II, Nr. 156, S. 92)
- 1407: Ostermunra (Kreis Eckartsberga, S. 144)
- 1461: Ostramundra (Reg. Stolbergica, Nr. 1593, S. 529)
- 1495: Ostermunner (Kreis Eckartsberga, S. 414)
Ist nicht zu trennen von Großmonra:
- 704: (Kopie 11. Jh.) in curte … Monhore (UB Arnstadt Nr. 1 S. 1; die in einer Abschrift des 12. Jahrhunderts überlieferte Urkunde ist die älteste erhaltene Urkunde in der Geschichte Thüringens)
- 1157: Werinhero de Munro (UB. Eichsfeld I, Nr. 111, S. 66)
- 1182: Wernerus de Munre (Codex diplomaticus Saxoniae I A II, Nr. 466, S. 323)
- 1185: Munre (Dobenecker II, Nr. 709, S. 135)
- nach 1210: Muore (!) (Dobenecker II, Nr. 1459, S. 270)
- 1219: Munre (Dobenecker II, Nr. 1849, S. 336)
- 1224: in Můnren (Dobenecker II, Nr. 2143, S. 384)
- 1245: Munre (Dobenecker III, Nr. 1253, S. 204)
- 1262: Munre (Dobenecker III, Nr. 2979, S. 467)
- 1264: in Monre (UB. Eichsfeld I, Nr. 447, S. 273)
- 1265: Mvnre (Dobenecker III, Nr. 3326, S. 522)
- 1289: Meinhardus de Munre (UB. Eichsfeld I, Nr. 649, S. 398)
Monraburg (Burgruine bei Großmonra)
- 1264: Monreburg (Dobenecker III, S. 576f.)
Zur Bedeutung des Ortsnamens:
Zunächst gab es keine Zusätze Groß- oder Oster-, Ostir-, Ostra-, diese werden erst im Lauf des 14. Jahrhunderts nötig, wobei in Ostramondra aufgrund der Lage zu Großmonra Oster-, Ostir- "nach Osten hin liegend" anzunehmen ist.
Der Ortsname ist alt und bisher unterschiedlich erklärt worden. Fast alle Forscher sehen - zum Teil zweifelnd - einen Zusammenhang mit dem Fluss(namen) Monna, jedoch ist dieser Vergleich problematisch, dass zwischen der Quelle der Monna und Großmonra etwa fünf Kilometer liegen. Sprachlich lässt sich eine Verbindung herstellen, aber geographisch bleibt ein Fragezeichen.
H. Walther geht fragend von einem alten Flussnamen aus, von dem dann ein Ortsname mit dem Suffix -ra zu einer indogermanischen Basis *mono- "Nacken, Hals, Höhenrücken", vgl. althochdeutsch mana "Mähne", abgeleitet sei und man somit von einer vorgermanischen Grundform *Monara ausgehen könne.
Das ist eine ansprechende Deutung, für den die Lage der Monraburg und auch vielleicht die Erhebung Meisel sprechen kann.
Das Problem liegt aber daran, dass dt. Mähne, ahd. mana ein -a- enthalten und dieses Wort durchaus für hoch gelegene Ort verwendet wurde (mit Sicherheit z.B. in Meensen < *Manisi), Melle bei Osnabrück, aus *Manila u.a. anschließen können (s. K. Casemir, U. Ohainski, J. Udolph, "Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen", Bielefeld 2003, S. 271ff.). Dazu passt aber das -o- in Monra, -mondra und Monne nicht.
Man muss daher einen anderen Weg gehen. Dieser kann nur über ein ursprüngliches -u- in der ersten Silbe der Namen gehen, denn nur dann kann sich in bestimmten Positionen aus diesem -u- ein -o- entwickelt haben. Und es gibt eine Gruppe von Namen, die hier angeschlossen werden kann.
Mit einiger Sicherheit sind dieses Momm und Momm-Bach, Nebenflüsse des Rheins, 1335 utter Munnen; Munne, Fluss bei Kleve, dazu die Ortsnamen (Nieder-, Ober-) Mörmter, 1144 de Monimento, 1167 Muniment; vor allem aber der ON. Münder im Kreis Hameln-Pyrmont, alt Munimeri, Munnere, der auf eine –r-Bildung *Munira zurückgeht. Bekannt ist dessen St. Annen-Schwefelquelle, "man riecht sie schon aus einiger Entfernung. Sie verdiente den Namen 'Stinkeborn', den die Schwefelquellen in der Umgebung von Bad Münder führten, mit großem Recht", schreibt ein Kenner der Umgebung.
Von hier aus findet man den Zugang zu einer überzeugenden Etymologie: gut bekannt ist die indogermanische Wurzel *meu-, mu- "feucht, modrig, netzen, unreine Flüssigkeit (auch Harn), beschmutzen", darunter sind auch -n-Ableitungen wie mittelirisch mūn "Harn, Urin", die man für unsere Namen gut verwenden kann.
Es ginge demnach um ein Gewässer, dass seines Geruchs wegen so benannt worden ist. Eine Bestätigung für diese These könnte die Realprobe ergeben. Anders ausgedrückt: gibt es Hinweise auf Bodenfunde oder Mineralien im Gebiet von Monna, Ostermondra oder Großmonra, die in irgendeiner Weise durch ihren Geruch auffällig sind?
Literatur-Angaben:
Jürgen Udolph, "Namenkundliche Studien zum Germanenproblem", Berlin-New York 1994, S. 141f.
E. Ulbricht, "Das Flußgebiet der Thüringischen Saale", Halle 1957, S. 249.
H. Walther, "Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts", Berlin 1971, S. 234.
A. Werneburg, "Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens", Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 25.
Über dieses Thema berichtet MDR THÜRINGEN auch im Programm: Servicestunde | MDR THÜRINGEN - Das Radio | 27.04.2017 | ab 11:00 Uhr